Mäßige Beteiligung bei Anti-Trump-Protesten

"Not My President Day" in Washington D.C. Bild: Voice of America

Boykottaufrufe gegen Waren, die mit dem neuen Präsidenten in Verbindung gebracht werden, gehen nach hinten los

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Beim Women's March demonstrierten am 21. Januar allein in Washington D.C. 500.000 Teilnehmer (vorwiegend) gegen den damals gerade frisch ins Amt eingeführten neuen US-Präsidenten Donald Trump. Einen knappen Monat später, am gestrigen Präsidententag (an dem an den Geburtstag George Washingtons erinnert wird und der in den meisten Teilen der USA ein gesetzlicher Feiertag ist) war die Beteiligung an Protestveranstaltungen in gut zwei Dutzend Städten deutlich geringer. In der Vier-Millionen-Einwohner-Stadt Los Angeles (deren Einzugsgebiet sogar 13 Millionen Menschen bewohnen) nahmen nach Angaben der Veranstalter weniger als 4.400 Personen an einem Marsch auf das Rathaus teil. In der 2,7-Millionen-Einwohnerstadt Chicago (in deren Einzugsbereich etwa 10 Millionen Menschen leben) waren es geschätzte 1.200. Nur in New York lag die Teilnehmerzahl mit geschätzten 10.000 bis 13.000 im fünfstelligen Bereich.

"Bad Hombres and Nasty Women"

In anderen Städten demonstrierten jeweils nur einige Hundert Trump-Gegner: Gut 600 nahmen nach eigenen Angaben in Ann Arbor im Bundesstaat Michigan an einer Demonstration teil, deren Motto "Bad Hombres and Nasty Women" möglicherweise nicht jedermanns Sache war. In der Halbmillionenstadt Atlanta forderten etwa 400 Demonstranten ein sofortiges (Amtsenthebungsverfahren (das nur wegen Landesverrats, Bestechung oder anderer schwerer Straftaten und Vergehen eingeleitet werden könnte).

Aus der ehemaligen Hauptstadt Philadelphia, dem texanischen Austin, der Mormonenhauptstadt Salt Lake City und der Bundeshauptstadt Washington, D.C. meldete die örtliche Presse ebenfalls nur eine dreistellige Zahl von Teilnehmern an den jeweiligen Demonstrationen. Warum ihre Zahl so überschaubar blieb, ist Gegenstand von Spekulationen, die unter anderem die Abschreckung potenzieller Teilnehmer durch gewalttätige Ausschreitungen beinhalten.

Absatz von Wein und Parfüm steigt nach Boykottaufrufen deutlich

Dass Handlungen nicht immer den intendierten Effekt haben müssen, stellte auch die National Organization for Women fest, die die Einzelhandelskette Wegmans dazu zwingen wollte, Trump-Weine aus dem Sortiment zu nehmen (und sich davon auch mit dem Hinweis darauf nicht abbringen ließ, dass man die Weine schon zu einer Zeit anbot, als sie noch gar nicht Trump-Weine hießen). Als das öffentlich wurde, schnellte der Absatz derart in die Höhe, dass die Trump-Weine am Freitag in fast allen Wegmans-Filialen ausverkauft waren (und nachbestellt wurden).

Ähnliches passierte, als prominente Trump-Gegner aus dem Unterhaltungsgeschäft zu einem Boykott der Modemarke von Trumps Tochter Ivanka aufriefen: Ihr Parfüm wurde danach ein Bestseller bei Amazon. Dort schoss auch Dangerous, das noch gar nicht erschienene Buch des umstrittenen Gays-for-Trump-Gründers Milo Yiannopoulos an die Spitze der Bestellungen, nachdem Trump-Gegner zum Boykott des Verlags Simon & Schuster aufgerufen hatten, der es herausbringt. Der Verlag blies das Projekt gestern trotzdem ab - aber nicht wegen des Boykottaufrufs, sondern weil Yiannopoulos in ein Interview gemeint hatte, der Wille zum Geschlechtsverkehr zwischen Dreizehnjährigen und älteren Männern müsse nicht zwangsläufig ausschließlich von Letzteren ausgehen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.