Neuer Präsident von Harvard: "Meinungsfreiheit schützen, Verständnis fördern"

"Die Welt zum Besseren verändern": Harvard-Interimspräsident Garber. Bild: Harvard

Exklusiv: Erste Stellungnahme des neuen Harvard-Interimspräsidenten nach Antisemitismus-Eklat. Garber lobt Ex-Präsidentin Gay. Auf die Vorwürfe geht er kaum ein.

Der Interimspräsident der US-amerikanischen Eliteuniversität Harvard, Alan M. Garber, hat nach dem Rücktritt von Hochschulpräsidentin Claudine Gay einen Neuanfang versprochen. In einer internen Rundmail vom Montag, die Telepolis exklusiv vorliegt, nimmt er Gay ausdrücklich in Schutz und lobt ihre akademischen Verdienste.

Auf die Antisemitismusvorwürfe gegen die afroamerikanische Akademikerin geht er nur am Rande ein. Den Begriff "Antisemitismus", der den Eklat prägte, nennt er nur einmal.

Gay war infolge massiver Proteste bezüglich ihrer Position zum laufenden Israel-Krieg und mutmaßlichen Antisemitismus auf dem Campus zurückgetreten. Sie erklärte in der vergangenen Woche, dass sie ihr Amt "schweren Herzens" niederlege, nachdem zuvor die Universitätszeitung The Harvard Crimson über diesen Schritt berichtet hatte.

In einem Schreiben an die Universitätsgemeinschaft betonte sie, dass diese Entscheidung, obwohl sie ihr schwerfalle, im "besten Interesse von Harvard" liege. Sie habe persönliche Bedrohungen erlebt und sei Ziel von "rassistischer Feindseligkeit" geworden. Garber wurde unmittelbar als Interimspräsident ernannt.

Im Dezember hatte Gay einen Rücktritt noch abwenden können, nachdem das Hochschulführungsgremium Harvard Corporation sie unterstützt hatte.

Später wurde sie im Zuge einer Kongressanhörung zum Thema Antisemitismus gefragt, ob Studenten, die auf dem Campus zum "Völkermord an Juden" aufrufen, gegen die Verhaltensregeln der Universität verstoßen. Ihre Antwort, dass dies "vom Kontext abhängt", stieß auf heftige Kritik, zugleich wurden Plagiatsvorwürfe laut.

Claudine Gay ist 53 Jahre alt und wurde als Tochter haitianischer Einwanderer in New York geboren. Im Juli war sie zur ersten afroamerikanischen Präsidentin in der Geschichte der renommierten Universität nahe Boston im Bundesstaat Massachusetts ernannt worden.

Ihr erzwungener Rücktritt ist politisch und medial höchst umstritten – auch in Deutschland. Während die Jüdische Allgemeine, die von Zentralrat der Juden herausgegeben wird, Gay harsch kritisierte, sah das Medienjournal Übermedien eine rechte Kampagne am Werk.

Am Montag nun wandte sich der Interimspräsident Alan M. Garber an Angestellte und Studierende. Seine erste Stellungnahme wurde auf der Homepage nicht publiziert, sondern zunächst nur per E-Mail verbreitet. Telepolis dokumentiert sie erstmals exklusiv in deutscher Übersetzung.

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