MAAMAW 96

Seite 6: Emergenz

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"There is no Magic". Mit diesen befreienden Worten beginnt Walter Van de Velde seinen Einleitungstext zum Kapitel "Emergenz". Emergenz wird in Teilen der MAS-Gemeinde als hoffnungsvolles Glaubensdogma gehandelt, während ihr andere sehr kritisch gegenüber stehen. Die Kritiker nämlich meinen, Emergenz gäbe es nicht. Ein System sei entweder im Grunde deterministisch oder es könne gar keine wiedererkennbaren oder verwertbaren Muster erzeugen. Daher schlägt Van de Velde vor, daß man Systeme, in denen etwas aus sich selbst, als Resultat vieler, einfacher, asynchroner Interaktionen, entsteht, hinsichtlich der ausgewählten Interaktionsstruktur genau beobachten solle.

Jedes Phänomen von emergentem Verhalten, sei es ein evolutionärer Trend, ein Kontrollschema oder eine Sozialstruktur, verdient Beachtung

Walter Van de Velde

. Nur so könne man sich langsam einer Methodologie des emergenten Verhaltens annähern. Brisanterweise kamen gerade zu diesem Thema neue Inputs aus Japan, wo man versucht, Elemente aus der Artificial Life Forschung in die Multi-Agenten-Systeme zu tragen. Ein einfacher Evolutionsmechanismus, eine Art intelligenter, extrem schnell anpassungsfähiger Bit-Bakterien, erweist sich in einer sich schnell verändernden Welt vieler interagierender Agenten als besonders überlebenstüchtig. Noch revolutionärer klang ein Vorschlag der Tokyo University. Für jeglichen Austausch von Daten soll ein neues Interaktionsmodell zugrunde gelegt werden, dessen elementares Informationspartikel das sogenannte "Computon" sein soll. In eindrucksvollen Simulationen wurde gezeigt, wie die Migrationsbewegungen der "Computons" innerhalb von Parellelrechnersystemen beispielsweise zu einer besseren Ausnutzung von Chip-Ressourcen führen können.