Mit Edelgas gefüllte Buckminster-Fullerene

Hinweise auf den Kometen oder Asteroiden, der vor 250 Millionen Jahren das größte Massenaussterben in der Geschichte des Lebens bewirkt haben könnte

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Wissenschaftler haben jetzt Hinweise für den Kometen oder Asteroiden gefunden, der vor etwa 250 Millionen Jahren das wohl größte Massenaussterben in der Geschichte des Lebens bewirkt haben könnte, das aber wie immer auch die Bühne für neue Akteure freigegeben hat. Den Einschlagort konnten sie allerdings nicht entdecken, wohl aber seine Hinterlassenschaften in Form von Buckminsterfullerenen, wie sie auf der Erde nicht vorkommen.

Mit Gas gefüllter Buckminster-Fulleren

Massenaussterben sollen sich etwa alle 26 Millionen Jahre ereignen. Dann stirbt ein großer Teil der Arten in kurzer Zeit aus, während neue nachrücken. Angeblich sollen 99 Prozent aller Arten, die es einmal gegeben hat, heute ausgestorben sein. Zeiten, in denen wie heute dank dem Menschen mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit viele Arten aussterben, haben sich immer wieder mit Zeiten abgewechselt, in denen schnell viele neue Arten entstehen. Vor 250 Millionen Jahren, am Ende des Perm, sollen 90 Prozent aller Arten ausgelöscht worden sein. Dazu haben neben den geschätzten 15.000 Arten von Trilobiten auch viele säugetierähnliche Arten gehört. Die Katastrophe muss sich relativ schnell abgespielt haben, in einem Zeitraum zwischen 8.000 bis zu 100000 Jahren, was die Wissenschaftler für die Zeit der Erdgeschichte eine Mikrosekunde nennen.

Schon längere Zeit nahm man an, dass dieses Massenausterben durch den Einschlag eines größeren Himmelskörpers verursacht wurde, wie das auch am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren geschehen ist, als allerdings nur 50 Prozent der Arten ausgestorben sind, darunter bekanntlich die Dinosaurier, deren Geburtsstunde vom Massenaussterben am Ende des Perm eingeleitet wurde. Den 200 Kilometer großen Krater, den dieser Asteroid hinterlassen hat, glaubt man in Mexiko gefunden zu haben. Und weil man in den Gesteinsschichten dieser zeit eine hohe Anhäufung an Iridium entdeckt hatte, ging man davon aus, dass jeder Asteroid oder Komet solche Hinterlassenschaften zurücklässt. In den 250 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten fand man aber nur eine geringe Kontenrationsmenge an Iridium.

Die Wissenschaftler der University of Washington, der Nasa, der University of Rochester und der New York University, die ihren Fund in der neuesten Ausgabe von Science (Science 2001 291: 1530-1533) beschreiben, konnten die Einschlagstelle des vermuteten Geschosses nicht entdecken. Vor 250 Millionen Jahren sah die Erde noch ganz anders aus, denn es gab nur einen einzigen riesigen Kontinent: Pangea. Aber in den Gesteinschichten aus dieser Zeit, die die Wissenschaftler in Japan, China und Ungarn untersucht haben, stießen sie auf eine ungewöhnlich hohe Konzentration an komplexen Kohlemolekülen, die man Buckminster-Fullerene nennt. Fullerene bestehen aus mindestens 60 Kohleatomen und haben eine Struktur, die an einen Ball oder an einen der geodätischen Dome von Buckminster Fuller erinnert.

In den Fullerenen aus der Schicht sind die Edelgase Helium und Argon eingeschlossen. Die Wissenschaftler behaupten, dass es ein Zeichen für deren außerirdische Herkunft sei, dass die Zahl der Isotope der eingeschlossenen Edelgase ungewöhnlich ist - auch für unser Sonnensystem. Die Fullerene müssen unter extrem hohen Temperaturen und sehr hohen Druck entstanden sein, damit diese außerirdischen Edelgase in ihr Inneres gepresst werden konnten. Und weil man diese Fullerene, die nicht aus unserem Sonnensystem stammen können, in den 250 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten gefunden hat, liegt es nahe zu vermuten, dass sie mit einem Asteroid oder Komet gekommen sein müssen.

Die Wissenschaftler glauben, dass dieser Todesbote gar nicht so riesig gewesen sein muss. Er dürfte vermutlich zwischen 6 und 12 Kilometern groß gewesen sein. Das schließen die Wissenschaftler daraus, das es bei einem kleineren Himmelsgeschoss keine globale Katastrophe gegeben haben würde, während bei einem größeren mehr von den mit Gas gefüllten Fullerenen zu finden sein müssten. Das Massenaussterben selbst ist nicht direkt auf den Asteroiden oder Kometen zurückzuführen, sondern auf die vielen, lange anhaltenden Folgen, die ein solcher Einschlag haben muss, z.B. in vulkanischer Aktivität mit einer Rußglocke am Himmel und einer meterhohen Rußdecke am Boden, die einen langen Winter einleiten und größeres Leben vernichten. Flutwellen entstehen, das Wasser in den Meeren, Seen und Flüssen würde durch sauren Regen weiteres Leben auslöschen. Dann würde der Staub sich legen und vermehrt ultraviolette Strahlung auf die Erdoberfläche durchlassen, die für die DNA zerstörerisch wäre. Das wiederum könnte die Photosynthese der noch übrig gebliebenen Pflanzen beeinträchtigen etc.