Ost- und Westrepublik Srpska
Die Balkanisierung geht weiter
Vor vielleicht drei Jahren gab es einen Film über die Republik Srpska, der auf dem Human Rights Watch Filmfestival gezeigt wurde. In diesem Film sah man die Zusammenkunft eines Kabinetts, während der jemand Biljana Plavsik erklären mußte, warum die Serben nicht erfolgreich die Flugverbotszone verletzen konnten, nämlich weil alles von den Satelliten aus beobachtet werden konnte.
Heute wird Frau Plavsik vom Außenministerium, von der SFOR, der OSZE, der Nato usw. in ihrem Kampf gegen Radovan Karadzic unterstützt, einem Kriegsverbrecher, der offensichtlich noch den Großteil der Republik Srpska kontrolliert.
Die Unterstützungskanäle zwischen Plavski und dem Rest der politischen Szene der Republik Srpska sind vielsagend: Plavsik wird vom Westen, von oppositionellen Politikern in Montenegro und von der serbischen politischen Opposition (SPO) unterstützt, während das Parlament der Republik Srpska, das angeblich Karadzic nahesteht, von Milosevic unterstützt wird. Auch die geographische Lokalisierung von Plavsik und dem Parlament der Republik Srpska ist vielsagend: Plavsik regiert von Banja Luka aus, während das Parlament in Pale tagt.
Kroatien, Bosnien und dem Westen gefällt vielleicht die aktuelle Instabilität der Republik Srpska. Schließlich könnte sie zu zwei Republiken von Srpska führen, was dem fest verankerten Muster der Balkanisierung entspäche, das in dieser Gegend weit verbreitet ist (der Balkan balkanisiert sich - daran ist nichts neu). Das Gefallen daran, die Republik Srpska auseinander fallen zu sehen, macht uns blind gegenüber den Unterschieden zwischen Plavsic und Karadzic.
Während Djindjic ein leidenschaftlicher Nationalist ist, der Milosevic gleicht oder noch extremer ist, kann auch Plavsic Karadzic an Extremismus übertreffen, insbesondere weil Plavsic und Karadzic, anders als Djindjic, der, abgesehen von seiner falsch ausgerichteten Unterstützung, nicht aktiv mit den von Milosevic bezahlten Soldaten am bosnischen Gemetzel teilnahm, im Krieg im selben Parlament saßen: sie gehörten derselben Regierung an, folglich sind sie gemeinsam für die von der Regierung getroffenen Entscheidungen verantwortlich.
Vor kurzem stolperte ich über die Zeugenaussage eines gewissen Kemal, der einige Jahre lang in der Republik Srpska Kriegsgefangener und Sklave (Zwangsarbeiter) war. Er erinnert sich daran, Karadzic und Plavsik bei offiziellen Kundgebungen, Feierlichkeiten und anderen Gegebenheiten Schulter an Schulter gesehen zu haben. Es war klar, daß Karadzic der Chef war, aber es war auch klar, daß Plavsic mit ihm in fester Eintracht stand.
Mir scheint, daß jetzt jeder ein Interesse daran hat, Plavsic gegen Karadzic zu unterstützen, ähnlich wie jeder seine Hände vom bosnischen Blut säubert, das versehentlich über ihn spritzte, weil man nichts machte oder seine Tätigkeiten falsch ausgerichtet hatte. Wenn das Ziel aber nicht darin besteht, die Republik Srpska zu spalten, kann ich für diese Unterstützung keine Rechtfertigung sehen.
Aus dem Englischen übersetzt von Florian Rötzer