Olaf Scholz unter Beschuss: Warum die Zukunft des Kanzlers immer unsicherer wird
Seite 2: Fällt nach Scholz die Brandmauer?
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In prominentester Form geprägt hatte ihn nicht Friedrich Merz in seiner oben erwähnten Ansprache im Bundestag, sondern der Spiegel, mit dem Titel der Ausgabe 48/23 vom 24. November, der da lautete: "Absturz eines Besserwissers".
Dabei hatte das "Leit"-Medium die Karriere des Kanzlers zuvor durchaus wohlwollend begleitet – und zwar von Beginn an, wie etwa in dem Interview von Ausgabe 40/2021 und dem enstprechenden Titel deutlich wird: "Werden Sie Kanzler, Herr Scholz?" – "Ja!"
Zwei Jahre später Tenor ein deutlich anderer:
Seit zwei Jahren regiert Scholz nun dieses Land, und bislang ist er damit durchgekommen. Seine Umfragewerte sind gesunken, seine Partei hat Wahlniederlagen kassiert, aber der Kanzler verströmte stets die Gewissheit, all dies folge einem Plan, am Ende werde alles gut.
Nun haben die obersten deutschen Richter den Plan kassiert, haben schwarz auf weiß festgehalten, dass der Plan unzulässig war, verfassungswidrig. Und plötzlich fehlt selbst den begabtesten Schönrednern in der Regierung die Fantasie, wie das alles noch mal gut werden soll. (…)
Die Erzählung vom etwas hüftsteifen Hanseaten, der zwar keine begeisternden Reden halten kann, dafür aber seriös regiert […] hat das Bundesverfassungsgericht nun hinweggefegt - und selbst wenn Scholz sich öffentlich nichts anmerken lässt: Das muss ihm wehtun. Sehr weh.
Spiegel
"Reue", sei nun gefragt, bilanzierte der Spiegel im Vorfeld der berüchtigten Regierungserklärung um die "neue Realität". Doch die zeigte Scholz bekanntlich nicht.
Und wie angekündigt sauste die Guillotine über dem Bundeskanzler herab. Und natürlich bediente auch Scholzens entschiedenster politischer Gegner Friedrich Merz das Bild vom rollenden klugen Kopf, als er in Reaktion auf die ernüchternde Scholz-Erklärung Neuwahlen forderte.
Die Frage ist allerdings, was danach kommen soll.
Ob es der CDU-Parteichef, ehemalige Blackrock-Aufsichtsratsvorsitzender und AfD-Anbiederer Merz richten würde. Und vor allem: Mit wem als Koalitionspartner?
Beinahe kann man den Eindruck gewinnen, dass derzeit alle politisch Verantwortlichen zielgenau auf eine Zerstörung der "Brandmauer" zusteuern, ob nun intendiert oder nicht.
Mit einer guten Prise Galgenhumor könnte man sagen, dass das vielleicht nicht das schlechteste Szenario ist. Denn dann wird sich die Opposition nämlich beweisen beziehungsweise auf ihre Worte Taten folgen lassen müssen. Wenn man die Scholz-Schelte so liest, kann es ja offenbar nicht schlechter werden.