Medienanstalt kritisiert Gewaltdarstellungen im Fernsehen und Internet
Zunehmende Verbreitung jugendgefährdender Inhalte
In einem Positionspapier beschreibt die Medienanstalt Sachsen-Anhalt ihre Besorgnis über die zunehmende Verbreitung jugendgefährdender Inhalte in den elektronischen Medien. Sie kritisiert dabei, dass Kinder die Sendungen oft nicht einordnen und emotional verarbeiten könnten. Zugleich werden die Talkshows beanstandet, in denen Verhaltensweisen, Werte und Ansichten gesendet werden, die von Kindern und Jugendlichen desorientierend und verunsichernd aufgenommen würden.
Daher sieht der Vorsitzende der Medienanstalt Sachsen Anhalt, Reiner Schomburg, die Notwendigkeit, in Zukunft noch verstärkter die zur Verfügung stehenden Aufsichtsmöglichkeiten offensiv zu nutzen, um offensichtliche Programmverstöße zu ahnden. Gleichzeitig wendet sich die Medienanstalt Sachsen-Anhalt insbesondere an Programmveranstalter, Produzenten und Videoverleiher, einen wirksamen Jugendschutz im Programmalltag umzusetzen. Auch Eltern, Erzieher und Bildungseinrichtungen werden aufgefordert, Kinder und Jugendliche frühzeitig und dauerhaft zu einem kritischen, maßvollen Umgang mit den Medien anzuhalten.
Zwar sprechen die Vertreter der Medienanstalt Sachsen-Anhalt nur sehr pauschal von einer zunehmenden Verbreitung von jugendgefährdenden Inhalten, stellen aber gleichzeitig fest, dass die Bevölkerung Sachsen-Anhalts mit 228 Minuten bei der täglichen Fernsehnutzung einen Spitzenplatz einnimmt. Insofern kann vielleicht von einer Zunahme im Vergleich der Fernsehnutzung zu anderen Bundesländern gesprochen werden. Aktuelle Aufsichtsfälle und Proteste von engagierten Bürgern zeigten den Medienwächtern, dass die Anstrengungen zur Verbesserung des Jugendschutzes weiter forciert werden müssen. Besonders die Programme der Privatsender - aber auch der öffentlich-rechtlichen Sender - zeigten immer noch eine inakzeptable Häufung von Darstellungen körperlicher und zunehmend sexualisierter Gewalt:
Die tägliche Bildschirmpräsenz der Gewaltdarstellungen, die Intensität und die Summe, steigern die problematische Wirkung zu einen unzumutbaren Gefährdungspotential, da Kinder und Jugendliche viele Sendungen mit extremen Gewalt- und Sexdarstellungen oft nicht einordnen und emotional verarbeiten können.
Ein Dorn im Auge sind den Medienwächtern immer noch die Talkshows, die Real-Life-Sendungen und so genannte Psycho-Formate. Hier werden nach ihrer Ansicht in zunehmendem Umfang bestimmte Verhaltensweisen, Werte und Ansichten propagiert. Begleitet werden diese Sendungen oft mit aggressiven Äußerungen als Form von verbaler Gewalt. Solche dargestellten Verhaltensweisen können auf "junge Zuschauer desorientierend und verunsichernd wirken, weil ihre Identitäts- bzw. Persönlichkeitsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist."
Anlass zur Sorge bereitet der Aufsichtsbehörde auch das Internet, zumal hier weitgehend unkontrolliert grausame Gewalt und entwürdigende Sexualdarstellungen angeboten werden. Sie fordert deshalb: "Insbesondere für das Internet müssen Mechanismen, effektive Aufsichtsstrukturen und Selbstkontrollen eingerichtet werden, um auch in diesem neuen, zweifellos sehr bedeutsamen Medium den Kinder- und Jugendschutz zu verbessern."