Nachhaltiges Weihnachten: Alternativen zum Tannen- und Regenwaldmassaker

Seite 2: Kerzen - brennende Giftcocktails?

Jedes Jahr werden in Deutschland im Schnitt pro Kopf 2,2 Kilogramm Kerzen abgebrannt. Sie bestehen zumeist aus Paraffin, ein Mineralöl, das bei der Verarbeitung von Rohöl als Nebenprodukt anfällt.

Als qualitativ hochwertiger gelten Stearinkerzen, diese enthalten zumeist Palmöl, ein hochwertiges Pflanzenfett. Nachhaltig ist das nicht: Allein in deutschen Kerzen stecken rund sechs Prozent des nach importierten Palmöls. Für den Anbau von Ölpalmen werden Regenwälder im großen Stil gerodet.

Bei brennenden Paraffinkerzen etwa mit erhöhtem Schwefelgehalt kann Schwefeldioxid entstehen, der allergieähnliche Reaktionen auslöst. Die meisten allergisierenden, erbgutschädigenden bzw. krebserregenden Stoffe gelangen über Farben, Lacke und Duftmittel in die Kerzen – darunter Schwermetalle, halogenorganische Verbindungen, polyzyklische Moschus-Verbindungen und Flammschutzmittel.

Beim Abbrennen von mehreren Kerzen können umwelt- und gesundheitsgefährdende Stoffe freigesetzt werden, vor allem dann, wenn sich Ruß bildet. Das wird vermieden, wenn der Docht hin und wieder gekürzt wird.

Auch Duftkerzen sind auf den zweiten Blick nicht immer ein Wohlfühlerlebnis, denn die Duftstoffe können Schleimhäute reizen und bei empfindlichen Menschen Juckreize, Atemprobleme oder Hautausschläge verursachen. Nicht selten stecken in einer Duftkerze mehrere hundert Duftstoffe, die zudem unterschiedlich miteinander reagieren.

Laut Umweltbundesamt ist von insgesamt 3000 eingesetzten Duftstoffen die Mehrzahl nicht untersucht. 26 davon sind nach aktuellem Stand potenziell allergieauslösend. Welcher Stoff welche Reaktion genau hervorgerufen hat, ist oft schwer zu bestimmen.

Im Vergleich zu Stearinkerzen, die besonders lange brennen, wenig rußen und kaum tropfen, brennen Paraffinkerzen deutlich schneller ab. Um deren Qualität zu verbessern, wird den Kerzen teilweise Stearin beigemengt. Umgekehrt wird Stearinkerzen Paraffin beigemischt, um zu verhindern, dass sie bröckeln. Stearinkerzen, die als solche deklariert werden, müssen zu 90 Prozent aus Stearin bestehen.

Umweltfreundliche Kerzen aus Wachs oder mit Gütesiegel

Am hochwertigsten sind Bio-Kerzen und Teelichter aus Bienenwachs, insbesondere von Imkern aus der eigenen Region. Doch ihr Anteil am deutschen Markt eher gering, denn das vorhandene Bienenwachs kann den jährlichen Bedarf an Kerzen nicht decken. Steigt die Nachfrage, muss Wachs importiert werden, wodurch sich die Ökobilanz verschlechtert.

Am hochwertigsten sind gezogene Kerzen, bei denen ein Docht immer wieder in flüssiges Wachs getaucht wird. Wer Kerzen selber ziehen will, nutzt gesammelte Wachsreste aus alten Kerzen. Bei manchen Imkern bekommt man kostengünstig Bienenwachs oder Wabenplatten zum Kerzengießen. Je schwerer die Kerze, desto hochwertiger und umso länger ist ihre Brennzeit.

Im Trend liegen Kerzen aus Sojaöl. Leider wird das Sojaöl importiert. Ein weiterer Nachteil ist, dass das Soja möglicherweise aus gentechnisch veränderten Pflanzen besteht. Ein weiteres, noch teureres Nischenprodukt sind Kerzen aus Rapsöl aus heimischer Produktion.

Beim Kerzenkauf ist auf das RAL-Gütezeichen zu achten, empfiehlt der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). So tragen siebzig Prozent der hierzulande angebotenen Kerzen dieses Siegel. Die Kerzen sind ruß- und raucharm, aus gütegesicherten Rohstoffen hergestellt und frei von Schwefel, Schwermetallen sowie von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK).

Die Hersteller verpflichten sich, sich bei den Inhaltsstoffen an Grenzwerte bezüglich Gesundheit und Umwelt zu halten. LED-Teelichter sind übrigens keine nachhaltige Alternative, denn in den Batterien und Knopfzellen stecken wertvolle Rohstoffe.

Nachhaltige Teelichter

Bei Teelichtern sind vor allem die Aluminiumhüllen umweltschädlich, weil sie nach dem Abbrennen oft im Müll landen. Für deren energieintensive Herstellung wird Bauxit unter anderem in Brasilien gefördert, vor allem in solchen Regionen, in denen vorher Regenwald gerodet wurde. Bei der Trennung von Aluanteilen aus dem Bauxit entsteht ein chemikalienhaltiger giftiger Schlamm.

Im gelben Sack entsorgt, lassen sich Aluhüllen zwar wieder recyceln. Trotzdem sind nachhaltige Varianten aus wiederverwendbarem Glas oder Edelstahl für "hüllenlose" Teelichter oder solche mit Hüllen aus kompostierbaren Materialien zu bevorzugen.

Neue Teelichter lassen sich herstellen, indem man flüssiges Wachs in alte Aluformen gießt. Wie beim Kerzengießen braucht man dafür alte Wachsreste und eine Dochtschnur. Geeignet sind auch andere Gefäße wie Marmeladengläser oder Joghurtbecher. Kerzen oder Teelichter lassen sich übrigens mit entsprechender Bastelanleitung auch aus Abfallfetten und Pflanzenölen herstellen.

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