Nord Stream: Explosives Erdgas
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Die Energie- und Klimawochenschau: Von Pipelinekonflikten, lachenden Dritten, neuen Rückrufen für Diesel-Pkw, einer nachsichtigen Bundeskanzlerin und kalifornischen Solarfreunden
Die US-Regierung schießt offensichtlich gegen den Bau der Nord-Stream-2-Pipeline. Der Deutschlandfunk schreibt auf seiner Internetseite, dass die US-Regierung diplomatischen Druck ausübe und indirekt mir Sanktionen drohe.
Sandra Oudkirk, die stellvertretende Leiterin der Energieabteilung im US-Außenministerium, habe in Berlin davor gewarnt, dass Russlands Einfluss auf die europäische Energieversorgung für die nächsten Jahrzehnte mit Nord Stream 2 noch weiter zunehmen werde. Angesprochen auf mögliche Sanktionen hat sie diese offensichtlich nicht dementiert, sondern laut Deutschlandfunk nur gemeint, darüber spreche man im Vorfeld nicht.
Opposition von den baltischen Staaten und Polen
Opposition gegen den Bau kommt vor allem auch von den baltischen Staaten und Polen. Indem sich die USA zum Fürsprecher deren Interessen macht, treibt sie auch einen Keil in die EU. Die Bundesregierung versucht dem entgegen zu wirken, in dem sie von Russland eine Garantie verlangt, auch weiterhin Gas durch die Ukraine zu liefern. Dort ist man sowohl auf die Einnahmen aus den Transitgebühren als auch auf Gaslieferung für den eigenen Bedarf angewiesen.
Die US-Vertreterin machte in Berlin allerdings auch klar, dass etwaige russische Garantien Washington ohnehin nicht interessieren würden. N-TV meldet, dass US-Präsident Donald Trump mit einem Handelskrieg gedroht habe, sollte Deutschland an dem Projekt festhalten.
Bei Greifswald, südlich von Rügen, haben derweil letzte Woche die ersten Arbeiten an der neuen Pipeline begonnen, wie das Unternehmen informiert. Dort, neben dem ehemaligen Atomkraftwerk Bruno Leuschner, trifft auch der Vorgänger Nord Stream 1 auf Land.
Durch diese bereits existierende Röhre wurden 2017 51 Milliarden Kubikmeter Gas gepumpt, wie es beim Betreiber heißt. Das entsprach rund 40 Prozent des deutschen Verbrauchs, aber das Gas wird auch in anderen mittel- und westeuropäischen Ländern verkauft.
US-Export mit Flüssiggastankern nach Europa
Neben geopolitischen Erwägungen spielt für die USA sicherlich auch der Wunsch eine Rolle, das eigene Erdgas mit Flüssiggastankern in Europa absetzen zu wollen. Polen hat für diesen Zweck bereits auf der Insel Wolin gegenüber von Usedom ein neues Gasterminal gebaut und Pipelines gelegt, um sich vom russischen Gas unabhängig zu machen.
Die große Frage ist allerdings, wie lange die mit der Frackingtechnologie ausgebeuteten Vorkommen in den USA noch ergiebig sind, und wie lange diese besonders umweltschädliche Technologie noch gegen den Druck der Öffentlichkeit betrieben werden kann.
Vielleicht könnte es aber, sollten sich die EU-Staaten wirklich weiter gegen Wirtschaftsbeziehungen mit Russland wehren, auch einen lachenden Dritten geben. Moskau hat seit Beginn dieses Jahrzehnts die Öllieferungen nach China stark ausgeweitet und dafür, wie bereits berichtet in Fernost das Netz seiner Ölpipelines ausgebaut.
Chinas Ölbedarf wächst trotz Elektroautos und -Bussen weiter, und das Land mag sich nicht allein auf die Seewege nach Westasien und Afrika verlassen, die im Krisenfall leicht blockiert werden könnten.
Zudem setzt China inzwischen vermehrt auf Erdgas, das künftig ebenfalls aus Russland importiert werden soll. In einigen nördlichen Provinzen wird derzeit der Umbau der Heizungen und Heizkraftwerke von Kohle auf Erdgas forciert, zeitweise so sehr, dass die Versorgung letzten Winter nicht hinterherkam.
Aus Zentralasien gibt es bereits Erdgaspipelines, über die auch russisches Gas aus Westsibirien nach China geliefert werden kann. Zwei weitere Pipelines sind in der Planung. Eine, die durch das Altaigebirge direkt aus Russland kommend an das chinesische Pipelinenetz in dessen Westen angeschlossen wird, eine andere in Fernost, die den dicht besiedelten Nordosten Chinas beliefern soll.
Autokonzerne werden geschont
Der Diesel-Skandal sorgt derweil weiter für Schlagzeilen. Zur Abwechslung ist mal wieder Porsche betroffen. Das Kraftfahrzeugbundesamt hat 60.000 Porsche Macan und Porsche Cayenne zurückgerufen, wie der Focus schreibt. Wegen der eingebauten Abschalteinrichtungen könne es zu erhöhten Stickoxidemissionen kommen.
Wir hatten bereits berichtet, dass die EU-Kommission Deutschland - und eine Reihe anderer Mitgliedsländer - letzte Woche wegen Vertragsverletzung vor dem Gerichtshof der Europäischen Union verklagt hat. Dabei geht es vor allem um die Nichteinhaltung der Stickoxidgrenzwerte. 40 Mikrogramm pro Kubikmeter ist im Jahresmittel erlaubt.
Erste Schäden an Pflanzen treten übrigens schon bei durchschnittlich 30 Mikrogramm pro Kubikmeter auf. Die Grenzwerte gelten seit 2010; bis Ende 2014 hatten einige Regionen in Deutschland auf Antrag eine Verlängerung bekommen, doch noch immer wird das gesetzliche Limit in vielen Städten überschritten. Diesel-PKW sind für rund 50 Prozent der Belastung verantwortlich und die Überschreitung der Grenzwerte hat auch etwas damit zu tun, dass viele Dieselfahrzeuge erheblich mehr emittieren, als sie eigentlich dürften.
Die Kritik der Kommission richtet sich dabei nicht nur gegen die anhaltende Übertretung der Grenzwerte. Sie mahnt von Deutschland auch an, dass das EU-Recht in Sachen Typenzulassung umgesetzt wird. Dieses sieht vor, dass die Hersteller bestraft werden müssen, wenn sie gegen die Bestimmung der Zulassung ihrer Modelle verstoßen.
Letzteres ist bei vielen Diesel-Modellen eindeutig der Fall, denn sie stoßen deutlich mehr Stickoxid aus, als sie dürften. Bundeskanzlerin Merkel ließ letzte Woche jedoch wissen, dass sie die Automobilindustrie nicht schwächen wolle.