Lokaljournalismus unter Druck: Junge Leute wollen neue Medien

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Warum sich junge Mediennutzer öfter ausgeschlossen fühlen, was die Krise des lokalen Journalismus für die Demokratie bedeutet und welche Alternativen sich abzeichnen

Obwohl Netz-Plattformen wie Instagram, Twitter oder Tiktok tendenziell global vernetzte Medienkulturen hervorbringen, bleibt das Lokale für viele, nicht zuletzt junge Menschen auch in Deutschland wichtig. So hat laut dem Medienexperten Christopher Buschow erst kürzlich eine Befragung von Table.Media und dem Meinungsforschungsinstitut Civey gezeigt, dass selbst unter den 18- bis 29-Jährigen 60 Prozent stark an lokalen Nachrichten aus ihrer Gemeinde oder ihrem Stadtteil interessiert sind.

Christopher Buschow, Juniorprofessor im Fachbereich Medienmanagement an der Bauhaus-Universität in Weimar, meldet sich häufig zu Wort zu Aspekten öffentlicher Kommunikation, wie Innovationsförderung im Journalismus.

In seinem aktuellen Beitrag über "Innovationsförderung im Lokaljournalismus" für den "Journalismus Report" geht es ihm leider nicht zuvörderst um (besser) gelingende gesellschaftliche Kommunikation insgesamt. Aber einige Punkte seines Textes scheinen bemerkenswert. Zum Beispiel, wie "Medieninnovationsförderung sich nicht zuletzt auch für den Staat und seinen Haushalt lohnen" könne.

Denn, da ist Buschow zuzustimmen, ein nicht unwesentlicher Teil der (jüngeren) Nutzer:innen in Deutschland äußert sich ausgeprägt unzufrieden gerade hinsichtlich lokaler Informationsangebote. Die Pandemie(-politik) hat laut verschiedenen Studien die angespannte Situation weiter verschärft, weil sich gerade junge Menschen als relativ ausgeschlossen wahrnahmen in den vergangenen mehr als zwei Jahren.

Damit wird es für den Journalismus mit Blick auf jüngere Leute kaum leichter, seine Funktion als wichtige gesellschaftliche Infrastruktur und als Teil öffentlich-kommunikativer Daseinsvorsorge auch und gerade im Lokalen wahrzunehmen. Buschow schreibt:

Wie aktuelle Studien übereinstimmend belegen, besteht auch in einer zunehmend globalisierten Medienwelt nach wie vor große Nachfrage nach lokalen Nachrichten und Informationen. Gleichzeitig existiert bei einem wesentlichen Teil der Nutzer:innen eine ausgeprägte Unzufriedenheit mit den bestehenden Angeboten. Beides zusammen deutet auf Marktlücken hin und eröffnet Innovationschancen sowohl für etablierte Akteur:innen wie auch für Neugründungen.

Bereits heute versuchten etwa Lokalgründungen wie RUMS in Münster, VierNull in Düsseldorf, KATAPULT MV in Greifswald oder auch die Leipziger Zeitung, diese "unternehmerischen Gelegenheiten" in ihren jeweiligen Regionen auszuschöpfen. Allerdings geht es dabei typischerweise um "Leuchttürme" in bestimmten urbanen, wesentlich studentisch und universitär geprägten Gemeinschaften.

Als ein anderes Beispiel für neue Typen von Lokaljournalismus gilt Buschow das stiftungsfinanzierte, gemeinnützige Recherchenetzwerk Correctiv.Lokal, das bundesweit schon mehr als 1.000 Lokaljournalist:innen vernetzen und sie in ihrer Arbeit mit Recherche- und Datenmaterial sowie Workshops unterstützen soll.

Verfassungsrechtliche Bedenken gegen "staatliche" Innovations- und Journalismusförderung in Deutschland gelten Buschow mittlerweile als weitgehend ausgeräumt. Dennoch bleibt rätselhaft, warum er nicht versucht, zu unterscheiden zwischen "staatlicher" (letztlich an die Regierung gebundener) und (möglicher) "öffentlicher" Förderung (z.B. vermittelt durch rotierend besetzte Publikumsräte als Querschnitt der Bevölkerung o.ä.)