Mediendämmerung nach Trump?

Das Murdoch-Medienimperium scheint sich mit Bidens Wahlgewinn umzuorientieren, aber auch CNN, Washington Post, NYT etc. haben ihren Feind verloren

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Beherrscht worden war der Aufstieg von Donald Trump seit 2016 bis zu seinem Niedergang von dem Kampf der großen Medien in den USA gegen ihn - mit der Rückdeckung vor allem von Murdoch-Medien, allen voran von Fox News mit Trumps Lautsprechern Sean Hannity, Laura Ingraham oder Tucker Carlson, während Trump mit dem Einfluss seines Twitter-Accounts die übrigen Medien als Volksfeinde und Fake News bezeichnete und unglaubwürdig zu machen versuchte. Die politische und weltanschauliche Spaltung der amerikanischen Bevölkerung wiederholte und verstärkte sich in der der Medien. Differenzierte Grauzonen gab es auch bei den Medien nicht mehr.

Trump, who built a brand on projecting indestructibility, has been branded as something he despises: a loser.

Politico.com

Nach dem mutmaßlichen Wahlsieg von Joe Biden und Kamala Harris haben New York Times, Washington Post ("Democracy Dies in Darkness"), CNN etc. das Böse verloren, gegen das sie die Wahrheit verteidigt haben, bei Fox News wird es hingegen zu knirschen beginnen, wenn man es mit einem Verlierer zu tun hat, der sich auch jetzt nicht an Spielregeln hält, zumal er weiterhin fast die Hälfte der Wähler hinter sich hat. Zwar gab es in der Schlussphase auch bei Fox News Absatzbewegungen, weswegen die Liebe von Trump zum Murdoch-Sender, der zum mächtigsten in den USA wurde, auch schon abflachte, bis es am Wahltag zum Bruch kam, da Fox News schon früh Siege von Biden in Arizona und sich dann auch den anderen Sendern anschloss, um Bidens Wahlsieg zu verkünden.

Seitdem ist Breitbart.com Trumps Lieblingsmedium. Das rechtsnationalistische Medium hatte sich bereits während des Wahlkampfs 2016 unter der Führung von Stephen Bannon hinter Trump gestellt, von einer rechten Revolution fantasiert und allerhand Verschwörungstheorien verbreitet. Bannon, der die in Verruf geratene Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica mit begründet hat, wurde im Sommer zum Berater von Trump und schließlich nach seinem Wahlsieg kurzzeitig Chefstratege Weißen Haus, war aber auch dort vielen zu radikal und Trump wohl zu eigenmächtig, denn er wurde von Bannon nur für dessen Interessen benutzt.

Es kam zu einem Bruch zwischen Bannon und Trump, Bannon versucht auch in Europa eine rechtsnationalistische Bewegung etwa mit der AfD, dem Front National oder der Lega Nord. Daraus wurde nichts. Bannon geriet wegen Veruntreuung von Spendengeldern für die Organisation "We build the Wall" schließlich vollends ins Abseits. Am 5. November übertrieb er es wohl endgültig und erklärte auf Twitter, er würde, wenn er an der Macht wäre, die Köpfe des FBI-Direktor Christopher A. Wray und des Covid-Regierungsberaters Anthony Fauci "aufspießen" und "sie an zwei Ecken des Weißen Hauses positionieren, als Warnung an die Bürokraten der Bundesregierung". Bannon wollte wohl, wie auch Trump Jr., der von einem totalen Krieg" sprach, und andere Trump-Anhänger zu Gewalt aufstacheln. Twitter sperrte daraufhin Bannons Account, Facebook und YouTube löschten das Video, in dem er dazu aufrief.

Breitbart, wo Bannon 2018 ausstieg, kann allerdings das Murdoch-Medienimperium mit Fox News, New York Post oder Wall Street Journal nicht ersetzen. Der Übergang zu Breitbart ist ebenso wie Twitters schon monotonen Erklärungen, dass Trumps Behauptungen umstritten oder falsch sind, ein Abstieg. Twitter hatte sich jahrelang als Fake News- und Beschimpfungsbühne von Trump benutzen lassen, weil das auch als Werbung diente, und ging erst wirklich auf Distanz, als absehbar war, dass das Trump-Schiff am Sinken war.

Möglicherweise vollzieht sich auch im Murdoch-Imperium, das bislang von Rupert Murdoch und seinem Sohn Lachlan auf die rechte Schiene gesetzt wurde und offensiv rechte Politiker unterstützte bzw. diesen eine Karrierebühne bereitete, eine Wende. So erklärte Kathryn Murdoch, die Frau von Murdoch-Sohn James, am 6. November, es sei Zeit für Fox News einzugestehen, dass es keinen Wahlbetrug zugunsten von Biden gegeben habe.

Das familiäre Murdoch-Imperium von Rupert und seinen sechs Kindern könnte erkennen, auf das falsche Pferd mit der einseitigen Berichterstattung gesetzt zu haben. Das kann nur aus finanziellen Interessen geschehen, aber Zeichen für eine Kehrtwendung sind deutlich zu erkennen, die dann auch andere republikanische Politiker beeinflussen könnte, die im Windschatten von Trump gefahren sind. So hat die New York Post, die mit einer Story über die Korruption Bidens wegen der Verstrickung seines Sohns mit dem ukrainischen Energiekonzern Burisma noch kürzlich für Wirbel gesorgt hat, nun Artikel über die "grundlosen Wahlbetrugsbehauptungen von Trump" veröffentlicht.

Fox News eiert noch herum, Hannity pflegt noch die Wahlbetrugsbehauptungen mit dem republikanischen Senator Ted Cruz, Lindsay Graham oder Newt Gingrich, CNN erklärt, Memos erhalten zu haben, in denen die Journalisten des Murdoch-Imperiums angewiesen wurden, nicht von Biden als dem gewählten Präsidenten zu sprechen, wie das Fox News gemacht hatte, sondern nur davon, dass er genug Stimmen von Wahlleuten habe, um Präsident zu werden. Verwiesen wird auf Versuche des Trump-Teams, die Wahl anzufechten.

Für den Murdoch-Konzern steht das Problem an, wie man es mit einem schlechten Verlierer hält. Dass Trump reale Chancen hat, Wahlergebnisse anzufechten, scheint nicht gegeben zu sein. Aber was macht die mediale Gegenseite, die auch aus finanziellen Gründen gegen Trump gewettet hat und nun leer dasteht, weil sie nun wieder mit dem politischen Alltag konfrontiert ist?

Trump hat auch das Geschäft der kritischen Medien florieren lassen, weil er stets für Aufregung gesorgt hat. Nun will Biden beruhigen und das Volk einen, nach dem Abgang von Trump gibt es vorerst keinen großen Gegenspieler mehr, der die Aufmerksamkeitsökonomie verinnerlicht hat. Das Schwarz-Weiß-Schema funktioniert nicht mehr, wie das auch nach dem Ende des Kalten Kriegs gewesen ist. Dann kamen die islamistischen Terroristen und der Globale Krieg gegen den Terror. Auf was werden wir uns jetzt einstellen müssen?