Noch mehr BlackRock in der US-Regierung

Seite 2: BlackRock als Akteur von "America First"

BlackRock ist Großaktionär in etwa 18.000 Unternehmen, Banken und Finanzdienstleistern in den USA, in der EU, in Großbritannien, Asien, Lateinamerika. BlackRock, in drei Jahrzehnten aufgestiegen zum größten Kapitalorganisator des US-geführten Westens, sammelt und investiert vor allem das Kapital der Superreichen.

Ab etwa 50 Millionen US-Dollar, die eine Unternehmerfamilie, ein Topmanager mal frei auf dem Konto haben, kann man Kunde werden. Dieser Investor verspricht höhere Gewinne als sie im normalen kapitalistischen Betrieb zu erwirtschaften sind. BlackRock (hier und im weiteren immer gemeint als wichtigster Vertreter dieses neuen Investorentyps) "erwirtschaftet" die höheren Gewinne durch eine Kombination mehrerer Praktiken.

*BlackRock unterhält keine Bankschalter und keinen öffentlichen Kundenverkehr. Die Superreichen überweisen direkt. Deshalb hat der Management-Apparat von BlackRock für die acht Billionen US-Dollar an verwaltetem Kapital nur 16.000 Beschäftigte – während die Deutsche Bank für nicht einmal ein Hundertstel an Kapital 87.000 Beschäftigte gewinnmindernd durchfüttern muss.

Ex-US-Außenminister John Kerry mit Brian Deese, damals Senior Adviser des Weißen Hauses, und Jon Finer, Stabschef des Außenministeriums, während eines Telefonats 2015 mit dem französischen Außenminister Laurent Fabius. Bild: Weißes Haus/Pete Souza

*Weiter ist BlackRock der größte Organisator von Briefkastenfirmen. Das Kapital der Superreichen wird, für jeden einzelnen in einer besonderen Briefkastenfirma in einer jeweils passenden Finanzoase zwischen Delaware, den Cayman Islands und Luxemburg angelegt. Gleichzeitig werden diese Kapitalgeber anonymisiert, vor Öffentlichkeit, Finanzämtern und Finanzaufsicht namenlos und unsichtbar gemacht.

So sind die etwa fünf Prozent der Aktien des Braunkohlekonzerns RWE auf 154 Briefkastenfirmen in einem Dutzend Finanzoasen verteilt, unter Namen wie BlackRock Holdco 4 LLC, BlackRock Holdco 6 LLC u.ä. BlackRock begeht damit natürlich nicht selbst Steuerflucht, bietet aber die Möglichkeit dazu; rechtlich gesehen: Beihilfe.2

*Weiter unterhält BlackRock mit ALADDIN die größte roboterisierte Anlage für die Erfassung und Verwertung von Finanz- und Wirtschaftsdaten. Im Nano-Sekunden-Bereich werden die Werte und Wertentwicklungen aller Aktien und anderer Wertpapiere an allen Börsen der Welt erfasst und spekulativ für Käufe und Verkäufe eingesetzt.

BlackRock als Miteigentümer von 18.000 Unternehmen – in Deutschland z.B. auch von Wirecard –, darunter auch aller Digitalkonzerne wie Amazon, Google, Apple, Microsoft und Facebook, und auch Miteigentümer der zwei größten Ratingagenturen Standard&Poor's und Moody's: BlackRock kann als größter Insider am schnellsten auf entscheidende Daten zugreifen – vor anderen Mit-Spekulanten.

Weiter achtet BlackRock als Geschäftsführer der westlichen Superreichen nicht auf das Wohlergehen von nationalen Volkswirtschaften. Die Verarmung der Staaten, auch der USA und Deutschland, durch organisierte Steuerflucht geht weiter. Auch die EU bleibt dagegen machtlos bzw. erweist sich als Komplize.

Zudem werden die Unternehmen, in denen BlackRock sich als Miteigentümer einkauft - etwa in Deutschland alle DAX-Konzerne – gewinnbringend "restrukturiert", abgeschrumpft, teilverkauft (wie gegenwärtig bei ThyssenKrupp), fusioniert (wie bei Bayer-Monsanto), mit Abbau von Arbeitsplätzen, Auslagerungen u.ä. Als Großaktionär etwa von Amazon hat der Nachhaltigkeits-Prediger Fink noch nie etwas gegen den Gewerkschaftshasser und Niedriglohn-Organisator Jeff Bezos geäußert.

Oft wird nicht nur von BlackRock-Lobbyisten wie Friedrich Merz, sondern auch von Linken behauptet: Die fünf Prozent Aktien von BlackRock wie bei RWE – damit können doch keine Entscheidungen durchgedrückt werden! Doch doch, denn mit BlackRock ist in der Regel immer, in wechselnder Zusammensetzung, ein Dutzend ähnlicher Kapitalorganisatoren gleichzeitig ebenfalls Aktionär, also etwa Vanguard, State Street, Amundi, Norges, Wellington, Fidelity, Capital Group – man spricht sich ab.

Die US-Regierung unter Biden zeigt sich damit als die Regierung der traditionellen wie der neuen Superreichen. Das ist eine kapitalistische, egoistische radikale Minderheit von vielleicht ein bis zwei Prozent der Bevölkerung in den USA. Allerdings vertritt BlackRock auch die Kapitalinteressen ähnlicher Minderheiten in anderen wichtigen Staaten wie Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden, Spanien, Mexiko: Sie alle haben ihr freies Kapital bei BlackRock & Co angelegt.

Obama, Trump, Biden: Alle mit BlackRock

US-Präsident Barack Obama hatte BlackRock 2008 für die Abwicklung der Finanzkrise beauftragt: Welche Bank, welche Versicherung, welcher Konzern wird gerettet- oder nicht gerettet.

BlackRock strich dafür das dreistellige Millionenhonorar ein – aber wichtiger war nun die offizielle staatliche Weihe. Dazu gehörte die Einsetzung als Berater der größten Zentralbank der westlichen Welt, der Federal Reserve Bank. Das war der Startschuss für den letzten Aufstieg in die jährliche Zehn-Prozent-Steigerung des eingesammelten und eingesetzten Kapitals auf jetzt acht Billionen US-Dollar.

Und die Ernennung zum Berater der Europäischen Zentralbank EZB und zuletzt 2020 zum Berater der Europäischen Kommission in Brüssel für die neue kapitalistische Erneuerungsformel ESG: Environment, Social, Government, also Umwelt, Soziales, Regieren.3

Aber auch unter Trump war BlackRock keineswegs abgemeldet. Seit März 2020 und als Berater der Federal Reserve managet BlackRock das Corona-Hilfsprogramm, ähnlich wie das 750 Milliarden "Corona-Wiederaufbauprogramm" der EU. BlackRock-Chef Fink war als Finanzminister von Hillary Clinton im Gespräch. Aber als Wahlgewinner Trump die Steuern für Unternehmen kräftig senkte, lobte der wendige Fink: "Trump ist gut für Amerika".

BlackRock ist aktiver Teil von "America First", unabhängig davon, welche der beiden monopolistischen US-Parteien regiert.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.