Neonicotinoide auf dem Prüfstand
Seite 3: Neonicotinoide und Resistenzen
- Neonicotinoide auf dem Prüfstand
- Imidacloprid - problematisch für aquatische Lebewesen
- Neonicotinoide und Resistenzen
- Auf einer Seite lesen
Neonicotinoide binden an den Nikotinischen Acetylcholinrezeptor von Nervenzellen. Nehmen Schädlinge die Substanzen auf, unterbrechen diese die Reizübertragung im Nervensystem der Insekten - der ausgelöste Dauerreiz führt zum Tod. Sie zielen vor allem auf eine Reihe von Beiss- und Saugschädlingen und bekämpfen vorwiegend im Boden lebende Schädlinge wie Saatgutmaden und Bohnenkäfer - und den Maiswurzelbohrer, der wichtigste Maisschädling in den USA.
Die wiederholte Anwendung bestimmter Pestizide hat in der jüngeren Vergangenheit zu Resistenzen gegenüber einer Vielzahl von Schädlingen geführt, auch im Verbund mit genetisch veränderten Nutzpflanzen.
In der Welt der Neonics-Befürworter bilden Schädlinge gegenüber Neonicotinoiden viel langsamer Resistenzen aus als gegenüber anderen Insektiziden. Ein anerkannter Problemfall ist der unverwüstliche Kartoffelkäfer, der bisher Resistenzen gegen so gut wie alles entwickelt hat, was jemals gegen ihn aufgefahren wurde - selbst gegenüber Blausäure.
Außerdem wurden Resistenzen von Insekten gegenüber Protein-Toxinen verschiedener Bacillus thuringiensis-Arten (Bt) beobachtet - auch bei Schädlingen, die genetisch modifizierte Bt-Kulturen befallen wie zum Beispiel Bt-Mais. Diese Maissorten bringen ihre eigenen Insektizide mit - mittels Gentechnik waren die die Toxin-Synthese kodierenden Gene in die Maispflanzen eingeschleust worden. Ähnliches wird bei Kulturpflanzen mit eingebauter Herbizid-Toleranz beobachtet (Roundup-Ready), die zunehmend in Schwierigkeiten geraten, wenn sie sich gegen resistent gewordene Unkräuter durchsetzen sollen. Die Folge: Die beworbene Verringerung des Aufwands an auszubringenden Pestiziden ist eine Fata Morgana, ein nicht einzulösendes Versprechen. Genetisch veränderte Pflanzen wurden nicht zuletzt mit diesem Versprechen populär gemacht - so populär, dass sie heute die Landschaft der Mais-, Soja- und Baumwollfelder in den USA beherrschen.
Ein neuer Zeitplan
Zusammen mit der Veröffentlichung der vorläufigen Neonicotinoid-Risikobewertungen machte die EPA einen aktualisierten Zeitplan für die endgültige Prüfung der Registrierung der vier Chemikalien publik. Die Agentur geht davon aus, dass im September 2017 die ersten ökologischen Risikobewertungen und Bewertungen zur Humangesundheit für Clothianidin und Thiamethoxam veröffentlicht werden. Im März 2017 wird auch eine Beurteilung für Imidacloprid zum Einfluss auf die menschliche Gesundheit erwartet.
Die Agentur zielt letztlich auf eine Zwischenentscheidung über die Registrierung von Neonicotinoiden im Frühjahr 2018, mit einer endgültigen Registrierungsentscheidung im Winter 2018/ 2019. Die EPA fordert von den Antragstellern weitere Daten zu Bestäubern und ökologischen Risiken zur Zulassung der Chemikalien - ein Prozess, der ursprünglich schon 2015 abgeschlossen sein sollte.