Operation Kralle: Der Barzani-Clan und der Plan von Erdogan

Seite 2: Türkische Operationen im Irak gab es schon zu Saddam Husseins Zeiten

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Der erste Angriff der türkischen Armee auf kurdisches Siedlungsgebiet im Irak fand bereits 1983 statt. Das Regime von Saddam Hussein und Ankara unterzeichneten damals ein Abkommen über eine Zusammenarbeit bei der Grenzsicherung, welches der türkischen Armee gestattete, bis zu zehn Kilometer über die Grenze in den Nordirak hinein zu operieren.

Tatsächlich ging es wie in den kurdischen Gebieten der Türkei um die Jagd nach der PKK-Guerilla. Während Saddam Husseins Truppen vom Süden die PKK-Camps angriffen, rückten 7.000 türkische Soldaten von Norden in die Region ein. (Man beachte die Parallele zu der momentanen türkischen Forderung eines 30 km breiten Streifens entlang der türkischen Mauer in Nordsyrien unter türkischer Kontrolle, Anm. d. Verf.)

Weitere Operationen folgten 1984, 1986 und 1987 bis die irakische Regierung 1988 der Türkei die Erlaubnis wieder entzog. 1988 erfolgte der Giftgasangriff des Baath-Regimes auf die kurdische Stadt Halabdscha, dem 5.000 Menschen zum Opfer fielen. Es gab 1988 noch weitere Giftgasangriffe auf die kurdischen Städte Sulaimaniyya und Marivan, die jedoch weniger Beachtung fanden.

1991 begehrte die kurdische Bevölkerung in großen Teilen des Nordirak gegen das Baath-Regime auf. Die USA richteten eine Flugverbotszone über dem Nordirak ein, welche die Grenze der kurdischen Autonomieregion markierte. Die Macht in der kurdischen Autonomieregion erhielten zwei feudal-konservative Clans, der Barzani- und der Talabani-Clan. Die PKK, die in allen kurdischen Siedlungsgebieten der Länder Türkei, Syrien, Iran und Irak Sympathisanten hatte und sich feudalen kurdischen Stammesstrukturen widersetzte, wurde von den beiden Clans als Konkurrent angesehen, den es zu bekämpfen galt.

1992 begann die gemeinsame "Operation Sandwich" der Türkei, der Barsani-Partei KDP und der Talabani-Partei PUK gegen Stützpunkte der PKK. Türkische Militärbasen wurden im Nordirak errichtet, die erste in Salahaddin, der Gemeinde von Massud Barsani. In den folgenden Jahren gab es bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der KDP, der PUK und der PKK in wechselnden Allianzen, die zu erläutern hier zu weit führen würden. Immer wieder kam es zu gemeinsamen Operationen der Barsani-Peschmergas mit der Türkei gegen die PKK, die schwere Verluste zu verzeichnen hatte.

Die Konkurrenz verstärkte sich auch ideologisch, als die PKK 1993 von der Forderung nach einem eigenen kurdischen Staat abrückte und diese Forderung 1995 auch aus ihrem Programm strich. KDP wie PUK hielten dagegen weiter an ihrem Ziel eines eigenen Staates fest. 2004 beschloss das kurdische Regionalparlament zwar den Abzug der türkischen Truppen und auch die irakische Regierung forderte dies immer wieder, doch die KDP setzte die Entscheidung nicht um.

Eine Einigung aller kurdischen Parteien in einem länderübergreifenden nationalen kurdischen Kongress zur Lösung der kurdischen Frage ist nach wie vor nicht Sicht. Allein die PKK fordert dies seit Jahren.

Irakisches Militär startet neue Operation gegen IS

Während die KDP-Peschmergas sich anscheinend zusammen mit dem türkischen Militär auf die Vertreibung der PKK konzentrieren, startete das irakische Militär gemeinsam mit ezidischen (auch: jesidischen) Einheiten aus dem Shengal-Gebiet eine Operation gegen den IS. Lokale ezidische Kräfte aus dem Shengal wurden schon vor kurzem in die vom irakischen Militär eingeleitete Operation gegen die Überreste des IS in den Provinzen Salah ad-Din im Norden bis zur Provinz al-Anbar eingebunden.

Nun beteiligen sich auch die ezidischen Widerstandseinheiten YBŞ (Yekîneyên Berxwedana Şengalê) an der Offensive, die sich gemeinsam mit der HPG/YJA-Star, den militärischen Einheiten der PKK und den nordsyrischen Militäreinheiten YPG/YPJ, um die Verteidigung des Shengal-Gebietes nach dem Überfall des IS 2014 kümmerten.

Die KDP-Peschmergas hatten 2014 nach ihrer Flucht vor dem IS - andere sagen: nach dem koordinierten Rückzug -, bei den schutzlos dem IS ausgelieferten Eziden im Shengal jegliches Vertrauen verwirkt. Heute gibt es zwar auch wieder einen konservativen Flügel der Eziden, die auf die Regionalregierung Barzanis setzen, allerdings sitzt bei der Mehrheit der ezidischen Bevölkerung das Misstrauen gegen die kurdische Regierung tief.

Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass sich große Teile der den Kurden zugehörigen Eziden von der Autonomieregierung verraten fühlen und eher der irakischen Zentralregierung vertrauen. An der genannten Anti-IS-Operation nimmt neben der irakischen Armee und Luftwaffe auch die Anti-IS-Koalition mit Kampfflugzeugen teil.

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Iranische Angriffe auf die kurdische Autonomieregion

Seit einigen Tagen gibt es nach Aufklärungsflügen der iranischen Armee einen koordinierten Angriff der iranischen und türkischen Armee auf die Regionen Bradost und Balakayeti mit Artillerie, Mörsern und Katjuscha-Raketen. Durch die Bombardierungen wurden Hunderte Hektar Wald in Brand gesetzt, tausende Bäume zerstört und Wild getötet. Bis zum Wochenende hielten die Bombardierungen an.

In der Barzani-nahen Zeitung Rudaw kritisierte der Bürgermeister von Choman, Ahmed Qadir, die Bombardierungen, denen ein 18-jähriges Mädchen in der Nähe von Sidakan, im Nordosten von der kurdischen Hauptstadt Erbil, zum Opfer gefallen ist und forderte Teheran auf, die Bombardierungen so schnell wie möglich zu stoppen. Das iranische Regime gab an, dies seien Vergeltungsschläge gegen die Ermordung von vier Mitgliedern der iranischen Revolutionsgarden am vergangenen Dienstag.

"Es gibt keine anti-iranischen Oppositionsgruppen in der Gegend", sagte ein Bewohner der betroffenen Ortschaft Ananas. Die Bombardierungen und "das Artilleriefeuer haben schwere Schäden in unseren Obstgärten und unserer Ernte angerichtet und unsere Bevölkerung aus den Häusern vertrieben".

Vergangene Woche gab es gleich zwei Koordinierungstreffen zwischen dem Iran und der Türkei. Dabei ging es um eine gemeinsame Grenzpolitik, die vor allem den Grenzhandel zwischen der kurdischen Bevölkerung von Iran und Irak unterbinden soll. Offiziell sind die Grenzübergänge zwar offen, aber der Handel der Bevölkerung über die Grenze hinweg ist verboten. Anwohner vermuten, dass sie damit zur Armut und zur Migration gezwungen werden sollen, um die Region auf beiden Seiten der Grenze zu entvölkern.