Obama: Sony-Hack kein Cyberwar, aber Cybervandalismus
Die US-Regierung sieht hinter dem Sony-Hack die nordkoreanische Regierung, die Beweise sind eher dürftig
Für die US-Regierung steht fest, dass der Cyberangriff auf Sony Pictures aus Nordkorea kam. Begründungen dafür liefert sie allerdings nicht, das FBI, auf das sich Washington stützt, verrät nicht Genaueres und beruft sich auf Analogien. Sicher ist allerdings keineswegs, dass das nordkoreanische Regime dahintersteht.
Mag sein, dass man keine Beweise liefert, nachdem durch Snowden klar wurde, dass die NSA sich in Tausende von Servern und Routern gehackt hat, u.a. in Nordkorea. Für ein Land, das Cyberangriffe ausführt, ist es natürlich schwierig, andere Länder zu beschuldigen, dasselbe zu machen. Aufgrund von Terrordrohungen der Hackergruppe "Wächter des Friedens", die sich zu dem Datenklau bekannt hat und sich über das FBI lustig macht, gegen Kinos hat Sony den Film "The Interview" nun den Kinostart ganz abgesagt. In dem Film geht es um einen Mordanschlag auf den Diktator Kim Jong Un.
US-Präsident Barack Obama kritisierte Sony, der Erpressung klein beizugeben, reagierte aber auch selbst moderat und drohte Nordkorea damit, das Land wieder auf die Liste der Staaten zu setzen, die Terrorismus unterstützen. Auf der befinden sich derzeit vier Staaten: Trotz der Kehrtwende gegenüber Kuba wird das Land von der US-Regierung, die Verdächtige in anderen Ländern mit Drohnen jagt und tötet, Folterer in den eigenen Geheimdiensten nicht bestrafen will, bewaffnete Gruppen auch mit Waffen unterstützt und immer mal wieder völkerrechtswidrige Kriege führt, als Land gebrandmarkt, das Staatsterrorismus fördert. Daneben finden sich auf der Liste Syrien, der Iran und der Sudan.
Moderat reagierte Obama, weil er den Angriff nicht als kriegerischen Akt einstufte, sondern lediglich als "Cybervandalismus", auf den man entsprechend reagieren werde. Er will sich an China wenden und um Unterstützung bitten. Das wurde gleich vom republikanischen Senator John McCain, der eine aggressive Politik vertritt, kritisiert. Es sei mehr als Vandalismus, sagte er, es handele sich um eine "neue Kriegsführung", auf die man hart reagieren müsse. Auch der republikanische Senator Lindsey Graham war die Haltung von Obama zu lahm, er will den Hack als "Terrorismus" eingestuft sehen. Newt Gingrich meinte gar, die USA hätten den ersten Cyberwar verloren. Es sei ein "Angriff gegen eine amerikanische Firma auf dem souveränen Boden der USA" gewesen.
Die militärische Cyberwar-Doktrin des Pentagon sieht vor, auf Cyberangriffe auch mit letalen Waffen reagieren zu können. Vermieden wird allerdings, dies näher zu definieren. Auch die Nato kann damit die Beistandsklausel in Artikel 5 auslösen. Krieg, so kann man daraus schließen, will das Weiße Hause in diesem Fall vermeiden, weil man eh schon in Syrien und im Irak kämpft und die Drohkulisse gegen Russland aufbaut. Gleichzeitig fehlt eine Definition dessen, was Cyberwar ist. Ist ein Hackangriff auf ein Unternehmen, das keine kritische Infrastruktur betreibt - oder ist Hollywood so einzustufen? -, ein kriegerischer Akt? Soll er es auch dann sein, wenn der Angreifer nicht vom Staat beauftragt wurde? Könnten also Hackergruppen einen wirklichen Krieg auslösen?
Nordkorea reagierte hingegen wie gewohnt mit massiven Drohungen. Der Angriff wird abgestritten. Es gebe schwere Konsequenzen, wenn die USA es ablehnten, den Vorfall gemeinsam zu untersuchen. Man könne beweisen, nichts damit zu tun zu haben, "ohne auf das Mittel der Folter zurückgreifen zu müssen", heißt es aus Nordkorea. Es gebe "ultraharte" Reaktionen, man sei darauf vorbereitet, gegen die USA zu kämpfen, auch in einem Cyberwar. Auf einen UN-Bericht über schwere Menschenrechtsverletzungen an den UN-Sicherheitsrat, drohte Nordkorea damit, die Verteidigung mit Atomwaffen auszubauen.
Die NGO Human Rights Foundation (HRF) ruft zu der Aktion #HackThemBack auf, weil man die freie Meinungsäußerung verteidigen müsse und Sony sich habe erpressen lassen. Die NGO fordert Spenden, um Nachrichten über Ballons, Radio, Flugblätter, DVDs etc. nach Nordkorea zu bringen.