Nordkorea provoziert mit dem Test einer angeblichen Interkontinentalrakete
Auch zum G20-Gipfel meldet sich Nordkorea zurück, Donald Trump hofft weiter auf China
Nordkorea hat einmal wieder die Aufmerksamkeit genutzt, die internationale Treffen wie jetzt der G20-Gipfel bieten, um sich als Thema nach vorne zu drängen. Das geschieht mit dem Abfeuern von Raketen. Dieses Mal soll es gewissermaßen die Mutter aller Raketen gewesen sein, die Nordkorea gestern von einem Platz in Panghyon, nordwestlich von Pjöngjang, abfeuerte, nämlich eine Interkontinentalrakete. Nach UN-Sicherheitsratresolution darf Nordkorea keine ballistischen Raketen testen.
Einen Tag zuvor hatte US-Präsident Donald Trump vor dem G20-Gipfel mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dem japanischen Regieruzngschef Shinzo Abe unter anderem über Nordkorea und die "zunehmende Bedrohung" durch sein Atomwaffenprogramm gesprochen.
Das war schon Anfang des Jahres von Kim Jong-un angekündigt worden und wurde von den USA als rote Linie betrachtet, weil damit im Prinzip die USA zum Ziel würden. Das US-Außenministerium und das Pacific Command spielen allerdings wohl auch aus politischen Gründen den Test herunter und erklärten, es sei keine Interkontinentalrakete, sondern eine Mittelstreckenrakete gewesen.
Heute teilte die Nachrichtenagentur KNCP mit, dass der "oberste Führer Kim Jong-un die Anordnung unterzeichnet hatte, einen Testflug der Interkontinentalrakete Hwasong-14 am 3. Juli auszuführen". Der Test sei unter der "persönlichen Führung" von Kim Jong-un durchgeführt worden. Um es ganz offiziell zu machen, wurde die unterschriebene Anordnung veröffentlicht.
Im Fernsehen wurde schließlich verkündet, dass der Test erfolgreich gewesen sei. Die Rakete sei 933 km weit in einer Höhe bis zu 2800 km geflogen, bis sie nach 39 Minuten an vorgesehener Stelle zwischen Nordkorea und Japan ins Meer stürzte. Militärexperten sollen gesagt haben, die Rakete sei auf einer Bahn geflogen, auf der sie hätte Alaska erreichen können. Der Test sei so durchgeführt worden, wird versichert, dass keine negativen Folgen für die Nachbarländer entstehen würden: "Der Test wurde unter der Aufsicht des Führers Kim Jong-un durchgeführt und es ist möglich, ein Ziel irgendwo in der Welt zu treffen", wurde gewarnt. Es sei das "letzte Tor" gewesen, um Nordkorea zur Atommacht zu machen.
Donald Trump soll den chinesischen Präsidenten am Sonntag während des Telefongesprächs erneute angedroht haben, notfalls auch alleine gegen Nordkorea vorzugehen. China verurteilte zwar den Raketentest als Verletzung der UN-Resolutionen. Der Sprecher des Außenministeriums, Geng Shuang, erklärte, China sei gegen eine Fortsetzung der Raketentests und forderte Nordkorea auf, diese als Vorbedingung für Gespräche einzustellen. Überdies rief er alle Staaten auf, Ruhe zu bewahren, um die Spannungen abzubauen und einen Dialog zu ermöglichen. Das verspricht erst einmal keine größeren Aktionen. Trump gab seinen Ärger einmal wieder über Twitter kund: "Nordkorea hat gerade wieder eine Rakete abgeschossen. Hat der Typ nichts Besseres zu tun?" Offenbar setzt er darauf, dass nun Japan und Südkorea irgendwas machen, und er hofft mangels eigener Ideen immer noch auf China: "Vielleicht wird China härter gegen Nordkorea vorgehen und diesen Unsinn ein für alle Mal beenden."
Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in warnte allerdings Nordkorea bislang nur, nicht eine rote Linie zu überschreiten und die Provokationen sofort einzustellen, er wisse nicht, welche Konsequenzen dann folgen könnten. Er will das Problem mit Nordkorea zum Thema auf dem G20-Gipfel machen. Nordkorea müsse sich der Illusion entledigen, dass die Entwicklung von Atomwaffen und Raketen das Land sicherer machen. Wenn bestätigt wird, dass es eine Interkontinentalrakete war, müsse Nordkorea mit schärferen Sanktionen rechnen, so Mitarbeiter der Regierung. Man wolle jedoch weiterhin in einen Dialog mit Nordkorea eintreten.