Maliki behauptet Verschwörung von Kurden und Terrorkalifat

Mutmaßliches Herrschaftsgebiet der Terrorgruppe "Islamischer Staat"

Meldungen über Uran und Chemiewaffenüberreste in den Händen der Salafisten

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Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat die kurdische Regionalregierung in einer Fernsehansprache beschuldigt, heimlich mit Abu Bakr al-Bagdadis Terrorkalifat zusammenzuarbeiten, um den Irak zu teilen. Belege für diese Verschwörungstheorie konnte er nicht vorbringen. Inoffiziell kursiert sie bereits seit dem letzten Monat, als kurdische Peschmerga die von irakischen Soldaten aufgegebene Ölregion Kirkuk besetzten.

Hintergrund von al-Malikis Beschuldigung könnte auch sein, dass der kurdische Regionalpräsident Masud Barzani in den vergangenen Wochen immer wieder betonte, dass der Schiit die Hauptschuld am Vormarsch der unlängst in "Islamischer Staat" umbenannten Terrorgruppe ISIL trage und dass es mit ihm keine irakische Einheitsregierung geben könne. Inzwischen hat er ein Referendum angekündigt, in dem die irakischen Kurden über ihre vollständige Selbständigkeit entscheiden sollen.

In Syrien konnten Truppen des Terrorkalifats währenddessen drei Dörfer im Kurdenkanton Kobanê erobern. Vor der Eroberung evakuierte die vorher dort herrschende kurdische Partiya Yekitîya Demokrat (PYD) nach Angaben ihres Sprechers Omar Alloush etwa 2.000 Personen. Mindestens drei ältere Zivilisten, die sich geweigert hatten, die Dörfer zu verlassen, wurden von den Salafisten exekutiert. Über 120 kurdische Neuntklässler, die die Dschihadisten im Mai entführten, werden der PYD zufolge einer Gehirnwäsche unterzogen und pausenlos mit den blutigstmöglichen Koraninterpretationen indoktriniert. Dabei beruft sich die PYD auf Familienangehörige, mit denen die Gefangenen angeblich Kontakt haben.

Bei der Eroberung der kurdischen Dörfer setzten die Salafisten auch Panzer und Geländefahrzeuge ein, die sie im Irak erbeuteten. Dort sollen einem Brief der irakischen Regierung an die Vereinten Nationen zufolge auch 40 Kilogramm Uran in die Hände der Fanatiker gefallen sein. Das Material diente an der Universität Mosul Lehr- und Forschungszwecken. Vertreter von US-Behörden, die mit dieser Nachricht konfrontiert wurden, geben sich dem Nachrichtensender CNN gegenüber allerdings gelassen: Das Uran ist ihrer Einschätzung nach nicht angereichert und damit nicht waffenfähig.

In dem Brief werden die Vereinten Nationen aufgefordert, Hilfe bei der Bekämpfung des Terrorkalifats zu leisten. In diesem Zusammenhang stehen offenbar auch neue Meldungen zur ehemaligen Giftgasfabrik al-Muthanna, die die Salafisten bereits im Juni eroberten. Angeblich dokumentieren automatische Aufnahmen der Videoüberwachungsanlage dort, dass Terroristen zumindest Teile der Überreste von etwa 2.500 122-Millimeter-Sarinraketen und anderen Waffen aus den Bunkern 13 und 41 entfernten. Den US-Behörden zufolge wäre es jedoch "sehr schwierig, wenn nicht unmöglich", die Überreste für militärische Zwecke zu nutzen.

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