Ohne die billige Müllhalde China verschärft sich das weltweite Plastikmüllproblem
China hat bis Anfang des Jahres seit 1992 fast die Hälfte des weltweiten Plastikmülls aufgenommen, in den nächsten Jahren werden über 100 Millionen Tonnen anderweitig entsorgt werden müssen
China hat zu Beginn des Jahres die Tore mit dem "Grünen Zaun" für den weltweiten Plastikmüll geschlossen (Zentraler Recyclinghof des Planeten ist geschlossen). Das Land, das die Maßnahme vorab angekündigt hatte, wollte nicht mehr Müllplatz für die Staaten werden, in denen weiter in Massen Plastik produziert und verwendet wird, während der Abfall in die Umwelt gelangt oder exportiert wird. Nun stehen die Länder, allen voran die EU und die USA, vor dem Problem, wohin mit den Plastikbergen, die weiter anwachsen, weil die Recyclingrate gering ist und nur Teile verbrannt werden.
Dabei ist Plastik bereits überall vorhanden (Noch mehr Plastikmüll in den Meeren, Müllhalde Ozean), Mikroplastikteilchen finden sich in allen Gewässern und im Grundwasser, in Böden und in Organismen (Kleinste Plastikteilchen könnten global terrestrische Ökosysteme negativ verändern).
Wissenschaftler der University of Georgia haben die möglichen Folgen der chinesischen Entscheidung untersucht und gehen davon aus, dass vor allem die USA und die EU im nächsten Jahrzehnt von einer Plastikflut überschwemmt werden. Bis 2030 wird sich der Plastikmüll nach den Schätzungen, wie sie in ihrem Beitrag für Science Advances schreiben, noch einmal um weitere 110 Millionen Tonnen anwachsen, die nicht mehr exportiert werden können. China hat zwischen 1992 und 2016 mit 106 Millionen Tonnen fast die Hälfte des weltweiten Mülls aufgenommen. Auch Recyceln verschiebt das Problem eigentlich nur und löst es nicht wirklich, auch wenn dadurch weniger Plastik produziert werden muss.
China hat, wie die Wissenschaftler aus Angaben der United Nations Comtrade Database herausfanden, zwischen 1992 und 2017 45,1 Prozent des Plastikabfalls der Welt oder 106 Millionen Tonnen aufgenommen. Allerdings gehen aus den Daten nicht alle Importe und Exporte und auch nicht die Transporte zwischen Ländern hervor. China und Hongkong haben zusammen 72,4 Prozent importiert, der Großteil des Mülls aus Hongkong floss jedoch weiter nach China. Es war aufgrund der geringen Kosten billiger, den Plastikmüll nach China zu verschiffen, als ihn in den Ländern mit Bahn oder Lastwagen zu transportieren.
Auch von China aus geht ein guter Teil des Plastikmülls in die Meere, jährlich zwischen 1,3 und 3,5 Millionen Tonnen. Da China schon mit dem im Land anfallenden Plastikmüll, der in den letzten Jahren gleichfalls zunahm, nicht zurechtkam, verstärkte der Import von 7,35 Millionen Tonnen Plastik oft von schlechterer Qualität 2016 das Müllproblem, auch wenn nur etwas mehr als 10 Prozent ausmachte. China produzierte zum Recyceln letztlich selbst genug Plastik und konnte an den Importen nichts mehr verdienen.
Reichere Länder wie die USA oder Deutschland haben ihren Müll in ärmere Länder wie China oder Indien exportiert, 2016 etwa 70 Prozent ihres Plastikmülls, Hauptexporteur ist die EU. Die USA, Japan und Deutschland haben 2016 am meisten exportiert, die USA über 25 Millionen Tonnen, Japan 22 Millionen, Deutschland 18 Millionen, andere EU-Länder wie Großbritannien, Frankreich, die Niederlande oder Belgien höchsten die Hälfte des von Deutschland verursachten Mülls.
Ein Problem ist, dass die produzierten Plastikmengen explosiv angewachsen sind, nicht aber die Kapazitäten, diese zu entsorgen. 1950 wurden weltweit gerade einmal 2 Millionen Tonnen hergestellt, 2015 schon 322 Millionen. Insgesamt wurden bislang um die 8,3 Milliarden Tonnen produziert - davon sind 6,3 Milliarden Tonnen zu Abfall geworden. Nur 9 Prozent wurde weltweit recycelt, der Rest landete in Mülldeponien oder in der Umwelt. Jährlich gelangen bis zu 12 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere.
Die Wissenschaftler sagen, die zu erwartende Plastikmüllflut mache die Notwendigkeit für ein globales Übereinkommen für die Nutzung, den Umgang und das Recyceln von Plastik noch einmal deutlich. Der Großteil des Mülls lande in Mülldeponien oder verschmutze die Umwelt.
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