Macron und Le Pen sind in der Stichwahl

Präsidentenpalast, Palais de l'Élysée. Foto: Remi Mathis / CC BY-SA 3.0

Die Kandidaten der beiden etablierten großen Parteien haben verloren. Auch für den Linkspopulisten Mélenchon hat es nicht gereicht

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Die offizielle Stimmauszählung ergibt gegen 00:20 nach Auszählung von 84 Prozent der abgegebenen Stimmen folgendes Bild: Emmanuel Macron lliegt an erster Stelle mit 7.503.770 Stimmen, die 23,35 Prozent entsprechen. Marine Le Pen ist mit 7.221.622 knapp dahinter und kommt auf 22,47 Prozent. Fillon erreicht 19,77 Prozent und Mélenchon 19,16 Prozent.

K.o. für die etablierten Großparteien

Das sind sehr knappe Ergebnisse, ganz so wie es die Umfragen voraussagten. Der Blick darauf verstellt, dass das Wahlergebnis eine bedeutende Zäsur in der politischen Landschaft signalisiert: Die beiden großen Parteien sind nicht in der Stichwahl vertreten. Weder die Regierungspartei PS noch die Republikaner, hervorgegangen aus der früheren Regierungspartei UMP, haben Kandidaten im entscheidenden Wahlgang für den neuen Präsidenten. Zu deutsch: Die "Volksparteien" haben verloren.

Man könnte etwas pauschalisierend davon sprechen, dass sich Frankreich in diesem Wahlkampf in ein Lager der Populisten, rechts wie links, und "andere" aufteilte. Nimmt man die Stimmen für Le Pen und Mélenchon zusammen, käme man auf gut über 40 Prozent. Mit Macron ist ein junger Parteiloser mit seiner Bewegung "En Marche!" Sieger der ersten Runde. Zwar gehörte Macron früher dem sozialdemokratischen PS an, aber nur bis 2009. In seinen Wahlkampf-Äußerungen legte er Wert auf Distanz zu Begriffen wie "links" oder "Sozialdemokratie".

Nun ist der Präsidentschaftswahlkampf zwangsläufig auf Personen zugeschnitten. Die Idee des Präsidenten besteht ja genau darin, dass es eine Frau oder einen Mann an der Staatsspitze gibt, der den Parteien im Parlament gegenübersteht, ausgestattet mit Exekutivbefugnissen, die eine Regierung ermöglichen sollen, die vom Streit der Parteien nicht allzu sehr beeinträchtigt werden kann. Das nimmt aber wenig vom Phänomen des desaströsen Abschneidens der beiden etablierten Großparteien, die bislang den Präsidenten stellten.

Zwei Wochen verschärfter Wahlkampf

Die beiden Stichwahlkandidaten haben nun zwei Wochen, um jenseits ihrer Stammwähler Anhänger aus nahestehenden politischen Lagern für sich zu mobilisieren. Wichtig dafür sind Signale von den Kandidaten, die verloren haben. Eigentlich böten sich die rechtskonservativen Wähler von Fillon für Werbungen Le Pens an.

Laut Le Monde hat der Kandidat der Fillon Republikanern die "Wahlempfehlung Macron" ausgesprochen. Der Vorsitzende der französischen Grünen Jadot und der Kandidat der PS, Hamon, appellierten ebenfalls für Macron. Ob die Wählern der Republikaner und der PS den Empfehlungen folgen, ist nicht ganz klar. Man kennt Wanderungsbewegungen von links zu Le Pen. Von Mélenchon steht eine Empfehlung zur Stunde noch aus. Sehr gut möglich, dass sie gänzlich ausbleibt. Der Kandidat der "France insoumise" ist kein Freund der unternehmerfreundlichen Poltik Macrons. Mélenchon kam auf über 6 Millionen Stimmen. Das ist nicht wenig.