Minderjährige treten wegen Gesetzeslücke in Kansas als Gouverneurskandidaten an
Frischer Wind im Wahlkampf? Noch können sie prinzipiell gewählt werden, auch wenn sie selbst nicht wählen dürfen
In den USA findet gerade ein interessanter Wahlkampf statt - und er kann auch nicht noch schnell durch die Verabschiedung neuer Gesetze verhindert werden. Im Bundesstaat Kansas hat ein sechzehnjähriger Schüler von der Wichita Highschool eine gesetzliche Lücke entdeckt und tritt nun bei den Vorwahlen der Demokraten für den Gouverneursposten an. 17 Jahre alt ist der Vizekandidat Alexander Cline. Beide dürfen noch nicht wählen, aber möglicherweise gewählt werden. Auch weitere Minderjährige haben sich aufgestellt und werden auch noch offiziell gelistet.
Die Story geht gerade durch die amerikanischen Medien. Zwar hatte Jack Bergeson seine Absicht bereits im Sommer 2017 kundgetan. Wahrscheinlich wurde das allgemein als Witz aufgenommen. Im Oktober fand schon mit 5 minderjährigen Kandidaten eine Veranstaltung statt. Im Januar waren es schon sechs minderjährige Kandidaten für den Gouverneursposten, darunter auch die 17-jährige Lucy Steyer, die damit eine der wenigen Frauen ist, die in Kansas überhaupt antreten.
Aber nun wurde in den Kongress von Kansas, bevor die Wahlen richtig losgehen, ein Gesetzentwurf vom republikanischen Abgeordneten Jake Carpenter eingebracht, das die Gesetzeslücke schließen soll. Bislang ist in Kansas nicht geregelt, welche Anforderungen an einen möglichen Gouverneur gestellt werden, auch die Altersfrage ist damit eben offen. So sollen nun keine höheren Ämter mehr von Minderjährigen eingenommen werden können, die jünger als 18 Jahre sind - auch Strafgefangene dürften nicht mehr zur Wahl antreten. Bergeson findet den Gesetzesentwurf natürlich blöd, für ihn ist er "reaktionär", Carpenter verteidigt das Vorhaben..
Das Problem für manche in Kansas ist, dass selbst dann, wenn das Gesetz verabschiedet wird, es nicht mehr für die anstehende Wahl 2018 gültig ist. Die sechs minderjährigen Kandidaten können also Wahlkampf machen und gewählt werden. Welche Befugnis sie dann wirklich hätten, ist die große Frage. Man wird sich wohl kaum vorstellen können, dass einer der Bewerber wirklich erfolgreich sein könnte, daher bestünde die Chance, dass die jungen Kandidaten den Wahlkampf für junge Wähler interessanter machen könnten, abgesehen davon, dass sie neue Ideen einbringen könnten. Bei der letzten Nicht-Präsidentschaftswahl nahmen gerade einmal 13 Prozent der 18-24-Jährigen teil. Da müsste sich in der Tat Entscheidendes ändern.
Jack Bergeson, der gerade eine neue Wahlkampf-Website gestartet hat, scheint übrigens eine Art demokratischer Trump sein zu wollen. Er will einen "Antiestablishment-Wahlkampf" ("Real Change Right Now) führen und schätzt Bernie Sanders, Ross Perot, Jesse Ventura und Dwight Eisenhower. Und er glaubt, dass er den Menschen eine Chance eröffnet, wenn er antritt. Mit seinen neuen Ideen soll die Demokratische Partei in dem konservativen Bundesstaat gefördert werden.
Er will das Gesundheitssystem radikal verändern, den Mindestlohn erhöhen, Marihuana für medizinische Zwecke ganz legalisieren, vielleicht auch für den Konsum, aber will auch eintreten dafür, dass Schusswaffen offen getragen werden dürfen. Die Steuern für Reiche sollen erhöht, die für Geringverdiener gesenkt werden. Die Gehälter von Lehrern sollen erhöht und der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Das Wahlprogramm ist übersichtlich. Die "alten" Kandidaten werden sich in diesem Wahlkampf mehr anstrengen müssen, vor allem um jüngere Wähler zu erreichen.