Netzentwicklungsplan: Bedenkliche Überschätzung des Gasbedarfs

Seite 2: Planungen nur mit neuen LNG-Terminals

Selbst aus dem NEP lasse sich nicht der derzeit anvisierte Ausbau der deutschen LNG-Importkapazitäten ableiten. Würden alle geplanten Projekte realisiert, würde dies zu einer Überkapazität um den Faktor zwei führen. Unverständlich sei außerdem die Annahme, dass Gasimporte aus den Nachbarländern über Land um mehr als 50 Prozent sinken sollten.

LNG-Terminals und -Tanker (11 Bilder)

LNG-Terminal Ras Laffan in Katar. Bild: Matthew Smith / CC-BY-2.0

Offenbar wurde eine Variante von Gasimporten ohne neue LNG-Terminals gar nicht erst in Betracht gezogen. "Es ist nicht nachvollziehbar, wieso keine LNG-Variante modelliert wurde, die mit konstanten Importen über bestehende Wege rechnet (exklusive Niederlande)", heißt es in dem Papier. Die Niederlande wurden hier ausgenommen, da sie die Gasförderung aus ihrem größten Gasfeld wegen der dadurch zugenommenen Gefahr von Erdbeben noch in diesem Jahr einstellen wollen.

Fazit der Agora-Energiewende-Autor:innen ist, dass den Zielmarken aus dem Klimaschutzgesetz und dem jetzt schon rückläufigen Gasbedarf im NEP Rechnung getragen werden müsse, "um Fehlinvestitionen in Milliardenhöhe zu vermeiden".

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat sich den NEP Gas angeschaut und sieht enorme Überkapazitäten bei der geplanten LNG-Infrastruktur, aber auch geplanten Gasleitungen. Das sei nicht nur klimapolitisch fragwürdig, sondern sei auch für die Gaskunden inakzeptabel, "die diese Leitungen mit den Netzentgelten bezahlen".

Der Geschäftsführer der DUH, Sascha Müller-Kraenner sieht hier die Lobby am Werk:

Der Netzentwicklungsplan Gas steckt völlig in der Vergangenheit fest. Noch immer diktiert die fossile Gas-Lobby den Gasnetzausbau. Dabei fordert das Energiewirtschaftsgesetz treibhausgasneutrale Infrastrukturen. Diese Vorgabe wird von den Gasnetzbetreibern bisher ignoriert.

Auch einige neue Gasleitungen sollen nach Angaben der DUH unter den Vorgaben des LNG-Beschleunigungsgesetzes gebaut werden. Damit würde auch bei diesen ein öffentlicher Beteiligungsprozess weitgehend ausgeschlossen.