Nicht nur die Ukraine, sondern auch US-Armee steckt in Rekrutierungskrise
Seite 2: Veteranen-Vertrauen schwindet
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- Veteranen-Vertrauen schwindet
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Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter Militärangehörigen hat ergeben, dass die Begeisterung für den Militärdienst ebenfalls deutlich nachgelassen hat, was den Schaden noch vergrößert. Auch wenn Fragen der Lebensqualität als Grund zur Besorgnis angeführt werden, darf man die Auswirkungen gescheiterter Kriege auf diesen Trend nicht außer Acht lassen.
Der Abzug aus Afghanistan im Jahr 2021, bei dem die Taliban nach 20 Jahren die Kontrolle über das Land übernommen haben, hat dazu geführt, dass sich die Veteranen verraten und gedemütigt fühlen und andere nicht ermutigen, ihren Lebensweg einzuschlagen.
Anstatt zu versuchen, die schwierige Marktdynamik zu überwinden, sollte sich die Armee daher sofort dazu verpflichten, sich zu verbessern. Sie kann damit beginnen, dass sie ihre erheblichen Versäumnisse und ihre verblüffende Unfähigkeit, der amerikanischen Öffentlichkeit gegenüber ehrlich zu sein, eingesteht.
Es gibt viele Offiziere im Ruhestand, die diese systematischen Fehler öffentlich erkannt haben, aber diese Art von Offenheit und Verantwortungsbewusstsein muss sich unter den gegenwärtig hochrangigen Offiziellen im gesamten Verteidigungssektor und im politischen Establishment verbreiten.
US-Militär nur für "Dominanz auf dem Schlachtfeld" aufgebaut
Sobald Ehrlichkeit wieder zu einem Grundwert geworden ist und das Heer die Tatsache zur Kenntnis genommen hat, dass es versagt hat, kann es damit beginnen, den Grund dafür zu erforschen.
Einfach ausgedrückt: Die Armee scheitert, weil sie zum Scheitern verurteilt ist. Sie sollte in Afghanistan und im Irak Ziele erreichen, die sie gar nicht erreichen konnte.
Die Professoren Leo Blanken und Jason Lapore weisen darauf hin, was jedem hochrangigen Verteidigungsbeamten inzwischen klar sein sollte: dass das US-Militär trotz seiner beeindruckenden Fähigkeiten in den Konflikten, die nicht unsere Existenz gefährdeten und in denen wir in den letzten zwei Jahrzehnten militärisch intervenierten, nur von begrenztem Nutzen ist.
Das liegt daran, dass das US-Militär für die "Dominanz auf dem Schlachtfeld" aufgebaut wurde und sich darin auszeichnet, aber mit der Aufstandsbekämpfung, dem Wiederaufbau und dem Aufbau demokratischer Institutionen betraut wurde – Aufgaben, für die es weder ausgebildet noch vorbereitet war.
Militär weigert sich, Bilanz zu ziehen
Diese Enthüllungen sind nicht neu, Militärbeamte in oberen Rängen hätten die Dynamik von Anfang an erkennen können, und offen gesagt, haben sie das auch. Von General Shinsekis ignorierten Warnungen über die Truppenstärke zu Beginn der Irak-Invasion bis hin zu den fortlaufenden Einschätzungen während des Irak- und des Afghanistan-Kriegs scheint es im gesamten Verteidigungsapparat (zumindest hinter verschlossenen Türen) klar gewesen zu sein, dass das US-Militär die politischen Ziele der Nation nicht erreichen konnte und werde.
Trotzdem versicherten hochrangige Verteidigungsbeamte der amerikanischen Öffentlichkeit, dass das US-Militär "Fortschritte" bei der Verwirklichung seiner Ziele mache, bis zu dem Punkt, an dem das Gegenteil offensichtlich wurde.
Doch genau in dem Moment, in dem die US-amerikanische Öffentlichkeit Rechenschaft fordert, werden viele der gleichen hochrangigen Offiziellen, die es versäumt haben, die festgelegten Ziele zu erreichen, stattdessen mit lukrativen Posten in der Rüstungsindustrie und im Ausland belohnt.
Da sich das Militär weigert, sich selbst zur Rechenschaft zu ziehen, ist es nicht verwunderlich, dass die US-Gesellschaft das Wertvollste, was sie hat, ihre Söhne und Töchter, der Armee vorenthält.
Vertrauen als zentrale Ressource
Im Führungshandbuch der US-Armee heißt es, dass "Vertrauen die Grundlage der Beziehung der Armee zum amerikanischen Volk ist, das sich darauf verlässt, dass die Armee der Nation ethisch, effektiv und effizient dient".
Um das Vertrauen der US-Amerikaner zurückzugewinnen und die Rekrutierungskrise zu lösen, muss die Armee das tun, was alle anderen unternehmen müssen, wenn Beziehungen zerbrochen sind: Verantwortung übernehmen und mit Taten, nicht mit Worten, zeigen, dass man es mit Veränderung ernst meint.
Hochrangige Armeeverantwortliche könnten bei sich anfangen, indem sie die "unhinterfragten Annahmen, die die Grundlage der ... amerikanischen großen Strategie bilden", kritisch prüfen, die Modelle für die berufliche Entwicklung von Militäroffizieren neu bewerten und verstehen, wie falsch ausgerichtete militärische Anreizstrukturen dem Erreichen politischer Ziele entgegenwirken.
Unabhängig von der Herangehensweise sollte der Schwerpunkt darauf liegen, der Nation den oben erwähnten ethischen, effektiven und effizienten Dienst zu erweisen.
Wenn das Heer diese Chance jedoch ungenutzt verstreichen lässt, werden die Behauptungen, dass das Militär und das Verteidigungssystem im weiteren Sinne in der Lage sind, die Kriege der USA entscheidend zu gewinnen, unglaubwürdig, da die Öffentlichkeit verständlicherweise nicht bereit sein wird, persönlich in das Heer zu investieren.
Der Artikel erscheint in Kooperation mit Responsible Statecraft. Das englische Original finden Sie hier. Übersetzung: David Goeßmann.
Justin Overbaugh ist Oberst der US-Armee und verfügt über Erfahrungen in den Bereichen Kampftruppen, Sondereinsätze, Nachrichtendienst und Talentakquise. In seiner 25-jährigen Laufbahn leitete er Einsätze in Afghanistan, im Irak und in Europa und war von 2017 bis 2019 Kommandeur des Tampa Recruiting Battalion.