Russland mischt die Karten im Ölgeschäft neu
- Russland mischt die Karten im Ölgeschäft neu
- Europa sieht sich nach Ersatz für ausbleibendes russisches Öl um
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Seit Beginn des Jahres 2018 sind die Rohölexporte Russlands nach China gestiegen, während die Lieferungen nach Europa rückläufig sind - eine Reaktion auf die Sanktionen des Westens
Zu Beginn des Jahres hat Russland mit dem Ausbau der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline die Kapazität der Öl-Exporte von Sibirien nach China auf dieser Route verdoppelt. Russland ist der weltgrößte Rohölförderer und seit vergangenem Jahr OPEC-Spitzenexporteur - und nunmehr auch der Top-Öllieferant Chinas. Diese Rolle kam bis 2016 noch Saudi-Arabien zu. Der Rollenwechsel ist Ausdruck der chinesischen Bemühungen, sich unabhängiger von Seetransporten in andere Erdteile zu machen.
Russland hingegen versucht, einen größeren Teil des schnell wachsenden chinesischen Ölmarktes zu erobern - zum Nachsehen des bisherigen besten Kunden: Europa. Einer der Gründe: die seit 2014 verhängten und seitdem schrittweise verschärften Sanktionen des Westens, die vor allem Investitionen in russische Ölprojekte erschweren und die Lieferung von Fördertechnologien verbieten.
Westliche Unternehmen hatten sich seit der Verhängung der Sanktionen aus nahezu allen Förderprojekten in der russischen Arktis sowie aus den in Russland geplanten Fracking-Vorhaben zurückgezogen. Die Ölpreisentwicklung macht der russischen Wirtschaft zusätzlich zu schaffen. Der Preis je Fass Rohöl war zwischenzeitlich von jenseits der 100 US-Dollar in der ersten Jahreshälfte 2014 auf unter 30 US-Dollar zu Beginn des Jahres 2016 gefallen.
China importiert mehr russisches Öl
China importiert den Großteil des russischen Öls über Pipelines; Tankerlieferungen kommen aus den russischen Pazifikhäfen von Kozmino in der Nachodka-Bucht (der Ort ist gleichzeitig der Endpunkt der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline), De-Kastri und Prigorodnoye.
Ein Teilstück der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline von Transneft bringt nach 3800 Kilometern russisches Rohöl über einen Abzweig nach Daqing, dem Zentrum der chinesischen Erdölindustrie. Die Trasse war 2011 eingeweiht worden, zu Neujahr 2018 ging eine Erweiterung ans Netz, die die Transportkapazität verdoppelt, auf 600.000 Barrel Rohöl täglich oder 30 Millionen Tonnen im Jahr.
Vor der Pipeline war das Öl wesentlich teurer per Bahn herangebracht worden. Nach endgültiger Fertigstellung soll russisches Öl auch über das Öl-Terminal in Nachodka nach Japan und Südkorea verschifft werden.
Zurückgehende Tankerlieferungen nach Europa könnten europäische Raffinerien nun dazu veranlassen, anderswo mehr Rohöl einzukaufen. Darüber hinaus könnten ausbleibende Lieferungen von Seetransporten in der Region die Probleme der Preisgestaltung in der Tankerbranche verschärfen, die bereits mit den Folgen der Förderbegrenzungen aufgrund des OPEC-Ölpakts zu kämpfen hat.
Laut Bloomberg werden Russlands Rohölexporte aus den westlich gelegenen Häfen des Landes wie Noworossijsk am Schwarzen Meer oder Primorsk an der Ostsee zwischen Januar und Mai 2018 um 19 Prozent zurückgehen, auf prognostizierte 1,86 Millionen Barrel pro Tag. Der Rückgang betrifft vornehmlich Lieferungen, die vorher für Europa bestimmt waren.
Russlands Pipeline-Exporte nach China wiederum sind im ersten Quartal 2018 um 43 Prozent auf rund 750.000 Barrel pro Tag gestiegen, wie Daten von Transneft zeigen. Ein Grund für die steigenden Exporte Richtung China ist unter anderem der Bedarf der "teapot refiner" vor Ort: "Teekannen-Raffinerien", zahlreiche kleinere, von den Staatsbetrieben unabhängige Raffinerien, die wegen ihrer Größe so genannt werden. Gemeinsam stellen sie fast ein Drittel der chinesischen Raffineriekapazitäten. Denen kommen auch Lieferungen aus den russischen Pazifikhäfen zugute, da die kurzen Wege den Transport auch kleinerer Mengen wirtschaftlich werden lassen und eine flexiblere Planung gestatten.
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