Multimedia-PC mit Sat-HDTV-Empfang von der Wursttheke
Praktische Erfahrungen mit dem neuen "Aldi-PC" Medion MD 8386 XL
Bei HDTV – dem hochauflösenden Fernsehen der Zukunft – ist noch vieles offen. MPEG4 statt dem gegenwärtig für DVB-S üblichen MPEG2 soll es werden. Der Kopierschutz wird eine ärgerliche Rolle spielen und Pay-TV-Empfang – was bei HDTV zur Regel werden könnte – wird mit regulären PCs ebenfalls nicht möglich sein: Zu groß ist die Angst der Filmstudios, ihre Werke könnten direkt auf eine PC-Festplatte wandern. Die gegenwärtigen HDTV-Testausstrahlungen lassen sich jedoch schon mit dem aktuellen „Aldi-PC“ bewundern.
Bei Aldi gibt es neben Milch, Käse und Waschmittel auch ab und zu frische Computer: Neben Notebooks typischerweise einmal vor Weihnachten etwas teurer und dann noch einmal im Frühjahr etwas billiger und leistungsfähiger gibt es passend zum sonstigen Angebot im Laden chiptragende eierlegende Wollmilchsäue, genannt Multimedia-PC. Der Preis liegt dabei um die 1000 Euro.
Telepolis hatte die Möglichkeit, sich ein im Bekanntenkreis erworbenes Gerät genauer vorzuknöpfen, wobei der Test diesmal leider ungewollt nicht zerstörungsfrei vor sich ging und so für Missstimmung sorgte. Doch dazu später.
Früher war am "Aldi-Computertag" der Andrang enorm, es kam sogar zu Schießereien, wenn jemand durch andere Käufer daran gehindert wurde, sein Bargeld loszuwerden. Mittlerweile kann man dagegen um 1/2 9 ganz gemütlich anrücken, findet einen fast leeren Laden vor – weil inzwischen nämlich schon um 8 geöffnet wird – und findet oh Schreck keinen einzigen PC mehr. Doch das liegt nur daran, dass diese inzwischen im Nebenzimmer stehen und nur auf Wunsch an der Kasse zur Milch in den Einkaufswagen gelegt werden.
Extra Rechnungen gibt es auch nicht mehr, denn das aktuelle Gerät für 950 Euro vom Frühjahr 2005 ist eindeutig mehr auf Spielernaturen als den Bürohengst ausgelegt, doch durchaus auch für Fotografen und Grafiker geeignet, zumal Kartenleser für alle gängigen Foto-Flashspeicherkarten integriert sind. Auch ein Kartenleser fürs Homebanking oder Schweine-GIF-Surfen ("Rauchst Du noch oder surfst Du schon?") fehlt nicht.
Firewire ist wiederum gut zum Videoschnitt und analoge Videoein- und Ausgänge machen es überlegenswert, einzelne alte Videoschätzchen auf DVD umzusetzen, da ein flinker doppellagiger 16-fach-DVD+ und – Brenner im Gerät ist. Mit einer Dolby-Surround-Karte inklusive koaxialem und digitalem optischen Ein- und Ausgang ist dabei auch für den guten Ton gesorgt und auch das Digitalisieren von alten Plattenaufnahmen ist so möglich.
Funktechnisch ist der Aldi-PC bestens ausgerüstet: Neben Bluetooth ist auch ein 54-MBit/s-WLAN nach IEEE 802.11g bereits integriert. Opto-Maus und Tastatur von Logitech sowie die „X10“-Fernbedienung funken ebenso serienmäßig – optische Sicht zum PC ist also für deren Benutzung nicht notwendig. Nur das Headset – der Mikrofonkopfhörer, gedacht zum Internettelefonieren – kommt da nicht mit: Er sitzt nur auf einem Ohr und ist nicht per Funk angebunden, sondern ganz normal per Kabel.
