Multipolare Weltordnung: Mit China und Brics in eine bessere Welt?
Seite 2: Auch Brics-Mitglied Russland ist mit von der Technokratie-Partie
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Die oben genannte Beispiele verstärken den Eindruck, dass nur die Vorzeichen dessen verändert werden, was die Welt auch in Zukunft bestimmen wird. Dabei geht es nicht um eine Systemfrage. Nicht um (scheinbare) Demokratien und ihre autoritären Gegenspieler.
Vielmehr scheint es um ἀρχία (archía) zu gehen, um Herrschaft. Um Macht. Das zeigt sich auch mit Blick auf einen zweiten US-Erzfeind und Brics-Partner: Russland.
Denn wer etwa annimmt, dass sich die Russische Föderation als Gegner der ukrainischen Regierung auch deren Umbau zu einem bargeldlosen, KI-gesteuerten, technokratischen Utopia entgegenstellt, den belehrte spätestens der stellvertretende Finanzminister Alexej Moiseew vor Kurzem eines Besseren, als er beteuerte, der Digitale Rubel müsse (!) langfristig das Bargeld ersetzen – womit er sich auf die Linie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) stellte, die US-Army und Geheimdienste 2019 als Teil ihrer "finanziellen Kriegsführung" betrachteten.
Die "Partnerschaft zwischen Monopolkapitalismus und Sozialismus"
Eine der bemerkenswertesten und kontroversesten Beweisführungen, dass sich die "bequeme" Dichotomie zwischen Kapitalismus und Kommunismus nicht aufrechterhalten lässt, hat der libertäre US-Historiker Antony C. Sutton (1925-2002) in "Wall Street and the Bolschewik Revolution" (1974) angetreten.
Darin beschreibt Sutton, wie "einige" Banken aus den Vereinigten Staaten, aber auch aus Europa (darunter etwa J.P Morgan, die heutige citibank oder auch die deutsche Warburg-Bank) "viele" russische Revolutionäre unterstützt haben, vor allem Wladimir Lenin und Leo Trotski.
Sutton beschreibt diese Unterstützung als eine "Partnerschaft zwischen dem internationalen Monopolkapitalismus und dem internationalen revolutionären Sozialismus zu deren beiderseitigem Nutzen".
Telepolis hat eine ähnlich irritierende Partnerschaft im Falle der Fabian Society bereits eingehender untersucht (siehe "Revolution von oben: Die Fabian Society und die Ideen hinter der großen Transformation"). Sutton schreibt dazu:
Die letzten menschlichen Kosten dieser Allianz (zwischen Großkapital und Sozialisten) sind auf den Schultern des einfachen Russen und des einfachen Amerikaners gelandet. Das Unternehmertum wurde in Verruf gebracht, und die Welt wurde durch diese monopolistischen Manöver in der Welt der Politik und Revolution in Richtung einer ineffizienten sozialistischen Planung getrieben.
Dies ist auch eine Geschichte, die den Verrat an der russischen Revolution widerspiegelt. Die Zaren und ihr korruptes politisches System wurden vertrieben, nur um durch die neuen Machthaber eines anderen korrupten politischen Systems ersetzt zu werden.
Antony Sutton, Wall Street and the Bolshevik Revolution
Animal Farm, die Fabel des überzeugten Sozialisten George Orwell, galt diesem nicht umsonst als Parabel für die russische Revolution. Und zugleich weist sie weit über diese hinaus.
In Suttons Folgewerk "Wall Street and the Rise of Hitler" (1976) beschreibt der Historiker die oben angesprochene Scheindichotomie als Teil eines Kreislaufs um das Phänomen des "corporate socialism", welcher nur durchbrochen werden könne, würden sich jene "einfachen" Bürger zusammenschließen und unter Verzicht auf eine äußere Autorität selbst verwalten.
Regelmäßige Krisen und Kriege werden genutzt, um die Unterstützung für weitere Ausplünderungs- und Belohnungszyklen zu erhöhen, die die Schlinge um unsere individuellen Freiheiten enger ziehen. Und natürlich haben wir Horden von akademischen Schwammköpfen, amoralischen Geschäftsleuten und einfach nur Mitläufern, die als unproduktive Profiteure der Plünderung fungieren.
Wenn der Kreislauf von Ausbeutung und unmoralischer Belohnung gestoppt wird, brechen die elitären Strukturen zusammen. Aber erst wenn eine Mehrheit den moralischen Mut und die innere Stärke findet, das Spiel mit dem Etwas-für-Nichts abzulehnen und es durch freiwillige Vereinigungen, freiwillige Kommunen oder lokale Herrschaft und dezentralisierte Gesellschaften zu ersetzen, wird das Töten und Ausplündern aufhören.
Antony Sutton, Wall Street and the Rise of Hitler
Unter manchen (alten) Linken genießt dieses Konzept, das manchmal als "Anarchosyndikalismus" bezeichnet wird, noch heute hohes Ansehen. Sie haben entschieden, dass es zielführender ist als die Hoffnung, dass andere für einen die Revolution übernehmen.