Mailinglists als Werkzeuge zur elektronischen Gemeinschaftsbildung

FACE 6.-11. Juli 1998 - Online Female Communities

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Community requires effort, no way to get around that. The question is how to provide value that makes it worth the effort.

Tamiko (aus der FACES Mailinglist)

Worum geht's in Online-Gemeinschaften von Frauen?

Fikafutura - italienisches Fem Magazin

Im allgemeinen ist die Kunst des sozialen Netzwerkens die Grundlage für jede Form von Gemeinschaftsbildung. Netzwerke bilden und Verbindungen (=Linksysteme) aufrechtzuerhalten sind vor allem Leistungen der sozialen Phantasie und Offenheit. Jenseits dieser allgemeinen Bedingungen zur Gemeinschaftsbildung zeichnen sich von Frauen bestimmte Online-Initativen mitunter dadurch aus, dass sie tatsächlich Funktionsgemeinschaften sind, die unterschiedliche Standpunkte zulassen und deren Mitglieder kaum Scheu zeigen, sich gegenseitig zu präsentieren und zu fördern. Auf diesen Grundlagen entstehen funktionierende Netzwerke und in weiterer Folge persönliche Seilschaften und Gemeinschaften. Die soziale Akzeptanz der eingesetzten elektronischen Medien bildet den Hintergrund von Sicherheitsnetzen von und für Frauen im ansonsten männlich dominierten Geschäfts- und öffentlichen Leben.

FACE 2 FACE @Forum Stadtpark Graz: Körper, Identität und Gemeinschaft im Cyberspace

Das FACE 2 FACE Treffen im Grazer Forum Stadtpark von 6.-11. Juli war weder eine Cyberfeminismus Konferenz, noch hatte es eine repräsentative Funktion. Es war vorderhand eine Zusammenkunft von Frauen, die ansonsten über die Mailinglist FACES kommunizieren. Die Diskussionen von Angesicht zu Angesicht über diese mit enormer Geschwindigkeit wachsende Online-Initative fanden einen Drehpunkt in diesem Event im sogenannten wirklichen Leben. Die Diskussion lieferte erste Angriffspunkte zur Klärung dessen, was Online Gemeinschaften von und für Frauen eigentlich bedeuten. Die Mailinglist FACES soll hier als Beispiel für eine Female Online Community und als Referenz für Netzdiskussionen im cyberfeministischen Zusammenhang dienen.

Eva Ursprung in Aktion

FACE 2 FACE wurde von Eva Ursprung, österreichische Mixed Media Künstlerin und Kuratorin des Forum Stadtpark Graz organisiert. Die Mailinglist FACES wurde zur Vorbereitung, Koordination und Diskussion eines Events im sog. Real Life benutzt, das neben der Gelegenheit Online Bekanntschaften auch physisch zu treffen vor allem dazu diente, Konzeptionen von Körper, Selbstrepräsentation, kultureller Identität und Persönlichkeit im Kontext der digitalen Netzwerke zu reflektieren. Ein Real Audio Workshop unter der Leitung von Reni Hofmüller von Radio Helsinki Graz und Vesna Manoljovic von Radio B92 Belgrad war wesentlicher Teil der Aktivitäten im Forum Stadtpark.

Communities im Cyberspace werden auf ihre politische Handlungsfähigkeit und ihre Fähigkeit zum Aufbau dauerhafter grenz- und kulturüberschreitender Kommunikationsstrukturen untersucht. Künstlerinnen, Theoretikerinnen und Hackerinnen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen, aber der gemeinsamen Erfahrung eines allen gleichermassen vertrauten Kommunikationsraumes im Cyberspace (mailing-list "faces") treffen sich für eine Woche auch real (face2face) im Forum Stadtpark.

Eva Ursprung im Face 2Face Pressetext
Baggage Claim von Julia Melzer

FACE 2 FACE Installationen in der Galerie stammten von Beverley Hood aus Glasgow, die ein CD-ROM Arbeit der Gruppe Elevator aus Schottland zeigte. Julia Meltzer, N.Y., präsentierte ihre midigesteuerte Installation "Baggage Claim". Die Audioarbeit funktioniert über Objekte, die Erinnerungen von Familinemitgliedern transportierten. Betty Spackman aus Toronto und Anja Westerfroelke aus Linz montierten einen Auszug ihrer Multimedia Arbeit "The Reading Room.", um der es um Erinnern, Vergessen, sprachzentrierte Konstruktion von Identität über das Erzählen von Geschichten geht.

