Ob Corona oder Klima: Risiken vermeiden
Seite 2: Keine Pause bei den gigantischen Veränderungen
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Auch wenn derzeit - nicht zu Unrecht - alle öffentliche Aufmerksamkeit auf die Pandemie gerichtet ist, pausieren die anderen großen globalen Krisen keineswegs. Sowohl das rasante Artensterben als auch der Klimawandel gehen weiter.
Zum Beispiel hoch im Norden, wo die Meereisfläche bereits jetzt, wenige Wochen nach ihrer jährlich größten Ausdehnung, weit unterdurchschnittlich ist. Die Gewässer vor der russischen Küste am Barentmeer, östlich von Skandinavien, blieben diesen Winter nahezu eisfrei. Ebenso die Küsten des Baltikums und der Finnische Meerbusen zwischen Estland und Finnland.
Oder im US-Bundesstaat Kalifornien. Von dort schreibt die Zeitschrift Scientific American, dass sich die Zahl der besonders riskanten Waldbrandtage verdoppelt habe. Oder vor der Küste Australiens. Dort kommt es derzeit im weltgrößten Korallenriff, dem Great Barrier Reef zur dritten Bleiche innerhalb der letzten fünf Jahre, und zwar ausgedehnter als je zuvor.
Bei einem solchen Ereignis führen zu hohe Wassertemperaturen dazu, dass sich die einzelligen Algen, die für gewöhnlich mit den Korallen in Symbiose leben, von diesen trennen. Oft sterben die Korallentierchen dadurch ab, insbesondere wenn die hohen Temperaturen zu lange anhalten. Ganze Riffe sind so schon seit Beginn der 1990er Jahre verödet.
Der Golfstrom
Der Vorgang wirft ein Schlaglicht auf die gigantischen Veränderungen, die aufgrund der menschlichen Eingriffe in den Weltmeeren vor sich gehen. Zu denen hinzukommen könnte in Zukunft eventuell auch ein Versiegen des Golfstroms, Westeuropas Fernheizung, die bis in den hohen Norden des Kontinents für erträgliche Lebensbedingungen sorgt.
Eine im März veröffentlichte Studie, über die der Schweizerrundfunk hier berichtet (ab Minute 17), kommt zu dem Schluss, dass diese große Meeresströmung deutlich labiler ist als bisher gedacht.
Dass sie in den vergangenen Eiszeiten des Öfteren ausfiel, war bereits bekannt. Nun hat aber ein genauerer Blick in die die vergangenen 500.000 Jahre gezeigt, dass sie auch in den Warmzeiten öfter stockte. Insbesondere, und hier wird es sehr praxisrelevant für die nächsten Jahrzehnte.
Denn dies geschah unter derartigen globalen Klimabedingungen, wie wir sie aufgrund der wachsenden Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre schon in den nächsten Jahrzehnten erleben könnten. Für das europäische Klima würde das vor allem bedeuten, dass Wetterextreme weiter verstärkt würden.
Ob nun härtere Kältewellen, stärkere Hitzewellen oder heftigere Niederschläge die Folgen wären, ist noch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Aber am besten wäre natürlich, man lässt es gar nicht so weit kommen, denn die Schäden nicht zuletzt für die Landwirtschaft wären enorm, und das Risiko für die Welternährung entsprechend groß.