Nigeria: Boko Haram löscht mindestens 11 Ortschaften aus
Tausende fliehen in den Tschad
Die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram terrorisiert seit 2009 Nordnigeria. 2012 setzte sie allen Christen ein Ultimatum zum Verlassen dieser Landeshälfte. Seitdem starben Zehntausende - und Boko Haram eroberte sich ein Kalifat, das stetig an Fläche zulegt und mittlerweile größer ist als Irland.
Diese Woche löschte die Terrorgruppe bei ihren Eroberungen mindestens elf Ortschaften im Bundesstaat Borno aus, den Boko Haram inzwischen zu etwa 70 Prozent kontrollieren soll. In einigen Meldungen ist von bis zu 17 Dörfern und Kleinstädten die Rede, die die Salafisten abgebrannt und entvölkert haben sollen.
Zentrum der Eroberungen war die Kleinstadt Baga. Dort waren Soldaten der trinationalen Anti-Terror-Einheit MNJTF stationiert, die Nigeria, Niger und der Tschad im letzten Jahr ins Leben gerufen hatten. Sie flohen und überließen die Bewohner ihrem Schicksal.
Anfängliche Meldungen, nach denen danach bis zu zweitausend Zivilisten getötet wurden, dementierten nigerianische Behörden heute. Stattdessen heißt es, die Salafisten hätten nur eine dreistellige Zahl von Menschen massakriert. Der Rest floh - ebenso wie die Bewohner vieler umliegender Ortschaften - in den Busch oder in den benachbarten Tschad. Die Zahl der Flüchtlinge dort wird auf mehrere Tausend geschätzt.
Kalzeubet Pahimi Deubet, der Ministerpräsident des Tschad, appellierte an die Welt, sein Land mit Hilfslieferungen und -zahlungen zu unterstützen, damit die Flüchtlinge versorgt werden könnten. Inzwischen inspizieren das Rote Kreuz und Mitarbeiter des United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) die Gebiete, in denen die Nigerianer Zuflucht gefunden haben, und verteilen Zeltplanen, Seife, Benzinkanister und Trockennahrung.
Dass man bei der Eroberung einer Ortschaft alle Einwohner tötet, denen die Eroberer habhaft werden, ist keine Erfindung von Boko Haram: Bei der arabischen Eroberung von Karthago im Jahr 698, bei der von Syrakus 838 und bei der zahlreicher anatolischer Städte im 9., 10. und 11. Jahrhundert wurde ebenso verfahren. Die Eroberer von damals sind die erklärten Vorbilder der Eroberer von heute.
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