The Reading Room von Betty Spackman/ Anja Westerfroelke

Das Face2Face Treffen Graz kann deutlich in einer feministischen Tradition der 70er und 80er Jahre gesehen werden, die Performance als Werkzeug zur weiblichen Gemeinschaftsbildung einsetzt. Face 2 Face an sich war ein performatives Ereignis, das sich aus Ausstellung, Symposion, Vorträgen und Workshops bildete und über Real Audio Webcasts ins Netz fortsetzte.

I think that what Kathy and others are doing ... as in the FACE settings projects, the recent event in graz ... the forthcoming gathering of eastern cyberfeminists in st petersburg ,,the kinds of gigs arranged by the FIKA FUTURA team in milan ..and this list itself ...are evidence of alternative creative contexts for the sharing of info and ideas, exhibiting of works .. debate ...dialogue ...communication ... sense of belonging to a loose tribe .... networking ... partying ..arguing ... bonding ...

these kinds of manifestations are to me far more exciting than the by now quite institutionalised and factionised big events ... far less generic ... more inclusive potentially of a wider range of particpants ... people particpate in such manifestations not to build their careers but to come together to show and tell .. a kind of swap meet ...

dollyoko, (in der FACES Mailinglist)

Frauenspezifische Gemeinschaftsbildung, Symposions-Beispiele

Russischer Cyberfeminismus

Im FACE 2 FACE Symposion präsentierten und diskutierten Frauen aus acht verschiedenen Ländern ihre Arbeiten, Theorien und regional unterschiedlichen Lebensrealitäten. Irina Aktugowana und Alla Mitrofanova aus St. Petersburg diskutierten die spezifischen Unterschiede zwischen dem Feminismus im Westen und ehemaligen Osten und ihre spezielle Verantwortung und möglichen Einflussphären in feministischen Kreisen. Mitrofanova, Theoretikerin und Netzkunst Fachfrau interpretiert Mutterschaft als Faktor für weibliche Machtpositionen. Der biologische Unterschied zwischen den Geschlechtern wird so gesehen zum wichtigen Identifikationspunkt - und führte auch gleich in der Diskussion unter den Frauen vor Ort zu einer Spaltung in zwei kontroversielle Lager, "mothers and she-males". Kreative Energie entsteht aber oft erst genau zwischen solchen Grenzlinien.

Aktugowana, Leiterin der Gallery 21, gab ihren persönlichen Überblick zur Entwicklung des Cyberfeminismus in Russland und bezog sich auf ein Interview, dass sie jüngst für das Magazin n.paradoxa gegeben hatte. Sie beschrieb, dass im Osten Frauen sich noch immer auf die Authorität von Männern beziehen, während im Westen Feministinnen sich auf die Theorien von Männern beziehen.

Aktivistische Strategien

Cornelia Sollfrank, Berlin und Hamburg, diskutierte ihre eigene Arbeit als Medienkünstlerin und ihre Arbeit in den Kunst -Girls- Groups Frauen und Technik, Innen und später Old Boys Network (OBN). Wesentlicher Faktor ihrer Aktivitäten war die Intervention in männlich bestimmten kommerziellen Umgebungen, wie Messen und die künstlerische Aneignung von Firmen-Logos. Die taktische Intervention in männlich dominierte Bereiche entpuppte sich als eine subversive feministische Strategie der 80er und 90er Jahre. OBN konzetriert sich nun auf Cyberfeminismus als politische Aktivität: NCI, the Next Cyberfeminist Internationale wird für März 99 zur Zeit der Next Five Minutes in Rotterdam geplant.

Wirtschaft und Cyberfeminismus

Doris Weichselbaumer, Wirtschaftswissenschafterin aus Linz, beschäftigt sich mit ökonomischen Implikationen des Cyberspace. Einen assoziativen Beitrag dazu bildeten ihre Überlegung zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in Science Fiction Filmen. Anhand der Alien Filme 1-4 wurden Rollenstereotypien und mögliche feministische Neuinterpretationen dieser Rollen ausgelotet. Die Frage, wer aber hinter den von Hollywood kolportierten Bildern steht, und wann weibliche Powerfrauen zu Versatzstücken der Political Correctness werden, blieb naturgemäss offen.

