Mission to Mars

Wer schon immer mal zum Mars wollte, kann sich in Kürze um einen Platz bewerben

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im Jahr 2020 landet das erste bemannte Raumschiff auf dem Mars, doch die Mission endet in einem mysteriösen Desaster. Von der Erde aus wird eine sofortige Rettungsaktion gestartet, um die Tragödie zu untersuchen und Überlebende zu bergen, eine Gruppe mutiger Astronauten muss deshalb unter großem Zeitdruck eine riskante Rettungsmission starten. Während der langen Reise durch das Universum meistert die Crew nahezu unüberwindbare Gefahren.

Was vor einiger Zeit noch unmöglich erschien, könnte in gar nicht mehr so langer Zeit Wirklichkeit werden: eine bemannte Mission von der Erde am Mond vorbei zum Mars (Bild: ESA)

Als die Astronauten endlich den Roten Planeten erreichen, machen sie eine unglaubliche Entdeckung - Auflösung bietet der Brian de Palma-Film Mission to Mars aus dem Jahre 2000.

Was vor einigen Jahren noch als utopisches Weltraumszenario in den Kinos lief, kann schon sehr bald zur Realität werden. Wir haben zwar noch nicht das Jahr 2020, aber die NASA möchte ja auch schon sehr viel früher zum Roten Planeten Reisen, 2010 (vgl. Erste bemannte Mars-Mission bis 2010?) ist anvisiert. Die Mannschaft muss auch niemanden retten, sondern diese Mission nur, mit seinen vielen unwegsamen Gefahren, überleben.

Um sich auf solche zukünftigen Missionen zum Mars vorzubereiten, wird die Europäische Weltraumorganisation ESA gemeinsam mit der russischen Weltraumagentur Roscosmos im Frühjahr nächsten Jahres eine Mannschaft aus sechs speziell ausgewählten Personen, die gewisse Kriterien an Fitness und Intelligenz erfüllen müssen, zu einer simulierten Reise zum Mars schicken. Die Anforderungen sind sehr hoch und entsprechen denen, die auch ein ESA-Astronaut erfüllen muss. 520 Tage ohne Test- und Vorbereitungszeit wird diese Mannschaft in einer abgeschlossenen Raumschiff-/Mars-Umgebung verbringen, die einen zum Mars und zurück führt.

Moskau statt Mars

Leider ist es nur eine Simulation, und man befindet sich in Wirklichkeit nur in einem speziell dafür erstellten Raumschiffmodell mit einer Größe von ca. 200m in der Nähe von Moskau. Nach einem Drehbuch werden die auserwählten Sternenbummler die komplette Reise zum Mars mit Landung, Exkursion und Rückkehr zur Erde erleben. Sämtliche durchzuführende Aufgaben sowie Experimente, die während dieser langen Reise anstehen, ähneln denen, die auch bei einem realen Ausflug zum "Roten Planeten" anfallen könnten.

Natürlich können in dieser Zeit viele unterschiedliche Probleme auftauchen, von Krankheiten bis hin zu Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb der Crew, aber auch mit der Zentrale auf der Erde, diese gilt es dann bestmöglich zu lösen. Der simulierte Reiseablauf ist folgendermaßen aufgebaut:

  1. Flug von der Erde zum Mars: Dauer 250 Tage
  2. Exkursion auf der Marsoberfläche und die Durchführung verschiedener Experimente von 3 der insgesamt 6 Mannschaftsmitglieder: Dauer 30 Tage
  3. Flug zurück vom Mars zur Erde: Dauer 240 Tage.
Im Zuge des ESA-Aurora-Projektes (Missionen zur Erkundung des Sonnensystems und unter anderem eine bemannte Mission zum Mars) hat die ESA auch schon eine klare Vorstellung von der simulierten "Reiseumgebung" zum Mars.

