Mehr Quarantäne, mehr Freiheit
Seite 2: Verhältnismäßigkeit der Impfpflicht im Vergleich zur Quarantäne
- Mehr Quarantäne, mehr Freiheit
- Verhältnismäßigkeit der Impfpflicht im Vergleich zur Quarantäne
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Gerade die Verhältnismäßigkeit im Unterschied zur generellen Impfpflicht scheint mir für eine strengere und überwachte Isolierung der Infizierten zu sprechen. Denn Impfen ist letztlich eine Körperverletzung mit den damit verbundenen Ängsten.
Eine solche "Pflicht" kann deshalb nach meiner Meinung nur für bestimmte Berufsgruppen vorgeschrieben werden. Wer das nicht will, muss sich eine weniger exponierte Tätigkeit suchen. Er bleibt frei, zu wählen – Arbeit an weniger gefährdender Stelle oder impfen.
Immerhin, auch das ist eine erhebliche Beschränkung der Freiheit des Einzelnen. Die Quarantänepflicht bei den wenigen Infizierten für die kritischen Wochen durchzusetzen, scheint da das kleinere Übel und eher zumutbar.
Wie aber konsequentere Überwachung umsetzen? Wie eingangs betont: Infektionen sind in Bezug auf die Gesamtbevölkerung nach wie vor selten. Selbst mit bald wohl 80.000 Neuinfektionen täglich ist das bei zehn Tagen Heilung weniger als ein Prozent der 80 Millionen Bundesbürger.
Zugegeben, da dürfte eine lückenlose Überwachung selbst mit guter Softwareunterstützung schwierig, aber zumindest für die mit neuen Virusvarianten infizierten Menschen organisierbar sein.
Zusammenfassend bleibt zu hoffen, dass die bisher allem übergeordnete "Freiwilligkeit" vom neuen Expertenrat im Bundesgesundheitsministerium und Ressortchef Karl Lauterbach (SPD) hinterfragt und die Erfolge in Fernost vertieft analysiert werden. Um die Pandemie unter Kontrolle zu bekommen, scheint mir eine streng überwachte Isolation der dann wenigen Infizierten unvermeidbar. Und auf eine Einhegung der Pandemie hoffen wir doch immer noch.
Dr. Peter H. Grassmann studierte Physik in München, promovierte dort bei Werner Heisenberg und ging ans MIT. Bei Siemens baute er die heute milliardenschwere Sparte der Bildgebenden Systeme auf. Als Vorsitzender von Carl Zeiss (bis 2001) sanierte er das Stiftungsunternehmen in Jena zusammen mit Lothar Späth. Er ist Kritiker einer radikalen Marktwirtschaft und fordert mehr Fairness und Nachhaltigkeit. Grassmann erhielt zahlreiche Auszeichnungen und engagiert sich bei der Münchner Umwelt-Akademie, bei "Mehr Demokratie e.V.", der Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gesellschaft und dem Senat der Wirtschaft.