Maskentanz und Rüpelspiel
Seite 3: Nationalcharaker, Mentalitäten - und eine auf die Pandemie unvorbereitete Politik
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Dazu kann man nur sagen: Klar, dass es beim Maskenbeschaffen aus dem Ärmel zu einem Gefeilsche wie auf dem Basar kommt. Hier wird so getan, als wäre die Situation im Frühjahr 2020 eine Naturnotwendigkeit gewesen. Die Wahrheit ist: Die Politik war nicht vorbereitet. Sie ist selbstverschuldet in dieses katastrophale Frühjahr gerutscht. Sie hatte es versäumt, sich auf so einen Fall vorzubereiten und einzustellen. Es war fahrlässig.
Was allerdings sehr gut klappt in der deutschen Politik, sind die Interessenvertretungen, sind bezahlte Jobs, Vernetzungen, Lobbyismus, Händereichen. Dazu kommen ein merkwürdiger Nationalcharakter und eingeschliffene Mentalitäten.
Wie der Burda-Komplex auf seiner eigenen Website mitteilt, hat Spahns Ehemann Daniel Funke zum 1. September 2019 die neu geschaffene Position des Hauptstadt-Büroleiters der Burda Magazine Holding übernommen.
Funke hatte zuvor (seit 2012) das Bunte-Hauptstadtbüro geleitet. Man liest auf burda.com:
Nicht zuletzt durch seine langjährige Arbeit für das People-Magazin verfügt er (Daniel Funke) über ein großes Netzwerk an Kontakten in Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik und wird eine zentrale Rolle bei der strategischen Positionierung des Verlags in der deutschen Hauptstadt einnehmen. In seiner neuen Position wird er Beziehungen zu wichtigen Interessensvertretern aus allen relevanten gesellschaftlichen Bereichen etablieren und pflegen und so die Präsenz des Burda-Verlags weiter ausbauen. Daniel Funke leitet ab sofort auch das Team der Burda Magazine Holding in Berlin und berichtet direkt an Vorstand Philipp Welte.
Jens Spahn: "In dieser Zeit mehr zusammenhalten"
Vor diesem Hintergrund darf man feststellen: Es findet weiterhin viel Geschiebe statt im großen Netzwerk Politik-Wirtschaft.
Zum Auftakt der Corona-Krise im April 2020 meldet die Presse: "BurdaForward und Focus Online, das bundesweit reichweitenstärkste Digital-Portal (AGOF), haben mit #CoronaCare das größte Hilfe-Netzwerk Deutschlands aufgebaut. Jetzt unterstützt auch Gesundheitsminister Jens Spahn die Aktion aktiv und dankt in seinem ersten Beitrag den tausenden Helfern: 'Mit der Aktion #CoronaCare vernetzten sich die, die helfen wollen, mit denen, die Hilfe benötigen. Und das online oder auch ganz klassisch mit einem Zettel an der Haustür. Meinen herzlichen Dank an alle, die mithelfen und so dazu beitragen, dass wir in dieser Zeit mehr zusammenhalten', sagt Jens Spahn."
Hier wird die Phrase zur Methode, ein fescher Politsprech zum Ersatz für Politik. Was soll das sein: "Mehr Zusammenhalt" in Zeiten wie diesen? Und welche Rolle spielt dabei der Politiker im echten Leben, d.h. nicht vor Zuschauern und Claqueuren? Das Nachrichtenportal t-online titelt gerade: "Politisches Kapital. Wie Jens Spahn mit Politik Millionen machte" und zeichnet die toxische Mixtur aus Privatinteressen und politischen Ambitionen nach, die sich mit dem "Projekt Spahn" notorisch verbunden zeigen. Zitat: "Das Vermögen des Gesundheitsministers ist kein Zufall. (…) Spahn verknüpfte von Beginn an seine Karriere mit Investments. Es ist sein System des Aufstiegs."
Pünktlich zum Auftakt 2021 startet der Zukunftspakt Apotheke eine passende Gesundheitskooperation mit dem Weltmarktführer WW (ehemals Weight Watchers). Schon klar, es geht um unsere Gesundheit. Oder um den Gesundheitsmarkt? Und um unsere Zukunft, oder um wessen Zukunft?
Und irgendwie ganz nebenbei geht es um die Frage: Ist die Gesundheit nun ein Gut, oder ist sie eine Ware auf einem Marktplatz undurchsichtiger Akteure?
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