Noch ist das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen
Warum es noch Hoffnungen in den Ausgang der UN-Klimakonferenz in Glasgow gibt
Zur Zeit des ersten Weltklimagipfels 1995 in Berlin emittierte die Welt rund 20 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr. Heute – 25 Weltklimagipfel später – sind es beinahe doppelt so viel.
Das einzige Ergebnis dieser gut zwei Dutzend Welt-Konferenzen: Dem Klima geht es immer schlechter. Bringt jetzt die 26. Weltklimakonferenz die Wende?
Es spricht einiges dafür:
Erstens: Der größte Durchbruch in Glasgow wurde bisher bei der Methan-Verringerung geschafft. Das besonders brutale Treibhaus-Gas soll bis 2030 - gemessen an 2020 - global um 30 Prozent reduziert werden. Dadurch könnte die globale Erwärmung immerhin um 0,2 Grad Celsius weniger stark ansteigen.
Zweitens: Den armen Ländern war bisher eine jährliche Hilfe von 100 Milliarden US-Dollar der reichen Länder für Maßnahmen zum Klimaschutz versprochen worden.
Die bisherigen Zusagen bleiben jedoch weit unter diesem Betrag. Doch in Glasgow haben Norwegen, Dänemark und Japan zugesagt, ihre Hilfe stark zu erhöhen. Das bringt auch andere reiche Länder in Zugzwang, sodass Fachleute vermuten, dass ab 2022 die versprochenen Hilfsgelder auch fließen werden. Schließlich haben die reichen Länder den Klimawandel auch verursacht.
Drittens: In Glasgow haben sich weitere 40 Länder verpflichtet, aus der Kohle auszusteigen. Damit wollen insgesamt 190 Länder mittel- und langfristig diese fossile Energie durch erneuerbare Quellen ersetzen.
Auch Indien, China und Australien, die heute noch Kohlekraftwerke bauen, wollen im Ausland nicht weiter in die Kohleproduktion investieren.
"Ende der Kohle in Sicht"
Die Welt nimmt Abschied von fossiler Energie. Damit weht ein neuer Geist auf einer Weltklimakonferenz. Ein Zwischenerfolg für den Gastgeber England, der mit gutem Beispiel voranging. Immerhin konnte der Präsident der Klimakonferenz, Alok Sharma, schon mal sagen: "Das Ende der Kohle ist in Sicht". Die britische Regierung lässt verlauten: "Seit der Pariser Konferenz 2015 wurden 70 Prozent der geplanten Kohlekraftwerke ad acta gelegt".
Viertens: Zwei Dutzend Staaten haben sich bis jetzt in Glasgow sich verpflichtet, ab 2023 auch keine weiteren Projekte von Erdöl und Erdgas im Ausland zu fördern. Das Geld soll in klimafreundliche Investitionen umgeleitet werden.
Die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris hat nun auf Grund dieser erfreulichen Zwischenergebnisse ausgerechnet, dass sich schon damit die globale Erwärmung auf 1,8 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzen ließe, falls die Beschlüsse auch tatsächlich umgesetzt würden.
Die weit geringeren Zusagen vor Glasgow ließen die Klimaforscher eine Erwärmung von 2,7 Grad befürchten. Die Klimakonferenz in Paris hatte 2015 beschlossen, dass die Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit nicht mehr als 1,5 Grad steigen soll. Jedes weitere Zehntel Grad wäre eine Katastrophe für hunderte Millionen Menschen.
Immerhin haben auch die G-20-Länder am Beginn der Glasgow-Konferenz am 1,5-Grad-Ziel festgehalten. Noch ist dieses Ziel zu erreichen. Noch! Es gibt genug Sonnen- und Windenergie für alle.