Neues Video-Überwachungssystem

In Großbritannien werden von der Polizei digitale Überwachungskameras eingesetzt, deren Bilder über Mobiltelefonnetze abgerufen werden können

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Großbritannien steht ganz vorne, was den Einsatz von Überwachungskameras angeht. Bislang gibt es etwa eine Million Kameras in ganz Großbritannien, in London allein sind es über 150.000. Man geht davon aus, dass man in Städten von bis zu 300 Kameras am Tag aufgenommen wird. Mit einer neuen und billigeren Technik wird die Zahl der Überwachungskameras noch weiter sprunghaft steigen.

Ob Überwachungskameras tatsächlich Sicherheit fördern und Kriminalität reduzieren ist umstritten. Kritiker sagen, dass sich kriminelle Aktivitäten nur an andere Orte verlagern, die noch nicht überwacht sind, während die Dauerbewachung immer größerer Bereiche des öffentlichen Raums und die Einführung von "intelligenten" Systemen, die beispielsweise Gesichter erkennen oder Verhalten interpretieren können, eine Verletzung der Privatsphäre und des Rechts auf Anonymität bedeuten.

Traditionelle Überwachungskameras sind "geschlossene" analoge Systeme, die mit Kabel verbunden sind (CCTV). Das neue System, das von der Firma Shawley entwickelt wurde und jetzt auch von der Polizei und anderen Behören eingesetzt werden soll, verwendet zur Übertragung der Bilder GSM-Mobiltelefone oder ISDN-Verbindungen. Das senkt angeblich die Kosten gegenüber der herkömmlichen Technologie bis zu 80 Prozent und ermöglicht es, auf die Videokameras, die auch mit Batterien betrieben werden können, von Laptops, Palms oder anderen tragbaren Geräten aus zuzugreifen.

Die Polizei scheint, wie die Sunday Times berichtet, von diesem "Open-Circuit Television Security System"(OCTV) erfreut zu sein, weil sich so auch abgelegene und ländliche Gebiete überwachen lassen, die bislang einfach schon aus Kostengründen nicht abgedeckt werden konnten. Man braucht die Kameras auch nicht fest zu installieren, sondern kann sie bei Bedarf vorübergehend aufstellen, kann sie aber auch im Auto oder Hubschrauber einsetzen.

"Cameras and monitors can be situated in any place where there is connectivity. They can also transmit or receive whilst in motion eg. in Police cars or helicopters. Portable hand held solutions are slower with less quality but have the convenience of being very mobile, fitting into a top pocket and giving you the ability to monitor remotely your factory, home, children, etc or to provide visual verification to police officers on the beat." - Shawley

20 Behörden werden vom britischen Innenministerium Gelder erhalten, um das OCTV-System noch dieses Jahr einzuführen. "Der Ausbau von Überwachungskameras steht ganz oben auf unserem Programm", sagte laut Sunday Times ein Mitarbeiter des Innenministeriums. "Nach solchen Geräten haben wir schon längere Zeit gesucht. Es bedeutet, dass wir jetzt Kameras in schwierigere und isoliertere Gebiete bringen können, ohne Unmengen an Geld ausgeben oder in der Nachbarschaft herumgraben zu müssen."

Die Firma scheint mit dem System nicht nur in Großbritannien Erfolg zu haben. Auch mit der Polizei von Australien, Neuseeland und Thailand gibt es bereits Verträge. Die beweglichen Kameras, mit denen sich auch zoomen lässt, sind mit einem Computer, einem Speicher mit 18 Gigabyte und einem Mobiltelefon ausgestattet und kosten um die 9000 Mark. Um die Bilder zu sehen und die Kamera zu steuern, muss sie nur angerufen werden, was sich von überall aus machen lässt. Noch sind die Übertragungsraten ziemlich langsam (1 Bild pro Sekunde für den PC, 1 Bild alle drei Sekunden für tragbare Geräte), aber Shawley will bald 14 Bilder pro Sekunde erreichen. Die Qualität der Bilder ist für das Innenministerium bereits gut genug, um sie als Beweismittel verwenden zu können. Die digitalen Bilder werden verschlüsselt übertragen, die Kameras können nur mit der Eingabe einer PIN-Nummer bedient werden und auf sie lässt sich nur von bestimmten Geräten aus zugreifen, um so Hackerangriffe zu verhindern und einen Diebstahl uninteressant zu machen.