Nichts ist unmöglich

Da das Lieblingsauto der Taliban Pickups von Toyota sind, versucht der Konzern sein Image mit einem Sondermodell aufzubessern

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Noch im Frühjahr waren die Taliban aus Saudi-Arabien mit 400 Toyota-Pickups beliefert worden, jetzt will der Lieblings-Autohersteller der "Schüler des Islam", wie die New York Times berichtet berichtet, sein Imageproblem mit einem Sondermodell lösen

"Besorgt über seinen Status als bevorzugter Autohersteller der Taliban, hat Toyota eine Serie von All-Terrain-Fahrzeugen und Pick-Up-Trucks für 2002 vorgestellt. Die nach den afghanischen Rebellen "Northern Alliance" genannte Reihe ist, so ein Toyota-Sprecher, speziell für die heutigen Freiheitskämpfer ausgestattet, die sich auf jeem Gelände bewegen." Bei Toyota sei das Unbehagen über die allgegenwärtigen Bilder von Taliban-Kämpfern gewachsen, die auf ihren Pickups "Stinger"-Abwehrraketen herumfuhren oder aus ihren Landcruisern sprangen, um Frauen zu schlagen. Daher enthält in die neue Serie eine Reihe von Extras, die die Fahrzeuge "unattraktiv für brutale Killer" machen sollen.

So wurde das "HiLux"-Modell, ein Favorit des repressiven Regimes, nach Angaben eines Toyota-Designers "völlig überholt". Für die "Northern Alliance"-Reihe wurde beispielsweise der Überrollbügel entfernt, der es ermöglichte, sich auf der Ladefläche mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen Flugabwehrraketen abzufeuern. Auch ein anderer bevorzugter Einsatz seiner Fahrzeuge, der Heroinschmuggel, machte dem Hersteller Sorgen:

"Wir haben sehr viel Zeit in dieses Problem gesteckt", so ein Toyota-Sprecher, "denn diese Fahrzeuge waren dafür gedacht, schwere Kisten, Maschinen, Schafe, was immer zu laden. Heroin wurde beim Ladeflächen-Design nie bedacht." Um Heroinschmuggel zu verhindern, hat Toyota nun im Rückraum Sensoren eingebaut, die Drogen entdecken. Werden sie aktiviert, ertönen laute Sirenen. An der Grenze USA-Mexiko will Toyota die neue Technik mit großem Erfolg bereits getestet haben.

Ob freilich die besondere Diebstahlsicherung für "unerwünschte" Taliban-Fahrer, die sich Toyota einfallen ließ, ihren Nachfolgern wirklich behagen, ist fraglich: bei Drehung des Zündschlüssels werde über die quadrophonische Audioanlage automatisch Bob Dylans "Just like a woman" abgespielt. Dennoch ist Toyota von den großen Marktchancen der "Northern Alliance"-Modellreihe überzeugt. Bei einem Erfolg in Afghanistan soll sie auch in USA und Kanada eingeführt werden: "Nicht weil die Leute in Greenwich, Palo Alto oder Highland Park jetzt in den heiligen Krieg ziehen sollen", so der Sprecher, "aber es ist eine Art zu zeigen: 'Ich bin mehr 21. als 12. Jahrhundert' Wir denken, dies birgt anregende Möglichkeiten." Nichts ist unmöglich!

O.k. - wir haben bei der Wiedergabe des NYT-Artikels insofern ein bisschen geschummelt, als dort auch ein neues Toyota-Extra geschildert wird, das Barthaare über einer Länge von 4 Inch ausrupft - spätestens hier hatte der Autor Christopher Buckley so dick aufgetragen, dass die Satire sofort erkennbar wurde. Aber ohne den Bart ist sie doch schon so dicht an der Realität, dass nach dem 11.9. werbetechnisch langsam alles wieder möglich scheint. Auch und gerade, die militaristische Konditionierung der Konsumenten mit entsprechenden Produkten zu bedienen. Ob die deutschen Fahrzeughersteller nach dem Erfolg des international gelobten Spürpanzers "Fuchs" alsbald mit einem zivilen Mercedes "Wüstenfuchs" oder BMW "Rommel" aufwarten? Schließlich soll es ja jetzt gegen Irak gehen. Wird VW, nach dem "Beetle"-Rückgriff auf den alten Käfer, vielleicht den noch älteren Wehrmachts-"Kübel" als "Battle" reaktivieren, und Opel den weiland von General Motors gelieferten "Blitz"? Wenn Schwarzenegger "Hummer" fährt, was fährt dann Scharping? Fahrrad ? - Das geht nicht! Autokanzler Schröder, übernehmen sie!