Neun-Euro-Ticket: Verschnaufpause vor dem Preisschock
Verkehrsbetriebe kündigen an, reguläre Fahrpreise nach Auslaufen der Entlastungsmaßnahme im Herbst zu erhöhen. Vorschläge von Verbraucherzentralen und Linken ignoriert
Das ab 1. Juni bundesweit für den öffentlichen Nahverkehr und einen Teil der Regionalzüge geltende Neun-Euro-Ticket wurde im Vorverkauf so gut angenommen, dass am Starttermin vor einer Woche überlastungsbedingt diverse Fehlermeldungen auf der Homepage der Deutschen Bahn angezeigt wurden. Gleichwohl waren bereits am Dienstag mehr als eine Million Tickets verkauft worden. Bis zum heutigen Montag waren es 2,7 Millionen Tickets.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatte allerdings eine Verschiebung der dreimonatigen Entlastungsmaßnahme gefordert, da erst im Oktober der Beginn des Ölembargos gegen Russland die Preise in die Höhe treiben dürfte.
Darauf dürfen sich die Nutzerinnen und Nutzer nun wohl tatsächlich "freuen": Der Verband der Verkehrsunternehmen rechnet nun ganz offiziell damit, nach dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets Ende August die regulären Fahrpreise erhöhen zu müssen. Andernfalls müssten die Betriebe das Angebot einschränken, heißt es.
Symbolpolitik statt "Schnupperkurs" für die Verkehrswende
Hintergrund seien fehlende Ausgleichszahlungen des Bundes für höhere Spritpreise, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Ingo Wortmann, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Wir werden mittelfristig die fehlenden Gelder auf die Fahrpreise umschlagen müssen oder das Angebot einschränken", so Wortmann. "Die Ticketpreise werden also weiter steigen – nicht direkt zum 1. September, aber in den nächsten Preisrunden."
Die Bundestagsfraktion Die Linke hatte am 10. Mai beantragt, die Maßnahme zu verlängern und den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs zu beschleunigen. Letzteres vor allem, weil das Angebot auf dem Land ohnehin mangelhaft ist.
Auch die Verkehrswissenschaftlerin Kathrin Viergutz will das Projekt Neun-Euro-Ticket als "Schnupperkurs" für einen preiswerten und zuverlässigen ÖPNV verstanden wissen, wie sie an diesem Montag dem Deutschlandfunk sagte.
Der Antrag der Linken wurde allerdings am 19. Mai im Bundestag mit großer Mehrheit abgelehnt. Somit stehen Bundesmittel für die Entlastungsmaßnahme nur für den Zeitraum von Anfang Juni bis Ende August zur Verfügung. Grundlage hierfür ist ein Gesetzentwurf der Ampel-Parteien SPD, Bündnis90/DieGrünen und FDP.
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