Memetisches Engineering
Zum Vortrag von Christine Petersen
"Memetisches Engineering" nennt die Chemikerin, Halbleiter-Ingenieurin und Propagandistin der Weltraumbesiedlung, was sie mit ihrem Vortrag beabsichtigt. Denn sowohl auf Seiten der Ökologen als auch auf der der Extropianer seien einige Vorurteile auszuräumen.
Nicht nur halten die meisten Umweltschützer die Kapitalismusliebe und den Technikfetischismus libertärer und extropianischer Provenienz für des Teufels. Auch umgekehrt haben die meisten Extropianer für Umweltschützer nur Mitleid übrig, weil die Ökos an den Problemen von gestern kleben: Umweltalarmismus sei ein Produkt der industriellen Mangelgesellschaft, mit der es zu Ende gehe. Erstens werde man demnächst von der Erde ohnehin Abschied nehmen, und zweitens werde für die armen irrationalen Irren, die aus religiösen oder sonstigen sentimentalen Gründen unbedingt hier bleiben wollen, Nanotechnologie alle Abfallprobleme umgehend lösen - Atom ist schließlich Atom, eins so sauber oder schmutzig wie das andere.
Um diese - ihrer Ansicht nach überflüssigen - Konflikte zwischen Grünen und Extropianern zu bereinigen, fordert Peterson auf, die ideologische Aufklärung der Ökos aktiv anzugehen. Es gehe um deren Bekehrung zu einem Umwelt-Kapitalismus. Man müsse ihnen klar machen, daß die Privatisierung aller natürlichen Ressourcen, des Landes und des Wassers und auch des Tierbestandes, am besten deren Bewahrung für zukünftige Generationen garantiere.
"Die Grünen starren auf den Staat, doch der Staat sollte nicht ihr Partner sein, sondern der Markt. Denn Bürokratien verfahren rücksichtslos mit dem Besitz, den man ihnen anvertraut. Keiner fühlt sich für irgend etwas verantwortlich, keiner hat egoistische Interessen oder intime Gefühle. Die sozialistischen Staatsbürokratien haben deshalb die Umwelt ruiniert. Wohlhabende zufriedene Privatleute hingegen achten auf ihr Land, sie holzen es nicht ab, sie verschmutzen es nicht mit Abfällen."
Zur Festigung der angestrebten Allianz zwischen Grünen und Extropianern - "Wir sind die wahren Konservativen!" - schlägt Christine Petersen ein gemeinsames Projekt vor: das kryonische Bio-Archiv.
"Das Aussterben von Tausenden von Tierarten ist nicht von heute auf morgen zu verhindern. Wir müssen daher in einer Rettungsaktion zumindest deren Erbgut bewahren. Das ist kostbarer Code, der in Millionen von Jahren entstanden ist. Wir haben ja gar keine Ahnung, was man eines Tages damit wird anfangen können."
Ein neuer Markt für Alcor?
Nein, nicht wirklich, meint Chris Petersen. Es sei wohl besser, bei diesem Projekt jede direkte Verbindung mit den existierenden kryonischen Organisationen zu vermeiden.
"Wenn die Grünen hören, daß ihre Tiere neben unseren Köpfen eingefroren werden sollen - das wäre ein PR-Alptraum."
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