Allerdings erwartet ein Computerkäufer ja normalerweise gar nicht, dass überhaupt Mikrofon und Kopfhörer mitgeliefert werden. Meckern ist hier also fehl am Platz. Scart-Kabel, Lautsprecher, Webcam und ein USB-Stick werden nach dem Kauf zusätzlich noch kostenfrei nachgeliefert, was allerdings bis zum Abschluss diesen Tests noch nicht geschehen war.
Und noch in anderer Hinsicht ist der PC funktechnisch bewandert: Ein RGB-Ausgang per Scart-Buchse und eine TV-Kombikarte, die neben UKW-Radio analog und analogem TV in Stereo von Kabel oder Antenne auch DVB-T und DVB-S empfangen kann, machen das Gerät für den Radio- und TV-Empfang tauglich.
Im Büro ist das weniger angesagt – nicht nur wird der Arbeitgeber etwas einzuwenden haben, wenn man sich nebenbei Hausfrauen-Talkshows oder Gewinnspiel-Sender reinzieht, auch mit der GEZ ist Ärger zu erwarten, wenn man keine komplette weitere TV-Gebühr zahlen will.
Doch fürs Wohnzimmer ist das Gerät ausgesprochen interessant, denn mit WLAN und Funktastatur kann es gut als Luxus-„Set-Top-Box“ verwendet werden, auf der dann eben auch Internet-Zugang und Spiele laufen können, bei denen die ganze Familie mitspielen kann. Funkmaus und Tastatur sind hierzu natürlich genial, schaffen allerdings offiziell nur 50 Zentimeter und in der Praxis etwa einen Meter – gegebenenfalls muss man also den Funkempfänger mit einer USB-Verlängerung etwas weiter in den Raum platzieren.
Auf den Fernseher, wie es sich für eine „Set-Top-Box“ gehören würde, kann man den Computer nicht wirklich stellen, hinter einer der im Wohnzimmer eventuell vorhandenen HiFi-Boxen ist er besser aufgehoben. Dann hört man auch den PC-Lüfter nicht mehr so, der natürlich ein Nachteil ist gegenüber speziellen „Wohnzimmer-PCs“ mit passiver Kühlung.
Obwohl die Aldi-PCs nicht gerade als Leisetreter bekannt sind und gerade über das aktuelle Modell kräftig geschimpft wurde, scheint dies jedoch sehr vom konkreten Exemplar abzuhängen: Die 300 GB Festplattenspeicher werden nämlich je nach Lagerbeständen als eine Western-Digital-SATA-Festplatte verbaut – oder aber als zwei Festplatten à 160 GB. Letztere Variante bietet dann zwar etwa 20 GB mehr Speicher und kann bei Videoanwendungen performanter sein, wenn Quell- und Zieldateien auf verschiedenen Festplatten liegen, hat aber den Nachteil, den Schacht für ein nachrüstbares Diskettenlaufwerk zu belegen, so auch ein späteres Aufrüsten mit einer zweiten Festplatte zu sabotieren und vor allem den Lärmpegel deutlich ansteigen zu lassen.
Das uns vorliegende Testgerät hatte dagegen nur eine einzelne 300-GB-Festplatte und war im Lärmpegel nicht schlimmer als ein Humax PDR 9700 Premiere-Satellitenreceiver mit Festplatte und eingebautem Mini-Lüfter, solange die DVD-Laufwerke nicht aktiv waren. Dazu tragen ein Netzteil mit großem 12-cm-Lüfter sowie ein großer Lüftungskanal auf dem Hauptprozessor bei – lediglich auf der Grafikkarte ist einer der üblichen Minilüfter montiert, die nach ein bis zwei Jahren intensiver Nutzung das durchdringende Röhren beginnen. In der üblichen Fernseh-Entfernung aufgestellt ist die Geräuscherzeugung durch den getesteten Aldi-PC jedoch akzeptabel.
