Ölpreis-Kapriolen

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Bundesregierung will Benzin und Diesel subventionieren, während der Rohölpreis längst wieder gefallen ist

Alles spricht vom hohen Ölpreis, doch kaum jemand nimmt zur Kenntnis, dass er längst wieder von seinem kurzfristigen Gipfel – Peak im Fachjargon – Anfang März heruntergeklettert ist. Der Abstieg war dabei ähnlich steil wie der Aufstieg, allerdings hat es seitdem mehrere relativ abrupte Ausschläge nach oben gegeben. Der Markt ist offensichtlich nervös.

Seit Anfang April schwankt der Preis für die Standardsorten WTI (USA) und Brent (Europa) um die 100 US-Dollar pro 159-Liter-Fass (Barrel) Rohöl, wobei Brent immer einige US-Dollar teurer ist.

Das ist in etwa das gleiche Preisniveau, das Anfang des vergangenen Jahrzehnts mehrere Jahre geherrscht hat. Es fragt sich also wirklich, weshalb die Bundesregierung den Kraftstoffverbrauch unbedingt subventionieren will.

Zielgerichteter entlasten?

Und vor allem stellt sich die Frage, weshalb das mit der Gießkanne geschehen soll. Ein allgemeiner Preisnachlass wird – wenn er denn an den Tankstellen tatsächlich zum Verbraucher durchgereicht wird – die Vielverbraucher mit besonders großen SUVs bevorteilen und nicht unbedingt pendelnde Geringverdiener. Die hätte man deutlich zielgerichteter entlasten können.

Aber das sogenannte Entlastungspaket der Bundesregierung wird ohnehin erst zum 1. Juni greifen, wie unter anderem der Münchner Merkur berichtet.

Bis dahin kann der Ölpreis noch manch Kapriolen schlagen. Neben Russlands Ukraine-Krieg und den Wirtschaftssanktionen des Westens, die ihn nach oben treiben könnten, gibt es auch einige preisdrückende Faktoren.

Da sind unter anderem die chinesischen Pandemie-Probleme. Auf der Plattform Oilprice weist ein Kommentator darauf hin, dass derzeit in etwa 45 chinesischen Städten, die zusammen für 40 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes verantwortlich sind, in der einen oder anderen Form aufgrund von Corona-Ausbrüchen Verkehrsbeschränkungen herrschen.

Chinesische Raffinerien hätten im April die Verarbeitung um 900.000 Barrel pro Tag gekürzt. Das entspräche sechs Prozent des chinesischen Bedarfs.

Auch die Aussichten für die Weltwirtschaft sprechen eher für eine niedrigere Ölnachfrage und einen entsprechenden preismindernden Effekt. Der Weltwährungsfonds hatte gemeinsam mit anderen internationalen Organisationen erst vor wenigen Tagen vor den rasant steigenden Lebensmittelpreisen gewarnt und Notfallmaßnahmen für besonders gefährdete Länder und Bevölkerungsgruppen gefordert.