Migranten auf der Mittelmeer-Route: "Das verheißene Land"

Seite 2: Das italienische Aufnahmesystem

Nach der Landung werden die Migranten in ein Erstaufnahmezentrum gebracht, wo weitere medizinische Untersuchungen stattfinden und die Daten der Personen in ein Computersystem eingegeben werden. In der Erstaufnahmeeinrichtung sollen sie nur einige Tage bleiben, doch oft vergehen Wochen, bevor sie an einen anderen Ort weiterreisen dürfen.

Es gibt kein wirkliches Verteilungskriterium auf dem italienischen Staatsgebiet. Es gibt Aufnahmezentren, die Teil eines normalen Systems sind, und andere, die Teil eines außergewöhnlichen Systems sind.

Die Aufnahmezentren, die zu dem gewöhnlichen System gehören, werden von den Gemeinden verwaltet und die Aufnahmezentren die als "gewöhnlich" eingestuft worden sind, werden von den deshalb entscheiden die Gemeinden darüber.

Das außerordentliche Aufnahmesystem wird stattdessen von den Präfekturen verwaltet. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass ein Einwanderer in ein außerordentliches Zentrum in einer beliebigen italienischen Stadt geschickt wird. Die Dienstleistungen für Flüchtlinge ändern sich häufig aufgrund der von der aktuellen Regierung erlassenen Richtlinien.

Tatsache ist, dass es in den außerordentlichen Aufnahmezentren Integrationsdienste gibt, wie z. B. Italienischunterricht und psychologische Betreuung, aber sie sind geringer als in den normalen Zentren, wo es mehr Unterstützung gibt und auch versucht wird, die Menschen in die Arbeitswelt zu integrieren. Es gibt auch einen Unterschied zwischen den Leistungen, die einer Person mit einem Aufenthaltserlaubnis zustehen, und einer Person ohne.

Den Personen, die ohne Papiere in Italien ankommen, werden sofort Fingerabdrücke genommen und ihre Daten werden in ein europäisches System erfasst. Es ist nicht gesagt, dass das erste einem Einwanderer zugewiesene Ziel auch das Endgültige sein wird. Es hängt von der Größe des Zentrums und von der Anzahl der Menschen, die schon dort sind.

Es kann also sein, dass in wenigen Wochen, diese Person wieder umziehen muss, auch in eine andere Stadt, wenn es notwendig ist. Die Gründe für einen Umzug können jedoch auch von vielen anderen Faktoren abhängen, z. B. von der Schließung des Zentrums selbst oder weil das Zentrum zu überfüllt ist. Es gibt keine genauen Angaben darüber, wie viele Menschen es tatsächlich gelingt, eine Arbeitsstelle zu finden.

In der Theorie ist alles gut organisiert. Es gibt aber auch Menschen, die für ein paar Euro am Tag auf den Feldern hart arbeiten. Dabei handelt es sich meist um Menschen ohne Papiere oder Menschen, denen eine Aufenthaltsgenehmigung verweigert wurde, und das sind nicht wenige. Schätzungsweise sind es 500.000 Flüchtlinge, die kein Recht haben, in Italien zu bleiben, und gezwungen sind, jede Arbeit anzunehmen, auch Schwarzarbeit.

Statistiken

Es stimmt, dass die meisten Flüchtlinge auf dem Seeweg nach Italien kommen, aber es gibt auch eine Reihe von Menschen, die auf dem Landweg nach Italien kommen, und diese werden nicht registriert.

Für Datenanalysten wie Michele Vannucchi, Analyst bei der Omnipolis Foundation in Rom, kann dies ein Problem bei Statistiken darstellen. Derzeit werden nur Einwanderer registriert, die über Nicht-EU-Grenzen nach Italien einreisen. Die Bewegungen von Einwanderern, die dann innerhalb der EU umziehen, werden nicht immer gemeldet.

Die Herkunftsländer der Einwanderer sind immer unterschiedlich. Manchmal gibt es große Ströme, die eher aus einem Land als aus einem anderen kommen, und sobald sie in Italien angekommen sind, wollen viele Einwanderer nach Mittel- und Nordeuropa gehen.

Wie bereits erwähnt, sind es oft die Präfekturen, die die Verteilung der Flüchtlinge auf dem italienischen Gebiet koordinieren, dennoch ist eine Präfektur keine soziale Einrichtung, was zu vielen Schwierigkeiten und einer nicht sehr geordneten Verwaltung führt. Nach Ansicht von Omnipolis ist es daher schwierig, immer über genaue und aktuelle Daten zu verfügen.

Ominpolis misst der Datentransparenz große Bedeutung bei. Zurzeit befinden sich in Italien etwa 107.000 Einwanderer im Aufnahmesystem (Stand: 31. Januar 2023). Dabei handelt es sich um Personen mit einer Aufenthaltsgenehmigung oder um Asylbewerber. Derzeit machen die Einwanderer, die offiziel aufgenommen worden sind 0,13 % der italienischen Bevölkerung aus.

Im Jahr 2020 verfügten nur 25 Prozent der italienischen Gemeinden über ein Aufnahmezentrum. Im Jahr 2023 gab es bisher 4.963 Anlandungen, verglichen mit 3.035 im Jahr 2022 im gleichen Zeitraum. Im Jahr 2022 kamen 13.386 Minderjährige nach Italien. Dieser Winter war bisher recht warm und das ist auch der Grund, warum es bis jetzt so viele Leute Italien erreicht haben.

Auf der Website der italienischen Regierung kann man entnehmen, dass die meisten Einwanderer aus folgenden Ländern kommen: Elfenbeinküste, Guinea, Pakistan, Ägypten, Tunesien, Afghanistan, Syrien, Bangladesch, Eritrea und Mali. Die Frage ist nur, ob Italien für die meisten Flüchtlinge doch eine Art verheißenes Land bleibt.