Originelle Zerstörungsorgie
Kreativ destruktiv: das Casual-Game "Boom Blox"
Was darf man von einem Videospiel erwarten, das Electronic Arts in Zusammenarbeit mit Steven Spielberg entwickelt hat? Hm, schwer zu sagen. Denn wer ehemalige LucasArts-Mitarbeiter fragt, die in den frühen 1990er Jahren mit ihm an „The Dig“ gearbeitet haben, wird hören, dass er sich bei dem Projekt damals ziemlich zurückgehalten hat. Und jetzt?
Man kann nur spekulieren, wie viel EA dem Filmemacher wohl gezahlt hat, um ihn als Zugpferd für dieses Game zu gewinnen. Schließlich dürfte er nicht allzu viel Zeit gehabt haben, hatte er doch bestimmt schon genug wegen des neuen „Indiana Jones“-Films zu tun. Letztlich aber sollte es uns nicht allzu sehr jucken, wie ein Blick auf das Ergebnis beweist. „Boom Blox“ ist nämlich ein wunderschön gemachtes Casual-Game.
Die Figuren wirken skurril, sehen wie zu Steinchen platt gedrückte Körper aus und entstammen allesamt dem Tierreich. Mit den liebenswerten Helden erlebt man winzigkleine Abenteuer. Anfangs gilt es, Schäfchen zu helfen, die nach dem ersten Durchgang in den Besitz von blau leuchtenden Edelsteinen gekommen sind. Doch die gierigen sowie bösen Bärchen haben längst auch ein Auge auf die Juwelen geworfen. Nun heißt es, von Level zu Level zunehmend mehr Gegner zu bekämpfen. Dies geschieht, indem man mit der Wiimote auf die Bärchen zielt, sie also per Knopfdruck anvisiert, um sie dann sozusagen mit der Wucht eines Tennisaufschlags aus dem Weg zu räumen – ein optimal auf die Wii-Steuerung zugeschnittenes Gameplay. Zuweilen artet das hektische Geschehen in explosive Action aus, was durchaus eines der Elemente sein dürfte, die auf Spielberg zurückgehen. In seinen „Indiana Jones“-Streifen lässt er es ja auch gern mal ordentlich krachen. Doch hinter „Boom Blox“ steckt mehr als blanke Zerstörungswut. Müssen beispielsweise die Babys einer Gorillamutter gerettet werden, sind Köpfchen und Geduld gefragt. Ziel ist, dass die Mutter über eine Brücke zu ihren Kindern gelangt. Nun blockieren jedoch Felssteine den Weg. Die Hindernisse zu entfernen, ist gar nicht so leicht, könnte die Brücke doch durch jede noch so kleinste Erschütterung in sich zusammenfallen…
Als Motivation, die zahlreichen Herausforderungen zu meistern, dient allerdings nicht nur das Weiterkommen, vielmehr werden sukzessiv neue Charaktere und Gegenstände zugänglich. Mit denen lassen sich dann im Editor-Modus eigene Levels gestalten und bereits vorhandene aufpeppen. Die Kreationen können daraufhin über WiiConnect24 Freunden zur Verfügung gestellt werden. Insofern ist „Boom Blox“ nicht nur selbst ein kleines Meisterwerk, sondern gibt auch allen die Chance, persönliche Meisterwerke zu erstellen. Lob hin, Lob her. Bezieht man ältere Puzzle- und Geschicklichkeitsspiele mit ein, so ist „Boom Blox“ letztlich nichts anderes als die logische Fortführung von Klassikern wie „Tetris“ und „Lemmings“. Genauso gut lässt es sich auf eine Stufe mit anderen originellen Werken wie „LocoRoco“ und „Crush“ (beide PSP) stellen. Wie zeitlos es allerdings auf lange Sicht sein wird, das steht auf einem anderen Blatt. Die Größe des Wertes, wie gut sich „Boom Blox“ immer wieder aufs Neue spielen lässt, zu einer solchen Einschätzung kann man nach dem Test wirklich noch nicht kommen. Da war erst mal Pause angesagt, weil die Steuerung immer nur einen Arm belastet…
„Boom Blox“ ist für Nintendos Wii erschienen. Eine Version für Handys wurde ebenfalls produziert.