Bei der Analyse von Filmausschnitten wurde deutlich, dass Science Fiction Filme anstelle von Fiktion und Utopien vielmehr den Staus Quo bestehender Wirtschaftssystem und Gesellschaftssysteme spiegeln. Möglichkeiten feministischer Identifikation mit bestimmten Bildern bieten sich aber selbst innerhalb der Stereotypien der Filmindustrie. Zum einen verkörpert Signourey Weaver die kraftvolle Superfrau, die emanzipiert und auf sich gestellt den Kampf mit dem Alien aufnimmt. Das Alien selbst demonstriert die erschütternde Macht traditioneller Weiblichkeit und Reproduktionsfähigkeit. Die männliche Angst vor der weiblichen Reproduktionsmaschine wird in der schleimigen ununterbrochen Eier - ausstossenden Alien Queenmother bildhaft ausgedrückt. Diese Form der Reproduktion schliesst aber üblicherweise in unserem bestehenden Gesellschaftssystem Frauen aus dem Produktionssystem ökonomischen Kapitals aus. Eine Metapher, die hier Abhilfe schafft, wird auch im SciFi bereitgestellt.

Alien 4: The android is the fem in an ocean of fighting butches.

Doris Weichselbaumer

Wir können diese Beobachtung auch als eine Aufforderung sehen, nicht wunschmaschinelle Cyborgfrau zu werden, sondern androidenähnlich als Frau jene Möglichkeiten zu nutzen, die elektronische Werkzeuge bieten.

Pornography and erotica

Maria Pallier vom spanischen Fernsehen, RTVE Madrid, gab Diskussionsanregungen zur Online Pornographie. Sie ging von einem Dokumentarprogramm über künstlerische weibliche Erotika aus, die sie für das Spanische TVProgramm Metropolis produziert hatte. Die Frage nach Pornografie und dem weiblichen Blick wird anhand von individuellen Arbeiten und Experimenten in Erotica und Pornografie interessant. Performance-, Video-, Filmkünstlerinnen bewegen sich an der Grenze zu kommerzieller Pornografie, sobald die Arbeit aus ihrem intentionalen Zusammenhang genommen wird. Die Frage, was Frauen nun tatsächlich anturnt, und ob sie überhaupt Bilder sehen wollen wurde gestellt. Wieder wurde festgehalten, dass frau erotische Texte vorziehe, neben der Möglichkeit phantasievoller persönlicher Identifikation wohl auch deshalb weil Text besser verbirgt womit frau sich eigentlich beschäftigt.

Feministische Print-Interventionen

Katy Deepwell, Herausgeberin von n.paradoxa, London, sieht ihr Projekt als feministische kulturelle Intervention. Die Kunsthistorikerin und Kritikerin editiert das feminstische Magazin zu Frauen und Neue Medien Online und seit zwei Ausgaben auch in Print. Vorderhand geht es ihr um die Bereitstellung von Information, Verzeichnissen, Archiven zu feministischer Kunst und Kultur. Sie geht davon aus, dass welche Informationen auch immer gemeinsam präsentiert werden, eine eigene Bedeutung produziert. Die relativ junge Website n.paradoxa wurde nun von einem repräsentativen Printmedium mit einer Sammlung von theoretischen Texten ergänzt. Die Gründe dafür sind vielfältig aber sicher spielt auch die weniger grosse Präsenz von Frauen Online eine Rolle.

Das Paradoxon versteht Deepwell auch als ein grundlegendes Muster der postmodernen Gesellschaften der 90er Jahre, das auch als Modell für feministisches Verhalten dienen könnte. Der Zugang zu Information beinflusst auch künstlerische Praxis und Produkte. Paradoxa Online ist eine Informationsliste, die Frauenorganisationen, Archive, Bücher, Festivals und Magazine auflistet. Paradoxa ist keine Werkzeug zur Gemeinschaftsbildung, sondern funktioniert als themen- und interessenorientierte Ressource- und Verweisstruktur im digitalen Netz.

So übernahm Deepwell auch ganz allgemein die Rolle der Kritikerin von selbstverliehenen und vorschnell zugeteilten Kategorisierungen von Frauen als Feministinnen. Nicht jede Arbeit einer Frau muss notwendigerweise auch feministisch sein. Diese Binsenweisheit gilt auch im sog. Cyberspace, nicht jede Form des coolen Girlism auf Webpages ist auch Cyberfeminismus!

