Murphy feeds the Rassmatass

Braucht RSS einen schickeren Namen zum Erfolg?

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Die Blogger-Szene gilt als Vorreiter des Anbietens und Nutzens von RSS-Feeds. Langsam macht sich die Technik auch auf immer mehr kommerziellen Webseiten breit. Doch zum Durchbruch fehlt ihr ein Name, der nicht so sperrig ist, behauptet Salon-Editor Scott Rosenberg - und löst damit einen eifrigen Kreativitäts-Wettbewerb aus.

Rosenberg schrieb kürzlich in einer Kolumne, RSS erinnere ihn an dieses Gefühl, das er 1994 gegenüber dem jungen, aber rasant wachsenden World Wide Web gehabt habe:

Jeden Tag beginnt eine der Quellen, die ich mag oder von denen ich abhängig bin, einen RSS-Feed anzubieten. Das ist es, was mich bei der RSS-Explosion wirklich wieder an 1994 denken lässt.

Gewissermaßen sei RSS heute wie HTML damals. Die Experten würden sich über Standards streiten, viele Möglichkeiten seien noch lange nicht ausgereizt und dennoch würde es um sich greifen wie ein Lauffeuer. Allerdings gebe es einen wichtigen Unterschied: Für die weltweite Sammlung von HTML-Seiten habe sich damals schnell das Web als griffiger Name eingebürgert. RSS klinge dagegen viel zu sperrig.

Auch wenn Rosenberg es sich mit der Gleichsetzung von HTML und Web ein bisschen einfach macht - ganz Unrecht hat er mit seinem Unbehagen gegenüber RSS nicht. Die Abkürzung macht es ihren Nutzern doppelt kompliziert, da sie in Langform für "RDF Site Summary" steht und damit sozusagen ein Akronym zweiter Ebene darstellt. Dahinter verbirgt sich der eigentlich ganz simple Gedanke, dass Netznutzer Informationsquellen abonnieren und mit beliebigen Programmen und Geräten auslesen können, um stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben (siehe auch: Füttere mich).

Flair einer Geheimwissenschaft

In der Praxis ist RSS für viele Info-Hungrige zum Überlebenshelfer in der Nachrichtenflut geworden - wenn sie es denn verstanden haben. Noch umweht RSS ein bisschen der Flair einer Geheimwissenschaft. Dazu gehört auch die verwirrende Tatsache, dass man zum Abonnieren eines solchen Newsfeeds oftmals auf orangefarbene Buttons klicken muss, auf denen nicht etwa RSS steht, sondern XML. Eine Abkürzung mehr, ein unbedarfter Nutzer weniger.

Mit derartigen Verwirrspielen wollen einige Weblogger jetzt als Reaktion auf Rosenbergs Kolumne Schluss machen. Im Umfeld des Contentious-Blogs haben sie einen RSS-Namensfindungs-Contest gestartet. Noch bis Ende Dezember werden dort Vorschläge für einen alternativen Namen gesammelt. Danach dürfen die Leser des Blogs über alle eingereichten Vorschläge abstimmen. Die letzte Entscheidung fällt dann eine Jury, der unter anderem auch der Poynter Institute-Blogger Steve Outing angehört.

Wie das Ergebnis letztendlich von der Netzgemeinde aufgenommen wird, steht natürlich noch in den Sternen. Doch die ersten Vorschläge offenbaren bereits einige Fantasie: Wer wollte nicht schon immer mal einen Netzdienst nutzen, der Rassmatass, Meatball, Murphy oder Glue heißt?