Neonicotinoide auf dem Prüfstand
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US-Umweltbehörde EPA veröffentlicht Zwischenbericht zur Risikobewertung der umstrittenen Insektizide
Insektizide aus der Klasse der Neonicotinoide werden seit längerem verdächtigt, eine Rolle beim sogenannten Bienensterben zu spielen. Dieser Verdacht hat die US-Umweltbehörde EPA dazu veranlasst, eine Bestäuber-spezifische Risikobewertung für die wirtschaftlich wichtigen Vertreter Clothianidin, Thiamethoxam und Dinotefuran vorzunehmen, ebenso ein Update der Risikobewertung von Imidacloprid für aquatisch vorkommende Lebewesen.
Gleichzeitig machen die Dokumente ihre weit verbreitete Nutzung deutlich: Neonics, wie sie hier auch genannt werden, sind die am häufigsten genutzten Insektenbekämpfungsmittel unter US-amerikanischen Mais-, Soja-, Weizen-, Baumwoll- und Sorghumbauern. Auf den Feldern der USA werden jährlich rund 2000 Tonnen dieser hochwirksamen Insektizide ausgebracht. Die Bemühungen der EPA zur Überprüfung der Registrierung bereits zugelassener Vertreter dieser Substanzklasse werden von Industrie, Landwirten und Umweltschützern weltweit beobachtet. Denn der Patentschutz ist für die meisten Neonicotinoide bereits abgelaufen. Die Generika- Herstellung ist in anderen Teilen der Welt bereits in vollem Gange.
In den im Januar 2017 veröffentlichten Dokumenten unterrichtet die EPA über die Ergebnisse einer vorläufigen Risikobewertung zur Giftigkeit der Neonicotinoide Clothianidin, Thiamethoxam und Dinotefuran hinsichtlich bestäubender Insekten. Außerdem werden die Resultate einer vorläufigen Risikobewertung zur Toxizität von Imidacloprid gegenüber aquatischen Lebewesen ausgewertet und ein Update der bereits veröffentlichten Risikobewertung von Imidacloprid gegenüber bestäubenden Insekten aus dem Vorjahr vorgenommen. Eine endgültige Entscheidung über die weitere Zulassung der Chemikalien wird erst im Winter 2018/19 erwartet. Vorher wird es für Landwirte und Unternehmen vermutlich keine Änderungen für die Verwendung der Chemikalien geben.
Beispiel Clothianidin und Thiamethoxam
Die Überprüfung von Clothianidin und Thiamethoxam verlief hinsichtlich ihrer weiteren Nutzung in landwirtschaftlichen Anwendungen weitestgehend günstig - insbesondere für die Saatgutbehandlung, ihr Hauptanwendungsgebiet. Die Substanzen sind relativ gut wasserlöslich und wirken deshalb systemisch - dass heißt, sie werden nach der Aufnahme mit dem Saftstrom in alle Pflanzenteile transportiert. Sie sind so effizient wirksam, dass eine Saatgutbeizung einen länger andauernden Vollschutz verspricht und die vorher notwendige insektizide Blattbehandlung im Frühstadium der Nutzpflanzen entfällt. Nutzinsekten wie Bienen sollen so geschont werden, da nur die Insekten vom Wirkstoff attackiert werden, die Saatkörner, Keimlinge oder Jungpflanzen angreifen.
Die EPA erstellte für beide Insektizide aufgrund ihrer chemischen Ähnlichkeit und vergleichbaren Verwendung eine einzelne Risikobewertung. Bei den meisten zugelassenen Anwendungen konnte die EPA keine wesentlichen Risiken für bestäubende Insektenvölker feststellen. Bei einigen Kulturen wie beispielsweise Gurken oder Baumwolle könnten Anwendungen in Sprayform ein Risiko darstellen, wenn die Insekten in direkten Kontakt mit den Rückständen kämen. Die Verwendung auf dem Blattwerk von Pflanzen stellt - ähnlich wie schon bei Imidacloprid gefunden - das größte Gefährdungspotential für Bienen dar.
Gänzlich unbescholten kommt die Saatgutbehandlung mit Neonicotinoiden in der EPA-Bewertung dennoch nicht davon. In ihren Antworten auf öffentliche Kommentare zur ersten Risikobewertung von Imidacloprid gegenüber Bestäubern ging die Behörde auf die Staubentwicklung beim Saatgutaustrag ein, ein Nachteil von Trockenbeizen und eine mögliche Gefährdungsquelle für Nutzinsekten wie Bienen. Die EPA verwies auf Schritte, die unternommen werden, um die Staubfreisetzung zu vermindern.