New York Times: Michael Bloomberg sammelt Unterschriften für Kandidatur
Der ehemalige New Yorker Bürgermeister könnte die Karten bei den Demokraten neu mischen
Die New York Times berichtet unter Berufung auf Insider, dass Michael Bloomberg ein Team in den US-Bundesstaat Alabama entsandt hat, das dort fristgerecht die für ein Antreten bei den Präsidentschaftsvorwahlen erforderlichen Unterschriften sammeln und einreichen soll. Meldungen, dass der Milliardär an diesen Vorwahlen im kommenden Jahr teilnehmen will, gibt es bereits seit Mitte Oktober.
Damals berichtete CNBC unter Berufung auf das Umfeld des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters, dass dieser die dann frei gewordene Rolle des moderaten Establishment-Kandidaten einnehmen will, falls deren aktueller Darsteller Joseph Biden im Zuge der Ukraine-Affäre weiter an Boden verlieren sollte (vgl. Biden mit Problemkind, Sanders nach Herzinfarkt und Bloomberg als Ersatz-Elefant im Raum).
In den Novemberumfragen führt Biden allerdings wieder (beziehungsweise weiter) das Feld der Bewerber an: Das YouGov-Institut, das ihn Mitte Oktober mit 25 zu 28 Prozent hinter Elizabeth Warren maß, sieht ihn nun mit 26 zu 25 Prozent erneut vorne. Das könnte auch damit zu tun haben, dass die George-Soros-Favoritin inzwischen viel Aufmerksamkeit mit der Aussage produzierte, sie trage persönlich zur CO2-Vermeidung bei, indem sie so oft es ginge Linienflüge nutze.
Im Frühjahr dementiert
Bis am Dienstag den 3. März in Alabama gewählt wird, kann sich das allerdings wieder ändern. Zum Beispiel dann, wenn auch die Transkripte von Joseph Bidens Ukraine-Telefonaten veröffentlicht werden, wie das der republikanische Senator Ted Cruz in der CBS-Sendung Face the Nation forderte. Bloomberg hätte mit den Unterschriften in der Hinterhand potenziell bis kurz vor diesem "Super Tuesday" Zeit zum Beobachten und Abwägen. Möglicherweise tut er das schon etwas länger: Im Frühjahr hatte er Spekulationen der Washington Post zu geheimen Umfragen und im Stillen rekrutierten Wahlkampagneexperten noch dementiert, aber gleichzeitig verlautbart, er "glaube", er "würde Donald Trump schlagen", wenn er anträte.
Das glauben (oder behaupten) auch die Personen aus Bloombergs Umfeld, die US-Medien für ihre heutigen Meldung befragten. Sein Berater Howard Wolfson. hebt dabei vor allem Bloombergs Fähigkeit hervor, parteipolitisch nicht festgelegte Wähler anzusprechen. Elizabeth Warren gelingt das einer kurz vor den Gouverneurswahlen in Kentucky und Mississippi veröffentlichten Umfrage des Siena College nach eher nicht. Zumindest nicht in den sechs wichtigen Wahlschlachtfeldstaaten Michigan, Pennsylvania, Wisconsin, Florida, Arizona und North Carolina, von denen sie mindestens drei erobern müsste, wenn sie zusätzlich in keinem der von Hillary Clinton 2016 gewonnenen verliert (vgl. "Größte Niederlage der Weltgeschichte" und "Volksabstimmung über Trumps Amtsenthebung").
Das hat nicht nur damit zu tun, dass Bloomberg nicht die Glaubwürdigkeitsprobleme der 1/64- bis 1/1.024-Indianerin hat, die (anders als Bernie Sanders) behauptet, sie könne eine allgemeine staatliche Krankenversicherung ohne Steuererhöhungen verwirklichen, aber nicht verraten will, wie das genau gehen soll. Der Milliardär hat in der Vergangenheit auch praktisch gezeigt, dass ihn der parteipolitische Tribalismus weniger gefangen hält als andere Politiker: Bevor er sich im letzten Jahr als Demokrat registrieren ließ war er Republikaner und als Bürgermeister von New York parteilos.
Träte der im Juste Milieu beliebte 77-Jährige (vgl. Der Weltverbesserer) bei den Vorwahlen der Demokraten an, würde er deshalb zweifellos die Karten neu mischen. Allerdings sind bei solchen Vorwahlen auch Überraschungen möglich, wie der amtierende Präsident 2016 eindrucksvoll zeigte. Deshalb haben auch eher establishmentferne Bewerber wie Tulsi Gabbard, die derzeit nur im einstelligen Bereich gemessen wird, noch Chancen (vgl. "Königin der Kriegstreiber, Verkörperung der Korruption und Personifikation der Fäulnis").
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