Ausstellung, Essen und Performance

Kirsch Drinks mit Flair

Ebenso wie Performance war Essen immer ein wichtiger Faktor zur weiblichen Selbstdefinition und Gemeinschaftsbildung, auch im künstlerischen Umfeld. Die Leipzigerin Evelyn Teutsch nahm die Tradition des Kochens auf, die mit den Face Settings Dinners eingeführt wurde. Zana Poliakov aus Belgrad, Cyberkitchen realisierte eine Essensperformance auf dem Symposionstisch und sammelte Stellungnahmen zu Netzgewohnheiten und Wünschen über wahre Helden mit einem Fragebogen. Zum Eröffnungsabend stand ein männlicher Torso aus Himbeereis von Veronika Dreier, Graz zur Verfügung, die Gruppe Kirsh aus Graz servierte Drinks mit besonderem Flair.

(*)(*) SUper-feminisme

Margarete Jahrmann aus Wien hielt eine SUperFemper4mance als servergestützten Aktionsvortrag, der sich auf die innere Funktionsweise von Netzprotokollen als Modell zur Selbstrepräsentation in abstrakten Formen und Ton-Umgebungen bezog.
Die Femper4mans ist ein sich ständig weiterentwickelndes Format, das zu jedem Event mit neuen Inhalten bestückt wird. Die Verbindung von Theorie und Praxis zeigt sich in dieser Arbeit im Gebrauch von netzimmanenten Vokabeln und Metaphern zur Präsentation feministischer Ideen Online, indem abstrakte Prozesse in einer Live Aktion erfahrbar gemacht werden. Sich auf einem Kunstserver zu befinden und ein eigene Gemeinschaft basierend auf Links und Serverpräsenz um sich zu haben lässt sich auf eine Formel bringen: Hyperlink KONTEXTualisation =Steigerung von Netz- Kredibilität = direkter Transfer von symbolischem und sozialem Kapital in ökonomisches Kapital.

You can navigate between datasets through objects with surfaces of data transfer protocols in the 3rd Web. You can acquire objects in order to display the personal data of the User. Understanding Avatars is not recommended as substitute for individuality but for shifting and permanently changing personal datasets. They can also serve as SUperfem VRMLAvatars, which are super-gendered, and define sex by transfer processes, transparency and text/ure, all which seem to have fe/male attraction.

Margarete Jahrmann at SUperfemper4mance

FACE 2 FACE Schlussfolgerungen

FACE 2 FACE begann und endete um einen runden Tisch. Jede Frau und männliche Gäste) hatten die Möglichkeit aktiv zu werden, an der Diskussion teilzunehmen. Auf die eine oder andere Weise bezog sich jeder Beitrag auf die Schlüsselfragen der körperlichen Repräsentation und Identitätsbildung. Gemeinschaftsbildung konnte im Real Life im Gegensatz zur bisher bestehenden Form einer Gemeinschaft im Cyberspace ausgelotet werden.

In Graz kam auch das Face Settings Projekt zu einer Art Schlusspunkt. Viele der Frauen, die ursprünglich an den Essen teilgenommen hatten, wurden in der Mailinglist aktiv. Über diesen permanenten Dialog wurde das Face Settings Projekt entwickelt. Die Logik des Projektes verselbständigte sich allmählich von den Bedürfnissen der Frauen, die am Anfang involviert waren, hin zu sich ständig ändernden aktuellen Frage- oder Hilfestellungen in einer aktiven Mailinglist.

Die FACES Mailingliste

Frauen Online, die sich über gemeinsame Lebensrealität definieren

Face Settings war eine Serie von Installationen und Kochperformances, die im Herbst 1996 von Kathy Rae Huffman und Eva Wohlgemuth begonnen wurden. Face Settings Dinners waren darauf ausgerichtet, die Online Kommunikation zwischen Frauen aus fünf verschiedenen geografischen Regionen herzustellen: St. Petersburg, Bilbao, Belgrad, Glasgow und Wien. Die Idee war eine Erweiterung der Kommunikation über lokale kreative Kochevents und Dialog am gemeinsamen Esstisch und im globalen Internet. In dieser Hinsicht war das FACE 2 FACE Treffen im Grazer Forum Stadtpark auch ein Aufeinandertreffen von unterschiedlichsten künstlerischen und kulturellen Sichtweisen, die dadurch das Projekt einer Gemeinschaft um eine Mailinglist selbst von Seiten der Teilnehmer neu bestimmten, definierten, veränderten und zu ihrem eigenen machten.