Das Raumschiff selbst wird aus mehreren miteinander verbundenen Metallcontainern bestehen, die sich aufteilen in einen Forschungs- und Wissenschafts-Raum, einen medizinischen Bereich, einen Gemeinschaftsraum und eine Küche. Zudem wird es einen speziellen Container geben, der für die Exkursion auf die Marsoberfläche bereit steht. Die beteiligten Wissenschaftler können damit erstmalig einem Experiment beiwohnen, das in dieser Form bisher einmalig ist.

Das ist sehr wichtig für uns. Wir haben zwar Erfahrungen mit Astronauten, die zur internationalen Raumstation fliegen und sich dort länger aufhalten, aber Astronauten, die sich auf die Reise zum Mars begeben, dass ist eine völlig andere Herausforderung.

Marc Heppener, ESA

Wie solche Langzeitmissionen überstehen?

Unter der Federführung des russischen Institute of Biomedical Problems of the Russian Academy of Sciences in Moskau, versucht man nun auf Basis dieser Langzeitstudie herauszufinden, wie der Mensch aus psychologischer und medizinischer Sicht solche Langzeitmissionen in der Zukunft übersteht. Die wichtigsten Testfaktoren:

  1. Studieren verschiedener Einflüsse und simulierter Zustände auf die Gesundheit und die Arbeitsfähigkeit der Mannschaft
  2. Organisation der Mannschaftsaktivitäten und deren Zusammenspiel mit dem Kontrollzentrum
  3. Steuerung, Diagnose und Vorhersage des Gesundheitszustands der Crew, sowie die Erprobung des Einsatzes neuer telemedizinischer Technologien
  4. Psychologische Unterstützung
  5. Überprüfung neuer Technologien und Werkzeuge, die zur Lebenserhaltung und zum Schutz der Mannschaft dienen

Eine der größten Herausforderungen für die Mannschaft wird neben den medizinischen Aspekten die psychologische Verfassung sein, in der sich die Crewmitglieder befinden und die auch die Kommunikation und Interaktion innerhalb dieser Mannschaft bestimmt. So sind sie in brenzligen Situationen auf sich selbst gestellt, da die Kommunikation mit der Erde eine Zeit von ca. 40 Minuten in Anspruch nimmt, bevor man mit einer Antwort, Hilfe oder Lösung rechnen kann.

Erschwerend kommt die exakt bemessene Nahrungsmittelversorgung für die Dauer dieser Mission hinzu, die der Selbstkontrolle unterliegt und für zusätzliche Spannungen unter der Mannschaft führen kann, je nachdem, wie man mit seinem Lebensmittelvorrat haushaltet.

"In unseren Mythen, in jeder menschlichen Kultur, besitzt der Mars eine ganz besondere Anziehungskraft. Leben sucht stets anderes Leben. Die Entdeckung neuer Welten, um von da aus zu den nächsten vorzudringen. Dazu sind wir Menschen da." (Mission to Mars). Bild NASA/JPL

Die Freiwilligen sind aber nicht nur über ein Jahr von Familie, Arbeit und Freunden abgeschnitten und extremen Situationen ausgesetzt, sie müssen auch damit rechnen, mit eventuellen gesundheitlichen und psychischen Folgen noch einige Zeit nach dieser Mission zu leben. In welcher Form und wie lange, wird man erst nach der Studie wissen - das Risiko trägt jeder Proband selbst.

Für uns ist es auch sehr wichtig zu wissen, welche Menschen nicht nur physisch sondern auch psychisch für solch eine Mission überhaupt in Frage kommen.

Marc Heppener

In circa vier Wochen wird die ESA unter anderem auch über das Internet das gesamte Prozedere mit Bewerbungsvoraussetzungen bekannt geben, im November sollen die Probanden dann feststehen - es bleibt also noch etwas Zeit, darüber nachzudenken, sofern man sich innerhalb der festgesetzten Altersgrenze zwischen 25 und 50 Jahren befindet.