Da bei Herunterschalten auf Standby oder Ruhezustand die Leistungsaufnahme des Geräts auf 7 Watt absinkt, ist es bei Nichtgebrauch im Energieverbrauch auch nicht schlimmer als ein Videorekorder – aktiv werden allerdings sofort mindestens 100 Watt fällig. Von daher ist der Medion-PC nicht die optimale Lösung zum DVD oder TV gucken oder gar als VDR, als digitaler Videorekorder, der alle interessanten Fernsehsendungen im Voraus aufnimmt, zumal er ja nur einen einzelnen Fernseheingang hat und keinen Twin-Tuner: Wenn der PC bereits etwas aufzeichnet oder abspielt, kann man währenddessen keinen anderen Sender mehr ansehen.
Auch soll es unangenehme Vorfälle mit abrauchenden PC-Netzteilen gegeben haben, die es nicht ratsam erscheinen lassen, das Gerät Tag und Nacht in Betrieb zu lassen. Doch wer ohnehin einen PC im Wohnzimmer will oder gar auf einen separaten Fernseher verzichten kann und nur mit dem Computer fernsehen will und dabei keine der zahlreichen Linux-Lösungen sondern Windows verwenden will, ist mit dem Gerät durchaus gut bedient.
Wer glaubt, dass er aus den unterschiedlichen Empfangsmöglichkeiten der Medion-TV-Karte Nutzen ziehen kann, den müssen wir allerdings enttäuschen: Sie kann per Software nur entweder auf analogen oder digitalen TV-Empfang eingestellt werden. Wer also einige Sender noch analog, andere dagegen schon per DVB-T empfängt, kann nicht einfach per Knopfdruck auf der Fernbedienung umschalten. DVB-T und DVB-S lassen sich dagegen kombinieren, jedoch ist auch hier kein gleichzeitiger Empfang in verschiedenen Betriebsarten möglich. Unerwartet gar kein Problem sind jedoch die neuen HDTV-Testausstrahlungen auf Astra – die werden ebenso empfangen wie jedes andere Programm.
Bei einem Gerät mit so vielen Möglichkeiten ist natürlich auch entsprechend viel Software notwendig, um Videoaufnahmen zu digitalisieren, DVDs abzuspielen, fernzusehen etc. Das klingt nach teuren Ausgaben, doch wird vom Hersteller bereits ein zusammen mit Windows XP Home vorinstalliertes Softwarepaket mitgeliefert, das prinzipiell alle gebotenen Funktionen abdeckt. Zum DVD und TV gucken ist beispielsweise „Power Cinema 4.0“ zuständig.
Allerdings bedeutet dies auch, dass man – wie bei allen Aldi-PCs – bei den eingeschränkten Netzwerkfunktionen von XP Home bleiben muss: Selbst das für solche Geräte entwickelte Windows XP MCE (Mediacenter Edition) hat hier bereits mehr zu bieten und XP Professional ohnehin. Doch ein Upgrade von XP Home auf XP Professional ist nicht möglich und die TV-Karte funktioniert mit anderen als der vorinstallierten XP-Home-Variante mangels Treibern auch nicht – ebenso, wie sie auch nicht in anderen Steckplätzen oder gar Rechnern läuft.
„Power Cinema 4.0“ ist optimal auf die mitgelieferte Fernbedienung angepasst – zum Fernsehen kann man also Maus und Tastatur prinzipiell beiseite legen. Allerdings ist das Programm nicht das reinste Vergnügen: Zappelige Animationen bei den Funktionswechseln ebenso wie eine etwas unklare Menüführung sowie eine minimale Dokumentation sind hier zu kritisieren: Bei vorinstallierten Versionen befinden sich einige PDF-Dateien auf der Festplatte, die die grundlegenden Funktionen der verschiedenen Software auflisten; installiert man die Medion-Programme manuell, so entfällt selbst diese Minimaldokumentation und man muss die Programmfunktionen durch Herumdrücken und -klicken auf Maus und Fernbedienung selbst ermitteln. Dafür werden in den Menüs wechselnde Werbefenster für Zusatzhardware eingeblendet, was doch eher peinlich und nervend ist.
