Medien über Krieg und Frieden: Nur noch gute Nachrichten?

Seite 2: Friedensjournalismus und Deeskalation

Friedensjournalismus hat gerade im deutschsprachigen Raum eine mehr als 100 Jahre lange Tradition. Dieses Konzept lässt sich theoretisch und praktisch durchaus mit neueren Journalismus-Konzepten von "lösungsorientiert" oder "konstruktiv" verbinden.

Der Journalistik-Expertin Sigrun Rottmann zufolge ist Ausgangspunkt von Friedensjournalismus die Annahme, dass Medien in Konflikten und Friedensprozessen maßgeblich sowohl zu einer Eskalation als auch zu Deeskalation und Konfliktlösung beitragen können.

Für den Journalismus wird der Anspruch formuliert, über Konflikte besonders sorgfältig zu berichten und mit ihrer Berichterstattung die Prävention von Konflikten sowie Friedens- und Versöhnungsprozesse zu unterstützen.

Der Journalistik-Experte Thomas Hanitzsch bezeichnet Friedensjournalismus als eine "Sonderform des sozial-verantwortlichen Journalismus" und als "Programm der journalistischen Berichterstattung, das einen Beitrag zur friedlichen Konfliktaustragung leistet.".

Der norwegische Friedens- und Konfliktforscher Johan Galtung, der maßgeblich zur Entwicklung von sozialwissenschaftlichen Konzepten wie "Nachrichtenfaktoren" oder auch "strukturelle Gewalt" beitrug, gilt als einer der Begründer und bis heute Befürworter von Friedensjournalismus.

Angesichts dieser friedensjournalistischen Traditionen und Bezugspunkte bleibt die Frage, warum gerade jetzt, in diesen Zeiten von Krisen, Konflikten und Kriegen, hierzulande so wenig zu spüren ist von Friedensjournalismus.

Dabei kommt es doch derzeit wahrscheinlich mehr denn je darauf an, sich nicht um die Flaggen von Imperium, Nationalstaat und Krieg zu scharen. Aber wie schrieb Thomas Mann bereits 1938, vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, in seinem Text Vom kommenden Sieg der Demokratie?

Krieg ist nichts als Drückebergerei vor den Aufgaben des Friedens.

Damit ließe Kriegsjournalismus sich beschreiben als Sich-Drücken vor Aufgaben eines Friedensjournalismus. Das wäre dann vielleicht keine einfach "gute Nachricht" – aber sicher eine "konstruktive", weil an möglichst friedlichen Lösungen orientierte.