Mit Microsoft und BP ins Himmelreich

Ein kirchlich geprüfter Fonds für Anleger mit Ethik

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Ende November legte Union Investment, einen neuen Fonds auf, den Liga-Pax-Cattolico-Union. Der Liga-Pax-Cattolico-Union ist nicht irgendein Fonds: Er umfasst Werte, die "nach fest definierten ethischen Aspekten" ausgewählt wurden. "Christliche Werte, soziale Maßstäbe, nachhaltige Unternehmenspolitik und ökonomische Ziele" sind dabei die Faktoren, die zählen.

Zwar gehen bekanntlich eher Kamele durch Nadelöhre als Reiche ins Reich Gottes, aber zum Glück hat Gott ein paar Möglichkeiten mehr als die Menschen hier auf Erden. Und wir Kapitelanleger müssen uns so - Gott sei Dank - nicht Gedanken darüber machen, wie wir unseren Besitz unter den Armen aufteilen, sondern darum, dass das Investment mit "ethischen Aspekten" - und vielleicht auch "ökonomischen Zielen" - im Einklang steht.

Ökonomie und Ethik wollen generell so wenig zusammen passen. Wer kann eine ethisch verbindliche Antwort geben, was vor den Augen Gottes und der Menschen besser ist? Ist es ethisch vorzuziehen, in Ökounternehmen und Frauenprojekte zu investieren, womit man leider mitunter die eigene Kohle schnell durchbringen kann? Oder produziert man besser buggy Software im großen Stil und wird mit dem erwirtschafteten Kapital zum größten Wohltäter der Menschheit?

Es ist nicht zuletzt Aufgabe der Kirchen, dem entfesselten Menschen der modernen Zeit ethischen Halt zu geben. Und zumindest der Katholik kann nun das schwierige Geschäft der ethischen Kapitalanlage outsourcen. Es sei aus der Pressemitteilung zum Liga-Pax-Cattolico-Union zitiert:

"Das Anlageuniversum des Liga-Pax-Cattolico-Union ist definiert durch den Ethical Index Global Return von E. Capital Partners. Dieser Index umfasst 300 Werte, die nach fest definierten ethischen Aspekten aus dem MSCI-World ausgewählt werden. Dabei stehen christliche Werte, soziale Maßstäbe, nachhaltige Unternehmenspolitik und ökonomische Ziele im Vordergrund. Die päpstliche Lateranuniversität und die Business School Università Bocconi in Mailand entscheiden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren, welche Firmen die strengen Kriterien erfüllen und in den Index aufgenommen werden. Dazu zählen beispielsweise Microsoft, Royal Dutch, BP oder Nokia. Der gesamte Auswahlprozess wird begleitet von den drei weltgrößten Orden, den Jesuiten, den Kapuzinern und den Salesianern.

Wir kamen ja schon auf die persönlichen ethischen Verdienste des Microsoft-Gründers zu sprechen. Davon abzutrennen ist aber die Entität Microsoft, die sich zwar gewiss durch ihre Kursentwicklung die Aufnahme in jeden Fonds verdient hätte, andererseits aber ein persistentes Problem mit dem achten Gebot aufweist. Da redeten die Fehlermeldungen falsches Zeugnis wider DR-DOS, da gab es zahllose "Missverständnisse" im Microsoft-Prozess, und da gab es "echte" Switcher zu Windows XP, die dann (als das Bild als Modelbild identifiziert wurde) zu Freelance-Autoren mutieren, die aber natürlich trotzdem zu Windows XP gewechselt haben - bis jemand die PR-Dame in den Tiefen eines Word-Dokuments auffand, die den Text geschrieben hatte und dies auch bestätigte.

Sei*s drum - wenigstens wollte Microsoft noch nie Ölförderplattformen im Meer versenken, wurde nicht wegen der Beihilfe zur Folterung und Tötung nigerianischer Aktivisten verklagt, wurde auch noch nie verdächtigt, wissentlich Grundwasser in der Türkei zu verschmutzt zu haben. Womit wir auch schon die nächste Firma mit christlichen Werten und sozialen Maßstäben durchgehechelt hätten...

Ist BP besser? Glaubt man dieser Webseite, so ist das Übliche zu bemängeln: Bohrungen in Nigeria, Tierversuche, Rüstungsaufträge. Aber dazu müssten wir uns erst wieder darüber klar werden, ob nicht-kosmetische Tierversuche überhaupt unethisch sind. Und ob die Rüstungsindustrie unethisch ist usw. usf.

Naja, wie schon erwähnt, nehmen dies dem Entscheidungsunfähigen auf Wunsch zwei Universitäten sowie Jesuiten, Salesianer und ausgerechnet der Bettelorden der Kapuziner ab (welch letzterer sich u.a. im 16. Jh. deshalb vom Bettelorden der Franziskaner trennte, weil die Franziskaner bereits wieder zu etabliert waren).

Schade, dass sich der ethische Erfolg des Fonds nicht so leicht beziffern lassen wird wie der ökonomische...