Eine übersichtliche Kanalliste hat „Power Cinema“ im Normalbetrieb nicht zu bieten, hier kann man nur eine Vorschau mit jeweils 16 in kleinen Fenstern angezeigten Programmen aufrufen oder sich per Zifferneingabe oder Kanalweiterschaltung auf der Fernbedienung durch die Programme hangeln. Dabei sind nur unverschlüsselte Programme wählbar; ein zum Zeitpunkt des Suchlaufs verschlüsseltes Programm kann ohne erneuten Suchlauf später auch in Momenten, wo unverschlüsselt gesendet wird, nicht aufgerufen werden. Ebensowenig die zahlreichen Radiosender auf Satellit: Sobald man auf „Radio“ umschaltet, wird ausschließlich UKW analog benutzt und die Programmvielfalt und Klangqualität des Satellitenempfangs ignoriert. Dies ist mit Power Cinema 4.0 nicht zu ändern, so die Medion-Hotline. Deshalb wurden geeignete Alternativen untersucht.
Gängige Fremdsoftware wie Win-STB oder DVB-Viewer für Pinnacle- und Technisat-Karten lief mit der Medion-Karte nicht, doch haben sich zwei Softwareanbieter speziell um eine Anpassung ihrer Software auf die Medion-Hardware gekümmert.
Einerseits Sceneo TV, das zusätzlich zur reinen TV-Guckerei und der VDR-Funktion (Aufzeichnung auf Festplatte) auch noch das Laden von Schnittlisten aus dem Internet (Entfernen der Werbung), das direkte Brennen von Video-DVDs aus TV-Aufzeichnungen, das Laden eines redaktionell betreuten EPGs von TV Movie für acht Programme und einen für die Darstellung am Fernseher optimierten Browser bietet. Dabei ist Sceneo TV für die Besitzer der aktuellen Aldi-PCs und Notebooks kostenlos und kann auch die Fernbedienung des PCs nutzen.
Jedoch muss dann Power Cinema deinstalliert werden, da sich sonst beide Programme angesprochen fühlen und beim Beenden von Sceneo TV mit der Fernbedienung plötzlich Power Cinema hochfährt. Mit der Maus ist hier im Gegensatz zu Power Cinema nichts zu erreichen – Sceneo TV ist tastaturbedient, was im Wohnzimmer etwas unpraktischer ist.
Während Sceneo TV im Gegensatz zu Power Cinema eine vernünftige TV-Kanalliste bietet, muss man mit Sceneo TV ohne Unterstützung durch Power Cinema auf den Radioempfang komplett verzichten, denn auch Sceneo TV weigert sich standhaft, die vorhandenen Satellitenradiokanäle einzuschalten, kennt aber zudem auch die UKW-Funktion der Medion-Karte nicht.
Die andere Lösung kommt aus Russland: My Theatre ist eine DVB-VDR-Lösung für viele Sat-Karten, die auch speziell für den Aldi-PC angepasst wurde. Den analogen TV- oder Radioempfang unterstützt My Theatre nicht. Die Sharewareversion schaltet sich nach einer Stunde ab und muss dann neu gestartet werden; für 40 Euro erhält man eine Vollversion. My Theatre bietet dabei technisch die meisten Funktionen – schaut menütechnisch allerdings auch so aus – und kann als einziges Programm nun auch Satellitenradio empfangen, was die billigsten normalen Sat-Receiver können, doch für die anderen Softwarelösungen scheint Ton ohne Bild ein großes technisches Problem darzustellen. VDR- und DVD-Brennfunktionen sind auch hier vorhanden.
Allerdings aktiviert My Theatre zunächst nur den DVB-T-Teil der Medion-Karte, was etwas verwirrend ist, weil der Satellitenscan so nicht klappen will. Die Fernbedienung des PC wird nicht unterstützt; dafür kann My Theatre als einziges der Programme auch etwas anderes als ein Vollbild anzeigen, was nützlich ist, wenn man das Fernsehbild doch nur nebenbei bei der Arbeit in einem kleinen Fenster angezeigt haben will.
