Maskentanz und Rüpelspiel
Seite 2: Hilfe kommt vom NetDoktor
Burda ist äußerst aktiv im Sektor Gesundheit. Kürzlich zum Beispiel hat der Medienkonzern das Gesundheitsportal NetDoktor übernommen. Auf der Plattform können sich Verbraucher über medizinische Themen informieren, mit 21 Millionen Visits pro Monat ist NetDoktor nach eigenen Angaben Marktführer bei den Gesundheitsportalen Deutschlands.
Burda kooperiert auch mit der Noweda in Essen, Einkaufsgenossenschaft der Apotheker. Der Burda-Verlag will mit einem eigenen Blatt der marktführenden Kundenzeitschrift Apotheken-Rundschau Konkurrenz machen. Die Burda-Kundenzeitschrift soll Teil des "Zukunftspakts Apotheke" sein, eine Allianz, die die beiden Organisationen beim Burda-Symposium HealthLab im Herbst 2018 in München vorstellten - alles medial verknüpft mit dem Burda-Portal Mylife.
Noweda und Hubert Burda Media wollen mit dem gemeinsamen Vorstoß nach eigenen Aussagen den Markt aufrollen. "Das wird eine große Sache", versprach Noweda-Chef Kuck in München. "Alle Medien werden sich gegenseitig unterstützen: Kundenzeitschrift, Mylife-Portal und IhreApotheken.de-Plattform."
Man nimmt den Mund sehr voll. Um das Bild der Apotheke auch in der Politik zu schärfen, erhalten alle politischen Entscheider auf Bundesebene ebenso wie die Gesundheitspolitiker der Länder ein Exemplar von Mythos Apotheke - eine Handreichung im Auftrag der Noweda, an dem gewiefte Marketingspezialisten gefeilt haben. Im dazugehörigen Werbeblog heißt es staatstragend:
Apotheken gehören als unverzichtbarer Teil zur sozialen Infrastruktur Deutschlands, denn sie sichern die flächendeckende Arzneimittelversorgung sowie die pharmazeutische Beratung der Bevölkerung.
Aus Mythos Apotheke
Gesundheit - Gut oder Ware?
Das Beispiel zeigt, wie viele Interessen mit dem Thema "Gesundheit" im Hintergrund verbunden und verwoben sind. Nachdem die Masken-Machenschaften von Bundestagsabgeordneten – üble Deals – jüngst aufgeflogen waren, sind einfache Fragen angebracht: Wo fängt echter Wille zu Hilfe und Krisenbewältigung anfängt und wo endet er? Wo vermischen sich private Interessen, geschützt durch Amt und Stellung, und öffentliche Fürsorge?
Die bundesdeutsche Politik gibt in der Krise des Jahrhunderts ein schwaches Bild ab, es ist nicht damit getan, ein paar schwarze Schafe zu entfernen und zur Tagesordnung überzugehen. Die Presse hat die Aufgabe, jetzt erst recht, diese Fragen öffentlich aufzuwerfen und sie zur Diskussion zu stellen. Ein Interessensumpf ist das Letzte, was ein demokratischer Staat in einer Situation wie dieser braucht.
Die Medien treten vorsichtig auf. Der Maskendeal zwischen Burda und BGM "könnte" einen Konflikt bergen, so oder so ähnlich schreiben Zeitungen und orakeln Internetportale.
Der Berliner Tagesspiegel, schon an Ärger mit Spahns Anwälten in Sachen Immobilien gewöhnt, titelt betont vorsichtig: "Möglicher Interessenkonflikt. Arbeitgeber von Spahns Ehemann verkaufte Masken an Gesundheitsministerium".
Einen Burda-Sprecher zitiert der Tagesspiegel (Tagesspiegel Background) so: "Der Vorstand der Hubert Burda Media hat dem Gesundheitsministerium im April 2020 angeboten bei der Maskenbeschaffung zu helfen, als die Bundesregierung auf dringender Suche nach Schutzmarken war." Daniel Funke sei "zu keinem Zeitpunkt über die Transaktion informiert oder involviert" gewesen sein. Es sei auch keinerlei Provision gezahlt worden.
Mitte Februar hätten sich Vertreter des Ministeriums mit Kollegen aus den Ländern, der Deutschen Krankenhausgesellschaft, der Ärzteschaft und "einschlägigen Herstellern" getroffen, "um die konkrete Versorgungssituation in den Gesundheitseinrichtungen zu erörtern". Seinerzeit habe es einen drastischen Preisanstieg bei den PSAs (Persönliche Schutzausrüstungen) gegeben. Beispielhaft angeführt wird vom Ministerium die Verteuerung von Mund-Nasen-Schutz-Masken von im Schnitt 22 Cent auf 1,17 Euro im April 2020.
Es sei ausschließlich darum gegangen, die Bundesrepublik bei der PSA-Beschaffung zu unterstützen, im April habe der Burda-Vorstand dem BMG angeboten, bei der PSA-Beschaffung zu helfen.
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