Russland mischt die Karten im Ölgeschäft neu

Seite 2: Europa sieht sich nach Ersatz für ausbleibendes russisches Öl um

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Da Russland die Rohölversorgung Chinas mit zuvor für Europa bestimmten Lieferungen erhöht, könnten europäische Raffinerien nach Ansicht von Beobachtern versuchen, Teile des ausbleibenden russischen Öls durch Rohöl aus dem Nahen Osten und den USA zu ersetzen.

Die zurückgehenden russischen Öllieferungen nach Europa wirken sich derzeit noch nicht auf die Rohölpreise aus, da einige europäische Raffinerien vor der Spitzennachfrage nach Treibstoffen im Sommer planmäßig gewartet werden.

Die Exporte von US-Rohöl und -Kondensat nach Europa werden laut Vorhersagen voraussichtlich im April ein Allzeithoch von rund 550.000 Barrel pro Tag erreicht haben. Händler erwarten, dass das Rekordwachstum in diesem Jahr anhalten wird, da US-Öl bei europäischen Raffinerien immer beliebter werden soll, oftmals auf Kosten von Ölfrachten aus OPEC-Ländern und Russland.

Den Daten von Reuters zufolge war Europa im Jahr 2017 das Ziel von 7 Prozent aller US-Ölexporte - dieser Anteil ist in diesem Jahr bereits auf 12 Prozent gestiegen.

Russische Rohöl- und Kondensatexporte, 2016. Europa nahm 70 Prozent davon ab, China 18 Prozent. Das Verhältnis ändert sich jedoch schnell: seit 2014 importieren die Chinesen mit starken Zuwachsraten, es wird erwartet, dass dieser Trend anhält. Wie dieser Sachverhalt das europäische Ölgeschäft beeinflussen wird, ist momentan noch unklar. Bild: US Energy Information Administration (EIA)

Die gesamten US-Rohölexporte erreichten in der Woche vom 20. April 2018 ein Rekordhoch von 2,3 Millionen Barrel pro Tag, wie EIA-Daten zeigen. Beobachter nehmen an, dass US-Fracking-Öl den Bedarf für die europäische Sommersaison decken könnte.

Russlands Absicht, als Reaktion auf die sich kontinuierlich verschlechternden Beziehungen zum Westen seine Ölexporte nach China auszuweiten, ist dazu angetan, die weltweiten Ölflüsse neu zu gestalten. Vor die Wahl gestellt, wer die Versorgung in der Zukunft garantieren soll, könnte sich Europa unversehens an einem Scheideweg wiederfinden. Denn bisher sind die Einfuhren von russischem Öl erheblich: 2016 machten sie mehr als ein Drittel der Importe in die OECD-Mitgliedstaaten Europas aus.

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