Schwieriger ist es dafür, ein Vollbild anzuzeigen und bei 16:9-Formaten können diese nicht die gesamte Fläche des angeschlossenen Bildschirms anamorph belegen: oben und unten bleiben schwarze Balken stehen. An einem PC-Bildschirm ist dies kein Verlust, an einem TV-Bildschirm mit VGA-Eingang dagegen schon, da sich die ausnutzbare Pixelzahl reduziert – bei HDTV durchaus relevant. Auch My Theatre ist somit nicht die Non-Plus-Ultra-Anwendung auf dem Medion-PC, verträgt sich aber problemlos mit einem der anderen Programme, da es von der Fernbedienung nicht angesprochen wird.
Man kann also My Theatre zum Sat-Radio hören und zum Fernsehen an einem Computerbildschirm verwenden sowie Sceneo TV für das TV-Gucken im Wohnzimmer. Das mitgelieferte Power Cinema 4.0 mit seiner trotz optimaler Fernbedienungs-Einbindung gewöhnungsbedürftigen holprigen Bedienung wird man dann schon bald nicht mehr vermissen.
Was PC-Lösungen jedoch von dedizierten Satellitenreceivern unterscheidet, ist die Unempfindlichkeit gegenüber Fernsehnormen: Was als unverschlüsseltes MPEG2- Signal geliefert wird, wird auch dargestellt – ob nun in 525 Zeilen (NTSC), 625 Zeilen (PAL), 720 oder 1080 Zeilen (HDTV). Und so erschienen auch schon mit der mitgelieferten Power-Cinema-4.0-Software unerwartet die drei gegenwärtig zumindest zeitweise unverschlüsselt sendenden HDTV-Kanäle Astra HD, HD 1 und Pro 7/Sat 1 HD auf dem Bildschirm.
Um deren volle Qualität zu sehen, bräuchte man einen Computer- oder Fernsehbildschirm mit 1920 x 1080 Pixeln und dem richtigen Seitenverhältnis – HDTV wird immer in 16:9 abgestrahlt – doch schon bei den gängigen 1024 x 768 Pixeln, die auch der reduzierten HDTV-Auflösung von 1020 x 720 Pixeln entsprechen, ist ein Unterschied zu normalen PAL-Bildern deutlich zu erkennen. Ein Fernseher muss hierzu allerdings einen VGA-Eingang haben, mit dem RGB-Scart-Anschluss sind HDTV-Signale normalerweise nicht darstellbar.
Allerdings steigt die notwendige Rechenleistung mit dem höherauflösenden Bild deutlich an. Die Folge: Das Bild ruckelt selbst mit dem 3,2 GHz-Prozessor des Medion-PCs etwas – bei Power Cinema am meisten, bei My Theatre am wenigsten, das dafür allerdings wegen der schwarzen Balken nicht die volle technisch mögliche Bildauflösung bietet. Eine Aufzeichnung eines HDTV-Signals schaffen alle drei Programmen bereits nicht mehr: Sie ist zwar möglich, doch stottert und ruckelt das Ergebnis bis zur Unbrauchbarkeit. Dafür ist selbst ein solcher Hochleistungs-PC nicht ausreichend. Welche Rechenleistungen Personal Video Recorder für HDTV vollbringen müssen, kann man sich also ausmalen.
Die HDTV-Darstellung ist allerdings nur als nette kostenlose Zugabe zu betrachten, um das „Fernsehen der Zukunft“ einmal unverbindlich bewundern zu können, denn alle drei Testsender haben kein nennenswertes Programm zu bieten. Der Astra-Demokanal „Astra HD“ spult nur Tag und Nacht dieselbe Schleife ab, die zu über der Hälfte aus Sony-Werbebildern besteht. Der HDTV-Transponder von Pro 7 / Sat 1 ist nur zeitweise aktiv und sendet meist hochskalierte normale Fernsehbilder – nur ein oder zwei Mal im Monat werden hier ausgewählte Dokumentationen und Spielfilme in HDTV abgestrahlt. Und der Kanal HD 1 von Euro 1080 ist bei den interessanteren Sendungen bereits verschlüsselt.
