Marschmusik-Quote für Zwischennetz-Stehsegler?

Bei einer Anhörung im Bundestag wird heute eine deutsche Musikquote im Radio diskutiert

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Der von einer Künstlerinitative und grünen Kulturpolitikern wie Antje Vollmer unterstützte Vorstoß will über eine Änderung der Rundfunkgesetze ähnliche Verhältnisse wie in Frankreich erreichen, wo die Radiostationen mindestens 40% französische Titel spielen müssen. In der Anhörung unter der Fragestellung "Eine Quote für Musik aus Deutschland? Medienanteil deutschsprachiger Musik/Medienanteil von in Deutschland produzierter Musik" sollen die "Chancen und Risken" einer Quote verhandelt werden.

Nun muss man kaum darüber streiten, dass der Dudelfunk im Radio absolut unerträglich ist - aber wird das besser, wenn es deutsch dudelt? Ist es nicht sogar wohltuender, wenn ein Großteil der Zuhörer/innen diesen Dünnpfiff erst gar nicht versteht? Sind wir Teutonen nicht mehr froh darüber, dass uns die Westalliierten mit Swing, Rock & Blues die notorische Marschmusik (und den Stechschritt) ausgetrieben haben?

Müssen wir jetzt zurückrudern, in den Zwang zum Musikantenstadl? Und am Ende auch noch in jene französische Krankheit, auch die Sprache vor Fremdeinflüssen asketisch rein zu halten - und statt Internet-Surfer alsbald "Internetz-Stehsegler" sagen? Hören wir dazu die Stellungnahme eines Experten:

Wir haben keine Dichter heute und suchen dem Mangel durch Wortverbesserung abzuhelfen....Ließen wir unseren Sprachverbesserern freie Hand, so würde unsere Sprache mit der Zeit den ganzen Wohllaut verlieren. Wir sehen uns leider jetzt schon in der Hauptsache auf die Vokale a, e und i beschränkt, das macht die Sprache unmusikalisch und arm! Dazu die Zischlaute! Wenn ich sage Kurzschriftler statt Stenograph, das ist schon polnisch!....Leute, die solche Verdeutschungen empfehlen, sind die Todfeinde der deutschen Sprache. Ginge es nach ihnen...unsere Sprache würde sich bald anlassen... wie das Japanische. Ein reines Gekrächze und Gegacker kommt da raus, ich könnte mir nicht vorstellen, daß man das überhaupt noch singen kann!

Adolf Hitler: Monologe im Führerhauptquartier (München, 1980), S. 317

Gruselfilm hin, Untergang her - wo er recht hat, hat er recht, der Führer, und auch sein Vorschlag zur Rechtschreibreform ("Sprachliche Änderungen vorzunehmen sind nur die größten Denker eines Volkes berufen! In der Zeit vor uns wäre ein einziger zuständig gewesen: Schopenhauer!", ebd.) scheint angesichts der aktuellen Gemengelage keine so schlechte Idee. Die Frage der Berufung allerdings (Habermas? Sloterdijk? Grass? Reich-Ranicki? Harald Schmidt?) dürfte in post-diktatorischen Zeiten problematisch werden.

Was den Zwang zum deutschen Liedgut im Radio betrifft, haben die privaten Dudelfunker bereits mit einer Verfassungsklage gedroht, falls die Idee mit der Quote tatsächlich gesetzliche Realität werden sollte. Bei aller Verachtung für ihre Emissionen kann man die Sender da nur unterstützen: mit verordneter Heinokratie und demokratischem Pudhyismus kann der allfälligen Verschmutzung des Äthers nicht abgeholfen werden.