Im Herbst 1996 bei einem Face Settings Essen in Wien schlug Margarete Jahrmann vor, eine AllGirls Mailinglist einzurichten, um die begonnen Diskussionen fortsetzen zu können und kontinuierliche Verbindungen zwischen den Frauen an den unterschiedlichen geografischen Orten herzustellen. Die Idee war eine logische Erweiterung der bereits bestehenden Kommunikation, die zwischen einigen der Frauen ohnehin längst bestand. Kathy Rae Huffman als zu dieser Zeit in Wien lebende Amerikanerin und Diana McCarty als in Budapest lebende Amerikanerin sagten sofort zu, die Liste zu betreuen und zu moderieren. Die Liste befand sich ursprünglich auf dem Server der Internationale Stadt Berlin und hatte 20 Teilnehmer, als sie beim Syndicate Treffen während Video Positive in Liverpool im Frühling1997 vorgestellt wurde.

Unter der technischen Wartung von Vali Djordjevic, Berlin, funktionierte die Mundpropaganda auch über das Netz und die Liste wuchs. Im Frühling 1997 wurde Cornelia Sollfrank Gastmoderatorin in der Faces Mailinglist. Mit einer Vielzahl von Diskussionen nutzte sie die Liste effektiv, um die 1st Cyberfeminist Internationale im Hybrid Workspace der Documenta X von 13.-19. September in Kassel vorzubereiten. Die CI Woche wurde mit einem Face Settings Dinner eröffnet, bei dem sich die Teilnehmerinnen um den runden Essenstisch im Workspace versammelten.

Faces wurde zwar als Diskussionsrunde eingerichtet, dient aber mittlerweile auch als Netzwerk für Medienkünstlerinnen. Auch die vorderhand banal erscheinde aber für die Lebenspraxis essentielle Koordination von Reiseplänen zu Festivals, Studienaufenthalten, Kontakten bei Ausstellungen in verschiedenen Kontinenten sind auf Faces üblich. Die Kommunikation wird auf Englisch geführt. Bei FACE 2 FACE Treffen, die üblicherweise im Umfeld von Festivals stattfinden, wurde deutlich, dass die selben Irrtümer und Interpretationen von denen die reduzierte online Kommunikation in Mailinglists oft begleitet wird, auch in AllGirls Listen vorkommen. Die unterschiedliche kulturelle Praxis und Sprachprobleme sind wohl mit eine Ursache dafür. Ein wesentlicher Grund liegt aber sicher in der Beschaffenheit elektronischer textbasierter Kommunikation und ihrer Reduziertheit. Lösungen und Klärungen werden dann schneller in Gesprächen von Angesicht zu Angesicht gefunden. Heute befindet sich Faces auf dem Cybergrrl Server in New York City.

It is a volunteer activity, with no commercial aspirations. The list serves for preparing and organizing meetings and other events. It is used by the internationally distributed subscribers to inform widely about local events, exhibitions, and artistic projects.

Kathy Rae Huffman (FACES discussion)

Vorwürfe des Cyber - Elitentums und Eurozentrismus entpuppen sich als vorschnelle Urteile.

Jede kann an der Faces Liste teilnehmen, wo auch immer Faces Treffen selbst organisieren. Es gibt keine Hierarchie oder Vorrechte, im Unterschied zu Bruderschaften des Real Life.

Im Gegensatz zu einem Club oder einer Geheimgesellschaft ist die Mailinglist ein loser Kommunikationsraum. Medienkünstlerinnen, Teleworkerinnen und einfach Frauen, die sich für Internet und Multimedia interessieren, treffen auf einen Freundeskreis, Kuratorinnen, Kritikerinnen, Theoretikerinnen, Programmiererinnen und Künstlerinnen die Ideen, Projekte und Probleme des online Lebens besprechen. Faces begann als sehr kleine Gruppe von etwa 12 Frauen und ist im Laufe des letzten Jahres auf 130 +- Subscriberinnen angewachsen.

Jedes potentielle Face wird darum gebeten ein kurze Biografie an die Liste zu schicken, um sich den anderen Teilnehmerinnen vorzustellen und wird dann, sobald es den Moderatorinnen möglich ist, eingeschrieben. Seit 1997 gab es Faces -Treffen in Europa, New York und Toronto. In gewisser Weise bilden Faces ein Gegengewicht zur Präsenz der Cybergemeinden und Organisationen von Frauen der amerikanschen Westküste. Im Gegensatz dazu ist eine lose Gruppe um eine Mailinglist wie Faces eben keine Institution, sondern ein soziales selbstorganisiertes Experiment, das sich direkt aus dem Leben mit und im Netz entwickelt.