Die für 200 Euro käufliche Smartcard für HD1 ist zwar bis Ende 2010 gültig, doch kann sie im Medion-PC nicht verwendet werden – der Kartenleser an der Front des Geräts liest nur die Chips von EC- und Telefonkarten und die Sat-Karte bietet keine Möglichkeit, ein dafür nötiges Irdeto-Modul anzuschließen. Zudem wird die Übertragung mit der Zeit auf MPEG4 umgestellt mit dann erneut steigenden Hardwareanforderungen.
Man kann also nur das von Mitternacht bis 16 Uhr nachmittags unverschlüsselte Programm auf HD1 ansehen, das neben Programmankündigungen Städteportraits bietet. Diese sind schöne, bewegte Fotos, die mit klassischer Musikbegleitung in erstaunlicher Auflösung echtes Video bieten statt Standbildern. Doch leider erreicht die Kameraführung nur Amateurqualität: Um zu zeigen, dass es sich wirklich um Video handelt, wird ständig geschwenkt und gezoomt, was das Zeug hält.
In Kombination mit einem starken Weitwinkelobjektiv und somit extrem stürzenden Linien an allen Gebäuden nervt dies bereits an einem entfernt stehenden Fernseher relativ bald. An einem direkt vor einem stehenden Monitor wird der Zuschauer dagegen nicht wie erhofft mit den ständigen Weitwinkeleinstellungen besser zurecht kommen, sondern innerhalb weniger Minuten seekrank. Das erinnert leider schwer an das Panoptikum der alten 3D-Filme, die einst mit dem Spruch antraten: „Wir werden die Zuschauer solange mit Gegenständen bewerfen, bis sie beginnen, zurückzuwerfen…“.
Hardwareseitig hat die Medion-TV-Karte noch einen deutlichen Schwachpunkt: Sie ist nicht gegen Rückspeisung geschützt! Landet die LNC-Schaltspannung (14/18 Volt) eines Multischalters oder eines anderen Receivers am abgeschalteten Medion-PC, so wie es beispielsweise beim Loop-Through-Ausgang des Homecast S8000 der Fall ist, brennt die eigene LNC-Versorgung der Medion-Karte durch. Sie empfängt danach nur noch, wenn das LNC von einem anderen Receiver fremdgespeist wird – was die Kanäle auf eine Polarisation festlegt – und der Hersteller lehnt jegliche Garantie für diesen Fall ab. Ein Ersatz kostet dann 83 Euro, da ja auch Modem und Analog-TV sowie UKW-Radio auf dieser Karte verbaut sind.
Angesichts der Tatsache, dass eine gewöhnliche Diode völlig ausreichen würde, um dieses Malheur zu vermeiden und andere Satelliten-PC-Karten und Stand-Alone-Receiver keine Probleme mit fremden an ihrem Eingang auflaufen Schaltspannungen haben, ist dies ein deutliches Ärgernis. Man sollte die Karte also nur direkt 1:1 mit einem LNC verbinden und auf jegliche aktive Zwischenschalter besser verzichten.
Damit ist der Medion-PC nur für Einsteiger in der Sat-Technik verwendbar, was nicht wirklich verwundert. Wer jedoch wirklich alle Funktionen des Geräts brauchen kann, wird damit zufrieden sein. Und da bei Aldi diesmal anscheinend nicht alle Geräte weg gegangen sind, gibt es in Süddeutschland am Donnerstag, den 28. April nochmal eine Charge. Am Abend liefert Pro7 mit dem BBC-Dokumentarfilm Supervulcano dann auch das passende HDTV-Signal dazu. Nach dem Film muss man mit dem PC dann allerdings zocken, denn freie HDTV-Ausstrahlungen mit sinnvollen Inhalten wird es dann erstmal eine Weile nicht mehr geben…