Pädophile im Netz der britischen Polizei
Gefälschte Kinderporno-Sites sollen Gesetzeshütern bei Strafverfolgung und Abschreckung helfen
Nicht nur britische Menschen mit abartigen Vorlieben für Kinder werden die Polizei Ihrer Majestät in Zukunft fürchten lernen. Das Aufrufen von Internetseiten mit einschlägigem kinderpornografischem Content hat nach polizeilichen Angaben bereits einigen Usern unerwarteten Besuch vermutlich zur frühen Morgenstunde und eine etwas längere Offline-Existenz hinter Gittern beschert.
Manche Briten mit dunklen Online-Neigungen sind den Strafverfolgungsbehörden nach deren Angaben in den letzten Monaten ins Netz gegangen. Nicht aber weil sie etwa aktiv mit einem Kinderschänder-Ring zu tun hatten und in eine konkrete Internet-Fahndung geraten wären. Die Perverslinge hatten als passive Konsumenten, die sich in der Anonymität des Netzes sicher wähnten, im wahrsten Sinne des Wortes falsche Seiten trotz wiederholter Popup-Warnungen im Netz aufgerufen. Seiten, die scheinbar pädophile Schaulust befriedigen, in Wirklichkeit aber von Programmierern erstellt sind, die für die West Midlands Police arbeiten.
Das Eintippen für Pädophile typischer Suchbegriffe aktiviert die falschen Kindersex-Sites, die von der Behörde gehostet werden. Wer die Links dazu anklickt, erhält mehrmals Popup-Warnungen vor einer möglichen Festnahme oder sogar Gefängnisstrafe wegen Konsum von kinderschänderischem Content. Das hartnäckige Ignorieren dieser Meldungen führt dazu, dass speziell entwickelte Software die individuelle IP-Adresse des Rechners ermittelt, von dem aus vorsätzlich die vermeintlich kriminellen Seiten angewählt wurden. Und dann kann schon mal der Wagen geholt werden, wie Oberinspektor Bohrturm (Derrick) sagen könnte.
Die britischen Beamten sind zuversichtlich, dass die Sexsite-Fallen bei der Ermittlung von Kinderporno-Konsumenten gut dienlich sein werden. In den ersten sechs Monaten seien schon etliche Delinquenten so aufgespürt und verhaftet worden. Detective Inspector Darren Brookes von der West Midlands Police sagt, dass man daneben auch auf abschreckende Wirkung auf gefährdete Personen setze, die sich abartige Bilder zum ersten Mal anschauten. Die bei den Ermittlungen gesammelten Daten würden anderen Polizeidienststellen im Vereinigten Königreich und als internationale Amtshilfe auch ausländischen Kollegen weltweit übermittelt, so Brookes. Durch die professionelle Machart der falschen Sexsites könne dabei ausgeschlossen werden, dass User die Fake-Sites angeblich versehentlich aufriefen und unschuldig ins Visier der Justiz gerieten.
Die versierten Kinderporno-Fahnder werden in Kürze auch eng mit dem Jill Dando Institute of Crime Science zusammenarbeiten (Dando war eine adrette Blondine, die auf BBC Crimewatch [vergleichbar mit Aktenzeichen XY] moderierte und 1999 ermordet wurde, wir Deutschen müssen uns mit Sabine Zimmermann und Rudi Cerne begnügen) zusammenarbeiten. Die Dando-Organisation schätzt die hochwertige kriminologische Datenbank der Polizeibehörde und wird in Räumen der Polizeistation von West Bromwich ein kriminologisches Forschungsinstitut betreiben. Ab September soll dort an anderen neuen Methoden der Verbrechensbekämpfung geforscht werden. Wer also gebannt Aktenzeichen in der Glotze schaut, sollte bedenken: Wissen Sie wer gerade an Ihrem Computer ist???