Macron: "Iran und al-Assad werden einen neuen Krieg vorbereiten"
Der französische Präsident spricht sich für den Aufbau eines "neuen Syrien" aus und für eine längere Präsenz der USA im Land, auch nach dem Sieg über den IS
Der französische Präsident besucht ab dem heutigen Montag seinen Amtskollegen Trump in Washington. Der konservative Fernsehender Fox nahm den Staatsbesuch zum Anlass, um Macron noch vor der Abreise im Elysee-Palast aufzusuchen, um den interessierten US-TV-Sehern den vergoldeten Arbeitsplatz des französischen Staatsoberhaupts zu zeigen und dessen Ansichten zu den wichtigsten Themen zu präsentieren.
Im Mittelpunkt des Interviews aus Sicht der Fox-News-Redaktion stand die Möglichkeit eines Handelskriegs und die Aussage Macrons: "Man kann keinen Handelskrieg mit seinen Alliierten machen", welche die Zusammenfassung des Interviews übertitelt.
Aber Macron sprach auch über Syrien und zwar "unverblümt", wie er selbst betont. Der Fox-Interviewer Chris Wallace wollte einer Behauptung Macrons nachspüren, die dieser nach den Luft-Angriffen der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf Ziele in Syrien: Dass er, Macron, Trump davon überzeugt habe, in Syrien zu bleiben.
Mit der Behauptung, getätigt im Rahmen einer kürzlichen Medienoffensive Macrons (siehe Macron lobt "perfekt durchgeführten" Angriff auf Syrien), brüstete sich der französische Präsident eines Einflusses auf Trump, der viele erstaunte. Die Aussage schlug ein paar Wellen in den Medien und in der Diplomatie und wurde dann, wie der Fox-Interviewer Macron entgegenhielt, vom Weißen Haus widersprochen: Trump bleibe dabei, die US-Truppen würden aus Syrien abgezogen.
Über konkrete Zeitpunkte wurde nicht gesprochen, wie der Interviewer auch Macron nicht mit seiner Behauptung festnageln wollte. Er war freundlich und Macron antwortete mit einer großen Ansage Es gehe nicht bloß um Streitkräfte, sondern um US-Diplomatie und da sei der US-Präsident gefragt. Man habe "ein neues Syrien nach dem Krieg aufzubauen" und da spiele die USA eine sehr wichtige Rolle.
Warum? Ich werde unverblümt antworten. Am Tag, wenn wir ISIS besiegt haben und (aus Syrien, Erg. d. Verf) abziehen, definitiv und komplett, auch aus einer politischen Perspektive gesehen, werden wir das Feld dem iranischen Regime sowie Baschar al-Assad und seinen Leuten überlassen und sie werden den nächsten Krieg vorbereiten. Sie werden den Nährboden für die neuen Terroristen bereiten.
Emmanuel Macron
Die Aussage rückt öffentlich die Ausrichtung der westlichen Syrien-Politik zurecht. Es geht jetzt weniger um den Kampf gegen den IS als ums "neue Syrien", um politische Mitgestaltung. Man will auch noch bleiben, wenn der IS besiegt ist.
Die Begründung, dass bei einem vollständigen Abzug neue Terroristen einen Nährboden finden, hat einen starken zynischen Zug, da der Dschihad-Umsturz von Milizen getragen wird, die von Saudi-Arabien, Katar, Kuweit, den USA und auch den europäischen Alliierten unterstützt wurden.
Macron ergänzt im Interview, dass beim Aufbau des "neuen Syrien" auch Russland und die Türkei eine Rolle spielen wie auch die syrische Bevölkerung - Iran erwähnt er nicht direkt; er pocht auf die Rolle des Westens, wozu die USA nötig seien.
Der "Kampf gegen den IS", der für Frankreich nach den Anschlägen im November 2015 im Vordergrund stand, ist in Syrien offenbar nicht mehr so wichtig; jetzt geht es, wie Macron deutlich macht, um Einfluss in "Syrien nach dem IS", das am besten ohne Baschar al-Assad regiert wird, wie Macron neulich im Gespräch mit den französischen Journalisten angedeutet hatte.