Nordkorea wird zum Testfall für Donald Trump
Trotz Drohungen aus Washington feuerte Nordkorea heute provokativ eine Mittelstreckenrakete kurz vor dem Treffen von Trump mit Xi Ping
Vor dem in zwei Tagen stattfindenden Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping im Trump-Resort Mar-a-Lago in Florida, nutzt Nordkorea noch einmal die Gelegenheit, um auf sich aufmerksam zu machen. So feuerte das Regime am Morgen um 6:42 Ortszeit eine ballistische Mittelstreckenrakete von der Hafenstadt Sinpo Richtung Osten, wo Japan liegt, ab.
Die Rakete des Typs Pukguksong-2 erreichte nach Angaben des südkoreanischen Militärs eine Höhe von maximal 189 km und stürzte nach 60 km Flug ins Meer. Unklar ist noch, ob der Testflug als erfolgreich oder als Misserfolg bewertet werden muss. Nordkorea, das vermutlich über einige Atomsprengköpfe verfügt und mehrere Atomwaffentests durchgeführt hat, erinnert damit daran, dass es zumindest nähere Ziele mit seinen Raketen erreichen kann. In diesem Jahr wurden bereits mehrere provozierende Flugtests mit ballistischen Raketen ausgeführt, die erst kurz vor Japan ins Meer stürzten, und ein Test mit einer Langstreckenrakete angekündigt, die angeblich die USA erreichen könnte. Letztes Jahr wurde eine Rakete getestet, die von einem U-Boot abgeschossen 500 km weit flog.
Südkorea verweist darauf, dass der Raketentest vom amerikanischen Raketenabwehrsystem Südkoreas entdeckt wurde, während das U.S. Pacific Command seinerseits erklärte, den Abschuss und Flug entdeckt und verfolgt zu haben. Vor kurzem hatten die USA noch schnell vor den Wahlen in Südkorea damit begonnen, das Raketenabwehrsystem THAAD zu installieren. Russland und China reagierten darauf scharf, weil das US-Militär mit den damit verbundenen Radarsystemen weit in beide Länder hinein sehen kann. Das wird als Störung des strategischen Gleichgewichts bezeichnet. Das Pentagon soll auch Kampfdrohnen in Südkorea stationiert haben, es zirkulieren Gerüchte, dass US-Spezialeinheiten bei den gerade stattfindenden Manövern zusammen mit südkoreanischen Einheiten sich auf eine Operation vorbereiten würden, um nach Nordkorea einzudringen und die Führung zu eliminieren. Daraufhin hat Nordkorea wieder einmal mit Atomwaffenangriffen gedroht.
Gut möglich ist, dass Nordkorea mit der gezielten Provokation Richtung China und USA herauszufinden sucht, wie weit Donald Trump wirklich gehen wird. Er hatte schon mehrmals China scharf kritisiert, nicht genug gegen Nordkorea zu tun, und letztlich Aktionen gegen Nordkorea angedroht. Zuletzt hatte Trump in einem Interview vor dem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten versichert, die USA seien darauf vorbereitet, auch allein gegen Nordkorea vorzugehen.
US-Außenminister Tillerson, der schon einmal von einem möglichen Angriff gesprochen hatte, erklärte, die US-Regierung habe "genug über Nordkorea gesprochen. Wir haben keinen weiteren Kommentar." Das Pacific Command verweist auf seinem Twitter-Account auf einen NBC-Beitrag mit dem warnenden Titel "U.S. Military in South Korea: Ready to Fight Tonight".
FoxNews gibt angeblich einen hohen Mitarbeiter des Weißen Hauses wieder, der gesagt haben soll, dass die Zeit für Pjöngjang abgelaufen sei. Verteidigungsminister Mattis hatte vor wenigen Tagen noch zurückhaltender gesprochen. Man werde sich mit den Vereinten Nationen und den Alliierten sowie über diplomatische Bemühungen dem Problem zuwenden, Nordkorea unter Kontrolle zu bringen.
China hat als Nachbar nicht nur Sorge, in einen Krieg, vielleicht auch einen Atomkrieg, hineingezogen zu werden und fürchtet die Folgen eines Zusammenbruchs des Regimes, weswegen man in Peking immer vorsichtig taktiert. Bei dem Gespräch dürfte es neben wirtschaftlichen Fragen und dem Konflikt um das Südchinesische Meer vor allem um Nordkorea gehen. In China sorgt man sich auch darüber, dass Nordkoreas Führung irrational regieren könne, das Regime klammere sich derzeit nur an seine Atomwaffen.
In einem Kommentar werden die USA für die Unsicherheit in der Region verantwortlich gemacht und aufgefordert, den Konsens zwischen den Ländern in der Region zu fördern. Die USA hätten kaum Chancen, erfolgreich gegen Nordkorea vorzugehen. Sanktionen würden nichts mehr bewirken, militärische Aktionen würden vor allem Südkorea betreffen. Chinesische Medien berichten entsprechend zurückhaltend. Für Trump könnte es zur ersten großen Herausforderung werden.
Aus Seoul heißt es, der Raketentest sei eine "Bedrohung für den Frieden und die Stabilität der ganzen Welt". Man werde die Raketenabwehr verstärken, kündigte das Militärkommando an. Solche Provokationen würden das Regime auf den Weg zum Zusammenbruch bringen. Der japanische Kabinettsekretär Yoshihide Suga sagte, der Abschuss sei eine klare Verletzung der UN-Resolutionen: "Unser Land wird die wiederholten provokativen Aktionen Nordkoreas nicht dulden."